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Zürich 2
27.06.2022
27.06.2022 04:42 Uhr

8138 Personen unterschrieben gegen Wohnungen am See

Martin Bürki (links), Präsident des Quartiervereins Wollishofen und FDP-Gemeinderat, überreicht Stadtrat André Odermatt (SP) die Petitionsbögen. Dahinter Miriam Haltiner, Geschäftsleitung Verein Shedhalle, und Gemeinderat Luca Maggi (Grüne).
Martin Bürki (links), Präsident des Quartiervereins Wollishofen und FDP-Gemeinderat, überreicht Stadtrat André Odermatt (SP) die Petitionsbögen. Dahinter Miriam Haltiner, Geschäftsleitung Verein Shedhalle, und Gemeinderat Luca Maggi (Grüne). Bild: Pia Meier
Martin Bürki, Präsident Quartierverein Wollishofen, übergab Stadtrat André Odermatt eine Petition. Diese fordert den Stadtrat auf, den Freiraum und die Grünflächen am Seeufer in Wollishofen bestehen zu lassen.

Pia Meier

«Setzen Sie mit uns ein Zeichen für den Erhalt der vielfältigen Erholungs- und Freizeitaktivitäten am See in Wollishofen.» 8138 Personen gingen dieser Aufforderung nach und unterzeichneten physisch oder online eine Petition. Mit einem Transparent machten die anwesenden Petitionäre auf ihr Anliegen aufmerksam. Stadtrat Odermatt nahm die Petition am Mittwoch vergangener Woche entgegen. «Wir werden dem Quartierverein eine Antwort zukommen lassen», versprach er.

Weniger Verständnis zeigte er für die ­Motion von Gabriele Kisker und Luca Maggi (beide Grüne) aus dem Jahr 2019 zu demselben Thema. Diese sei seiner Meinung nach zum falschen Zeitpunkt, das heisst zu früh, gekommen. Der Prozess laufe noch. Deshalb verlangte der Stadtrat zweimal eine Fristerstreckung.

Am Mittwoch vergangener Woche reichten die Fraktionen der Grünen und der AL einen weiteren Vorstoss ein: eine Motion, die eine Anpassung der Bau- und Zonenordnung hinsichtlich einer Umzonung des Gebiets zwischen Werft Wollishofen und Roter Fabrik in eine Freihaltezone sowie in eine Industrie- und Gewerbezone verlangt.

Lärmklagen bedrohen Aktivitäten

Auch die 8138 Petitionäre fordern, dass «der gesamte Bereich am See zwischen der Badi Mythenquai und der Roten Fabrik, der nicht bereits der Freihaltezone zugeteilt ist, als eine Freihalte- und Gewerbezone definiert wird». Denn der Erholungs- und Freiraum sowie das Kulturangebot seien in Gefahr, wenn die geplanten Bauprojekte umgesetzt werden und in direkter Nachbarschaft zu den Erholungszonen Wohnungen entstehen.

Die Petitionäre befürchten, dass die neuen Bewohnerinnen und Bewohner alle Aktivitäten am See mit Lärmklagen lahmlegen könnten. Der Ort zwischen der Badi Mythenquai und Roter Fabrik sei eine der bekanntesten Erholungszonen in der Stadt Zürich und ein wichtiger urbaner Frei- und Kulturraum zugleich. Der südliche Teil ab der Werft bis und mit Rote Fabrik werde täglich von Hunderten Personen intensiv und vielfältig genutzt. Die Wiese und die zugehörigen kulturell genutzten Bauten (Gemeinschaftszen­trum Wollishofen und Rote Fabrik) würden einen in der Stadt Zürich fast ein­maligen Vorteil bieten: Aufgrund ihrer Lage, in einem heute vorwiegend für industrielle und kulturelle Zwecke genutzten Gebiet, kann das Areal gleichzeitig Erholungs- und Freiraum sein. Es ertrage einen gewissen Lärmpegel, da sich bis jetzt keine Wohnungen in direkter Nähe befinden. Zahlreiche Vereine, Quartier­bewohnende und Gruppierungen aus Wollishofen engagieren sich dafür, dass ihr Seeufer für alle zugänglich bleibt.

Ende 2022 ein Masterplan

Der Stadtrat ist mit einer neuen Gebietsplanung beauftragt. Zurzeit findet die Testplanung statt. Diese soll die Bedürfnisse der Bevölkerung nach öffentlichen Grün- und Freiräumen zur Erholung ­sowie die Entwicklungsabsichten der Grundeigentümerschaften ganzheitlich eruieren. Im Planungsprozess wirken daher neben verschiedenen Dienstabteilungen der Stadtverwaltung und den Eigentümerschaften auch Vertreterinnen und Vertreter aus dem Quartier und der Politik mit. Die so erarbeiteten städtebaulichen Varianten und Erkenntnisse sollen bis Ende 2022 in einem Masterplan kon­solidiert werden. Dieser bildet die Basis für eine nachfolgende Überprüfung der grundeigentümerverbindlichen Nutzungs- und Sondernutzungsplanung.

Pia Meier