Bei Wind und Wetter ist Iris Singer in Zürich Nord mit dem Velo unterwegs. Nur bei Glatteis lässt sie das Velo stehen. Wer sie sieht, hat das Gefühl, sie zu kennen. Und das kommt nicht von ungefähr. Iris Singer arbeitet seit 20 Jahren bei der Post. Hauptsächlich kennt man die 40-Jährige vom Schalter der Filiale Seebach. Doch auch in Affoltern arbeitet sie häufig, das Team Seebach und Affoltern arbeitet eng zusammen.
Die gelernte Detailhandelsfachfrau ist vor 20 Jahren auf ein Inserat in der Zeitung gestossen, in dem eine Postassistentin gesucht wurde. Sie zögerte nicht lange und machte die einjährige postinterne Ausbildung in Seebach. Mit ihrem privaten Umzug von Affoltern nach Seebach blieb sie Zürich Nord treu. In Seebach lernte sie auch ihren Mann kennen, mit dem sie inzwischen zwei kleine Kinder hat. Was ihr hier besonders gefällt? «Seebach bedeutet Heimat für mich, eigentlich ganz Zürich Nord. Man wohnt nah an der Natur, ist aber auch schnell in der Stadt.»
Hilfe bei Übersetzungen
Die Arbeit in der Poststelle ist sehr abwechslungsreich. Zwar haben Briefverkehr und Einzahlungsgeschäft abgenommen, doch müssen viele Kunden trotzdem beraten werden. Gerade die Fragen im Zusammenhang mit Onlinebanking haben zugenommen. Häufig kommen auch fremdsprachige Menschen, die Hilfe bei der Übersetzung brauchen. Dies war auch besonders stark der Fall, als Singer in der Filiale Flughafen ausgeholfen hat. Im Laufe der Jahre ist sie viel herumgekommen, neben Schwamendingen, Oerlikon und der Sihlpost hat sie auch in der mittlerweile geschlossenen Poststelle des Schweizer Fernsehens geschafft.
Nicht nur der Kundenkontakt gefällt ihr, sie liebt es auch, mit Zahlen zu arbeiten. Dies wird vor allem im Backoffice gefordert. Das Büro im Inneren der Poststelle ist der Bereich, den die Kunden niemals zu sehen bekommen. Hier werden vor allem Kundenanliegen bearbeitet. In ihrer Zeit als vertretende Poststellenleitung war Singer vor allem hier tätig. Durch die Digitalisierung ist das Team stark reduziert worden. «Ich habe manchmal das Gefühl, unser Beruf stirbt», bedauert sie. Auf ihre Kollegen angesprochen gerät sie ins Schwärmen: «Wir sind ein Superteam, viele sind auch schon lange mit dabei!»
Als unangenehm empfindet sie unfreundliche Kunden, die nicht einmal grüssen oder einfach weitertelefonieren, während sie bedient werden. Doch meistens sind die Leute freundlich. Man kennt sich schliesslich und unterhält sich auch mal über Persönliches. Gerade in Coronazeiten scheint das Bedürfnis nach einer Unterhaltung bei manchen Menschen gestiegen zu sein. Aufregend wird der Tag, wenn Falschgeld am Schalter auftaucht. Zwar handelt es sich in der Regel nur um einzelne Scheine, welche die Leute unwissentlich im Portemonnaie tragen. Dennoch muss natürlich die Polizei eingeschaltet werden.
Ihr idealer Tag
Vor Corona war Singer viel reisen, auch schon als Kind: Indonesien, Mexiko, Singapur, China, die Hochzeitsreise ging nach Madagaskar. Diese Jahr steht noch einmal Zelten in der Schweiz auf dem Programm. Entspannung nach einem langen Tag findet sie im Sport. Die Triathletin kann zwar zurzeit wegen der Kinder nicht jede Disziplin trainieren, doch zweimal die Woche geht sie ins Schwimmtraining und Laufen geht auch immer. Wenn sie abends daheim in glückliche Gesichter schaut, könnte das ihr idealer Tag gewesen sein.