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Stadt Zürich
30.08.2021
15.12.2022 15:13 Uhr

Quartier beteiligt sich an Lösungssuche

Bild: Martin Schneider, Präsident Quartierverein Fluntern. Bild Pia Meier
Der Verkehr zum Zoo Zürich beschäftigt Anwohnende, Zoo und Stadt seit Jahrzehnten. Ein Mitwirkungsprozess soll nun mögliche Lösungen aufzeigen. Wegen der Coronapandemie mussten allerdings Sofortmassnahmen ergriffen werden.

«Sowohl die Verkehrsbelastung als auch der Parkplatzsuchverkehr beschäftigen die Bevölkerung von Fluntern», sagt Quartiervereinspräsident Martin Schneider. Der Verkehr staue sich bisweilen vom Vorderberg bis zum Zoo Zürich, insbesondere auf allen Zubringerstrassen zur Kreuzung Krähbühl-/Dreiwiesenstrasse, aber auch zum und vom Zoo-Haupteingang her sowie auf der Orelli- und Zürichbergstrasse. «Und es gibt für Stunden kein Durchkommen, weder für den Privatverkehr noch fürs Tram, welches dann vorzeitig am Vorderberg wendet», betont Schneider.

Der Verkehr weiche in die Quartierstrassen aus und verstopfe auch diese. Zudem würden die Privatautos wild parkiert, auf privaten Parkplätzen, vor Garagen, in Strassenkurven, auf Wiesen wie entlang der Dreiwiesen- und Orellistrasse, im Wald beim Hotel Zürichberg sowie im Bereich der Waldkreuzung Dreiwiesen-/Tobelhofstrasse und sonst überall. «Der längere Fussmarsch bis zum Zoo wird in Kauf genommen», so Schneider.

Parkplatzzahl reicht nicht aus

In den letzten 20 Jahren haben Stadt und Zoo zwecks Verbesserung der Situation einige Massnahmen umgesetzt: Zufahrtsperrungen und Shuttlebus, Einsatz von Niederflurtrams, Verstärkung der Parkplatzbewirtschaftung, höhere Parkgebühren, Railaway-Angebot und andere. Dennoch reichen die Parkplätze an Spitzentagen nicht aus. Im Umfeld des Zoos gibt es rund 1200 öffentlich zugängliche Parkplätze. Die durchschnittliche Besucherzahl am Sonntag beträgt rund 5400 Personen. An schönen Sonn- und Feiertagen kann sie auf über 8000 pro Tag ansteigen. 2019 reisten zwischen 45 und 65 Prozent der Besuchenden mit dem Auto an.

Seit Jahren wird der Verkehr zum Zoo auch im Gemeinderat thematisiert. 2018 forderten Balz Bürgisser und Markus Knaus (beide Grüne) den Stadtrat mittels eines Postulats auf, zu prüfen, wie die Besucherinnen und Besucher des Zoos animiert werden können, vermehrt den ÖV zu benützen. Dazu soll ein neues Verkehrskonzept ausgearbeitet werden mit den Eckpunkten, den ÖV zum Zoo attraktiver zu gestalten und die Quartierbevölkerung in der Umgebung des Zoos vor übermässigem motorisiertem Individualverkehr zu schützen.

Aufgrund dieses Postulats findet zurzeit ein Mitwirkungsprozess mit Anwohnenden, Quartiervertretern von Fluntern und Hottingen, Gewerbe, Zoo und Stadt statt. Der erste Teil wurde am 10. Juli durchgeführt, der zweite ist am 2. Oktober geplant. Dann sollen mögliche Massnahmen vorgestellt werden.

Seilbahn könnte eine Lösung sein

Der Zoo sieht längerfristig vor allem eine Lösung. «Die Zooseilbahn von Stettbach ist die umweltfreundlichste und nachhaltigste Lösung», betont Direktor Severin Dressen. Der Zoo verfolge dieses Projekt seit vielen Jahren. «Trotz des sehr langwierigen Prozesses und der Verzögerungen sind wir überzeugt, dass die Zooseilbahn die bestmögliche Lösung für alle ist.» Aber natürlich erhoffe man sich auch Lösungen aus dem Mitwirkungsprozess. Die Zooseilbahn ist nicht Teil des Mitwirkungsprozesses. Grund ist, dass zu diesem Projekt rechtliche Auflage- und Genehmigungsverfahren laufen.

Mehr Leute kamen mit dem Auto

Wegen der Coronapandemie verschob sich allerdings das Verhältnis öffentlicher Verkehr zum motorisierten Individualverkehr kurzfristig auf 30:70 Prozent. Deshalb musste die Stadt unabhängig vom Mitwirkungsprozess Sofortmassnahmen ergreifen. So wurde bei der Zufahrt über die Krähbühlstrasse eine Markierung angebracht, wodurch das Eigentrassee des Trams klar ersichtlich ist. Zudem wurde die Fahrbahn nach der Tramhaltestelle zoowärts durch eine Mittellinie markiert, dank der Autos flüssiger kreuzen können.

Neu wurden Pylonen aufgestellt und die Wegweiser höher platziert, damit die Umleitung bei Vollbelegung der Parkplätze schnell erfasst werden kann. Entlang der Dreiwiesenstrasse wurden zusätzliche Wegweiser montiert. Der Abfluss am Knoten Dreiwiesen-/Tobelhofstrasse wurde durch eine längere Grünphase an der Ampel verbessert. Und nicht zuletzt wird ab Vorderberg die Umleitung via Tobelhofstrasse signalisiert, wenn die Barrieren zum Zoo wegen Vollbelegung der Parkplätze geschlossen sind.

Die jahrzehntealten Versuche haben aber gemäss dem Fluntemer Quartiervereinspräsidenten Schneider längst aufgezeigt, dass es grundlegende und grossräumige Massnahmen braucht. «Kleine Korrekturen sind nicht die Lösung des Problems.»

Pia Meier