Jedes Jahr besucht der Gesamtstadtrat einen Quartierverein. Bei 25 Quartiervereinen ist es ein lang ersehntes Ereignis, wenn die Wahl auf das eigene Quartier fällt. Am vergangenen Donnerstag war Wiedikon an der Reihe. Acht der neun Stadtratsmitglieder samt Präsidentin Corine Mauch machten Wiedikon ihre Aufwartung.
Der Vorstand des Quartiervereins hatte ein dichtes Programm in Form eines Spaziergangs entlang spezifischer Standorte zusammengestellt. An jedem der fünf Standorte kamen Personen aus der Bevölkerung zu Wort, die als Direktbetroffene Auskunft geben und stellvertretend für viele Anwohnerinnen und Anwohner ihre Wünsche und Erwartungen an den Stadtrat äussern konnten.
Dringender Wunsch: Friedhofsruhe
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde durch den Quartiervereinspräsidenten Urs Rauber im Café Z am Park gings um 9.30 Uhr gleich rüber zur Fritschiwiese, wo im Zusammenhang mit der missglückten Aktion «Brings uf d’Strass!» Aspekte der Angemessenheit und der Partizipation vorgebracht wurden.
Emotional wurde es an der nächsten Station, im Friedhof Sihlfeld. Dass Besinnung und Party auf einen Friedhof nicht zusammenpassen, musste dem Stadtrat nicht erklärt werden. Über die Bekämpfung von Missbräuchen war man sich einig, nicht aber über die geeigneten Massnahmen. Der Quartierverein und die eingeladenen Gäste aus dem Quartier äusserten den dringenden Wunsch, der Stadtrat möge die nächtliche Schliessung des Friedhofs als eine wichtige Massnahme zur Beruhigung der Situation in Betracht ziehen.
Sportvereine sind Leidtragende
Vom Friedhof ging es auf direktem Weg auf die Ämtlerwiese, wo die Themen Lärm, Littering und Trainingsmöglichkeiten zur Sprache kamen. Der Sportplatz beim Ämtlerschulhaus ist nicht nur bei Sportvereinen begehrt, sondern auch bei Festbrüdern und Nachtschwärmerinnen beliebt. Lärmklagen aus der Bevölkerung führen zu Restriktionen, unter denen dann die Sportvereine zu leiden haben, die sich andere Trainingsmöglichkeiten – sogar ausserhalb des Quartiers – suchen müssen.
Dass die Verteilung der Sportplätze besonders zu Ungunsten des Frauensports ausfalle, konnte Meret Böhni vom Frauenfussball FC Wiedikon anhand ihrer fundierten Recherchen darlegen. Ein Missstand, der Filippo Leutenegger, den Vorsteher des Schul- und Sportdepartements, aufhorchen liess und der Hoffnung Ausdruck gibt, dass sich dieses Bild in einem Jahr ändern könnte.
Erfolgsgeschichte Brupbimärt
Über die Bertastrasse, wo anhand eines Nachtclubs das Thema quartierverträgliche Nutzungsbalance vorgetragen wurde, steuerte die Gruppe auf den Brupbacherplatz zu. Kurz vor einem Regenschauer genoss man die von der Gelateria di Berna offerierte Glace und lauschte den Ausführungen von Roland Scheck, Präsident der Trägerschaft Brupbimärt und Vizepräsident des Quartiervereins Wiedikon, zur Erfolgsgeschichte des Quartiermarktes sowie zur verkehrsberuhigten Weststrasse. Als abschliessende Themen kamen im Comicladen Sammelpunkt an der Kalkbreitestrasse die lärmintensiven Strassenbaustellen, die aufgehobenen Parkplätze sowie die neu realisierten Velorouten zur Sprache.
Den Schlusspunkt setzte das gemeinsame Mittagessen im Restaurant Smith and De Luma in der Binz. Karin Rykart, Filippo Leutenegger und Corine Mauch nahmen nochmals Stellung zu den vorgebrachten Anliegen. In ihrer abschliessenden Rede dankte die Stadtpräsidentin dem Quartierverein für die exklusive Präsentation der Stimmung aus erster Hand und lobte dessen direkten Draht zur Bevölkerung. Bis sich wieder die Chance ergibt, mit dem Stadtrat in Wiedikon zu diskutieren, werden mindestens 25 Jahre vergehen und die Themen werden dann hoffentlich andere sein.
* Christina Sonderegger ist Mitglied des Quartiervereins Wiedikon.