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Zürich Nord
14.07.2021
29.06.2022 11:04 Uhr

Zürcher Exekutive warb für ihre Pläne in Neu-Oerlikon

Bild: Pascal Turin
Das Gebiet rund um den Max-Frisch-Platz soll grundlegend umgestaltet werden. Die Stadt hat nun einen Vertrag mit der ABB abgeschlossen.

Die Eigentümer der Grundstücke beim Bahnhof Oerlikon Nord und die Stadt Zürich wollen die ursprüngliche Planung von 1998 umkrempeln: Zwar hat sich das frühere Industriegebiet zum Wohnquartier entwickelt, doch ein richtig belebter Stadtteil wurde aus Neu-Oerlikon nie. Als damals die Sonderbauvorschriften, welche die Grundlagen für die Überbauung schaffen, in Kraft traten, nahm man ausserdem kaum Rücksicht auf ehemalige Industriebauten. Aus heutiger Perspektive sorgt das für Stirnrunzeln.

Die Grundeigentümer ABB, Axa und Kanton Zürich stiessen darum mit der Stadt eine Teilrevision der Sonderbauvorschriften an. Es sollen zusätzliche Wohnungen, Restaurants, Läden, Büros undkulturelle Angebote entstehen. Mit der Anpassung der Sonderbauvorschriften erhalten die Eigentümer die Möglichkeit, deutlich höher und dichter zu bauen. Sie müssen aber einen sogenannten Mehrwertausgleich an die Stadt bezahlen, weil sie ihre Grundstücke dann viel stärker ausnutzen können.

Der Stadtrat hat in diesem Zusammenhang mit der ABB Immobilien AG einen städtebaulichen Vertrag zur Weiterentwicklung von Neu-Oerlikon abgeschlossen. Wie es vergangene Woche an einer Medienkonferenz hiess, beinhaltet dieser unter anderem den Kauf eines rund 25 700 Quadratmeter grossen Grundstücks im Preis von knapp 106 Millionen Franken. Neben Stadtpräsidentin Corine Mauch und Hochbauvorsteher André Odermatt (beide SP) waren Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) sowie zwei Vertreter der ABB angetreten, um den Vertrag zu präsentieren. «Was wir Ihnen hier vorstellen wollen, ist das Ergebnis einer sehr langen Zusammenarbeit in der Quartierentwicklung», sagte Mauch.

Für den Kamin besteht Hoffnung

Teile der Eventhalle 550 und das Backsteingebäude 87T – ABB Historic Building genannt – sollen unter Schutz gestellt werden. Dies geht dem Quartierverein Oerlikon jedoch zu wenig weit. Dieser verlangt den Erhalt weiterer ehemaliger Industriebauten – insbesondere des letzten Hochkamins (wir berichteten). Der Hochkamin gilt allerdings nicht als Schutzobjekt. Er steht neben der Halle 550 auf dem Grundstück, welches die Stadt von der ABB übernehmen möchte. Auf dem Bereich mit dem Kamin sind gemeinnützige Wohnungen geplant.

Hochbauvorsteher Odermatt zeigte sich vor den Medien offen dafür, den Hochkamin in zukünftige Planungen, etwa einer Machbarkeitsstudie, einzubeziehen. Eine Garantie, dass der Kamin erhalten bleibt, ist das indes nicht. Odermatt billigte dem Hochkamin zu, dass er über ein «identitätsstiftendes Element» verfüge. Dem Vernehmen nach ist der Quartierverein Oerlikon gesprächsbereit. Aus dessen Sicht schliessen sich der Erhalt von industriellen Zeugen und gemeinnütziger Wohnungsbau nicht aus.

Voraussetzung für den Erwerb des Grundstücks durch die Stadt Zürich ist, dass die neuen Sonderbauvorschriften für das Gebiet Neu-Oerlikon in Kraft gesetzt werden. Zurzeit berät darüber der Gemeinderat.

Pascal Turin