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Stadt Zürich
16.08.2021
14.11.2022 11:33 Uhr

Sie sind Lehrer und Hip-Hop-Duo

Bild: Merlin Obexer (l.) und Jonas Jost sind Johnny Nabu. Bild Alain Strebel
Erfrischend, nachdenklich und manchmal mit einem Augenzwinkern: Merlin Obexer und Jonas Jost haben unter dem Namen Johnny Nabu ihr erstes Album veröffentlicht – mit Erfolg.

Im 15 Quadratmeter grossen Zimmer steht ein schwarzes Klavier, zwei Gitarren hängen an der Wand, ein Keyboard steht neben dem Bett und auf dem Schreibtisch ein Synthesizer. Nicht nur Instrumente, sondern auch Zimmerpflanzen haben hier liebevoll ihren Platz gefunden. Hier, das heisst eine Gehminute vom Klusplatz entfernt, macht das Hip-Hop-Duo Johnny Nabu Musik. Mit Erfolg: Mit ihrem Tonträger «Liebe Gruess» haben Merlin Obexer und Jonas Jost nicht nur Platz 1 in der Kategorie «CH-Artist Album Charts» erreicht, sondern auch Platz 8 der allgemeinen Albumcharts der Schweizer Hitparade.

Erschienen ist die EP – englisch für Extended Play, also quasi die Hälfte eines gewöhnlichen Albums – im Juni. Die sechs Songs, die sich einem Genre zwischen Hip-Hop und Pop zuordnen lassen, erzählen nicht nur aus dem Alltag der beiden, sondern auch von ihren gemeinsamen Reisen: So etwa vom Besuch der Indigenen im US-Bundesstaat South Dakota oder von einer Wanderung durch den Amazonas-Regenwald. Während Obexer auf dem Klavier mit Tönen und Klängen experimentierte und aus ihnen am Laptop Instrumentals schaffte, schrieb Jost bildhafte Texte auf Zürichdeutsch. Der Produzent und Bassist der Schweizer Band Pegasus, Gabriel Spahni, war für die Umsetzung verantwortlich.

Sie wollten mehr als nur jammen

Kennen gelernt haben sich die beiden vor sechs Jahren an der Pädagogischen Hochschule in Zürich. Damals war Jost für seine alte Band auf der Suche nach einem Keyboardspieler und nahm Obexer auf. Als sich die bestehende Band nach und nach auflöste, blieben nur noch die beiden übrig. Nach ihrem ersten Song «Nacht» hätten sie gewusst, so Jost, «dass wir in Zukunft als Duo Musik machen möchten». Und: Sie wollten mehr als nur ein wenig in ihrem Bandraum in Witikon jammen, fügt Obexer hinzu.

Seit sich die beiden erinnern können, haben sie ein Faible für Musik: In der Rudolf-Steiner-Schule und später an der Atelierschule Zürich durften sie verschiedene Instrumente ausprobieren und besuchten regelmässig einen Chor. Und: Sie waren Teil der schuleigenen Big-Band. So entwickelten sie schon früh ein musikalisches Feingefühl. Daran hat sich in den vergangenen drei Jahren nichts geändert – so lange gibt es Johnny Nabu bereits.

Psychedelisches Kraut im Namen

Doch: Woher kommt dieser Name? Die beiden schauen sich an und lachen. «Das werden wir immer wieder gefragt. Meistens erzählen wir dann eine unterhaltsame Geschichte», gesteht Jost. So habe Obexer etwa auch schon behauptet, sie hätten auf ihrer Südamerikareise einen gewissen Johnny getroffen, der ihnen von einem psychedelischen Kraut namens Nabu erzählt habe – doch das sei reine Erfindung. Die Namensfindung war reiner Pragmatismus. «Wir haben nach einem Namen gesucht, den es noch nicht gibt und der leicht von den Lippen geht», so der 29-Jährige weiter.

Die Freunde teilen nicht nur die Leidenschaft zur Musik, sondern den Lehrerberuf. Die dadurch entstehende Flexibilität schätzen sie enorm: «Dadurch, dass wir an verschiedenen Schulen Stellvertretungen geben, können wir uns genügend Zeit für die Musik einplanen», sagt Obexer. Und doch: Nicht immer lassen sich Musik und Schule einfach miteinander vereinbaren: «Die Musikwelt findet in der Nacht statt, wohingegen die Schule frühmorgens beginnt», so Jost. Schlafmangel sei also nicht unüblich. Während die beiden die Kleinen mit lehrreichen Unterrichtseinheiten unterhalten, möchten sie auf der Bühne die Grossen mit ihrer Musik mitreissen. «Unser Ziel ist es, möglichst viele Auftritte zu haben und die Zuschauer zu begeistern», sagt Jost. Denn die Bühne gebe ihnen am meisten zurück. «Menschen applaudieren, weinen oder laufen weg», sagt er lachend.

Es sind diverse Konzerte geplant

Auftreten werden die beiden im Spätsommer. Dann gehen sie mit ihrer neuen EP auf Tournee: Sieben Konzerte seien geplant, unter anderem in der Meierei. Derzeit geniessen sie jedoch erst mal den Sommer in Zürich und freuen sich bescheiden über ihren Erfolg.

Informationen: www.johnnynabu.ch

Céline Geneviève Sallustio