Christoph Sigrist, Pfarrer am Grossmünster, erklärte an einem Informationsanlass für das Quartier die geschichtliche Bedeutung des Kirchgemeindehauses Wipkingen und den gesellschaftlichen Auftrag, den die Kirche bereits vor fast 100 Jahren wahrgenommen hat. In dieser Herkunft steckt laut Pfarrer Sigrist viel Zukunft, die es nun neu zu gestalten gilt. Eine kritische Stimme erhob Beni Weder, Präsident des Quartiervereins Wipkingen. Er stellte die Frage in den Raum, ob die Reformierte Kirche der Stadt mit ihrem 40 Millionen Franken teuren Renovationsprojekt tatsächlich den Bedürfnissen des Quartiers gerecht werden kann. Was es aus seiner Sicht dringend bräuchte, seien Plätze und Freiräume für junge Menschen. Ebenso Schulraum oder auch ein günstiges Hostel entsprächen den Bedürfnissen aus dem Quartier. Er wies auch darauf hin, dass schon einige Anläufe unternommen worden seien, die Situation rund um den Wipkingerplatz zu verbessern. Alles sei leider im Sand verlaufen.
Wiederbelebung an gute Lage
Die Vertreterin des Tiefbauamtes, Franziska Schell, begrüsste es hingegen, dass gemäss den Ausführungen von Claudia Bretscher von der Kirchenpflege mit dem neuen und spannenden Projekt eine Wiederbelebung an prominenter Lage stattfinden kann. Sie erachtet es als sehr positiv, dass ein neuer Raum und Treffpunkt geschaffen wird, der Begegnungen über Generationen und Bevölkerungsgruppen hinweg ermöglichen kann. Die Stadt Zürich verfüge über eine Dienstbarkeit auf der Terrasse vor dem Kirchgemeindehaus und werde daher die «Chance der Belebung» aktiv unterstützen, auch wenn das Postgebäude weder im Besitz der Stadt noch im Besitz der Reformierten Kirche ist.
Eine «Kultur der Gestaltung»
Der Informationsanlass, der im grossen Saal des Kirchgemeindehauses Wipkingen stattfand, war nicht als Einbahnveranstaltung geplant. Ganz im Sinne der «Kultur der Gestaltung» hatten die rund 50 Anwesenden die Möglichkeit, sich selber aktiv in die Diskussion einzubringen. Die rund 20 Kinder konnten sich die Räume bereits im Rahmen des Kids-Programms etwas aneignen.
Von den Teilnehmenden wollte man wissen, welche Anliegen und offenen Fragen im Raume stünden, was ihnen gefalle, was weniger und ob sie sich vorstellen könnten, partizipativ am Prozess der Neugestaltung teilzunehmen. Den vielen Ideen und Notizen, die im Workshop-Teil auf den beschreibbaren Tischen festgehalten wurden, konnte man entnehmen, dass aktives Tun tatsächlich einem Bedürfnis entspricht.
Geteiltes Quartier vereinen
Neben Aussagen wie «eine Chance, das geteilte Quartier zu einen» oder dass im Gebäude «wieder neues Leben einzieht» wurde auch diskutiert, ob man gleich neben der Hardbrücke tatsächlich einen Begegnungsort mit «Kaffee und Kuchen» wolle. Aber auch auf die Tatsache, dass «echte Vielfalt und Mitgestalten» möglich sein sollen, wurde wohlwollend hingewiesen. Ob sich das Haus am Wipkingerplatz zu einem neuen «Hotspot» und Begegnungsort im Quartier mit Ausstrahlungskraft entwickeln darf, wie es sich Grossmüster-Pfarrer Sigrist vorstellt, wird sich schliesslich an der Urne zeigen. Im März 2024 wird die reformierte Bevölkerung der Stadt über den Baukredit für das «Kirchgemeindehaus der Zukunft» entscheiden.