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Stadt Zürich
29.06.2022
29.06.2022 18:07 Uhr

Knatsch um Containerbeiz beim Bucheggplatz

Die Gründerinnen und Betreiberinnen wollen nicht aufgeben (v.l.):  Ronja Sakata, Lena Stauffer und  Manuela Cagienard. Sie haben zur Rettung ihrer Minibeiz eine Petition gestartet.
Die Gründerinnen und Betreiberinnen wollen nicht aufgeben (v.l.): Ronja Sakata, Lena Stauffer und Manuela Cagienard. Sie haben zur Rettung ihrer Minibeiz eine Petition gestartet. Bild: zvg.
Seit 2017 betreiben drei Frauen aus dem Quartier am unwirtlichen Bucheggplatz und gegen alle Widerstände der Verwaltung den zum Café Kumo6 ­umgebauten Schiffscontainer. Doch nun soll er weg, weil der Platz für Bauarbeiten gebraucht wird.

Seit gut fünf Jahren führen Lena Stauffer, Manuela Cagienard und Ronja Sakata das «Kumo6» am Bucheggplatz. Das Café ist damals durch den Gewinn beim Wettbewerb «Quartierimbiss Bucheggplatz» entstanden. Nun muss es aber im November den Platz räumen und einer Baustelle weichen. «Wir hatten immer gewusst, dass das ‹Kumo6› grundsätzlich als befristete Sache aufgezogen wird», sagt Lena Stauffer. «Wir hatten somit stets im Hinterkopf, dass es auch wieder vorbei sein könnte.»


Petition soll für Erhalt sorgen

Trotzdem geben die Frauen ihren Platz nicht einfach so kampflos her. Mit einer Online-Petition, die sie heute Mittwochmittag dem Stadtrat überreichten, wollen sie dafür sorgen, dass das «Kumo6» erhalten bleiben kann. Es befindet sich auf städtischem Boden des Tiefbauamtes und nicht in der Bauzone. Somit steht lediglich die Baulinienverordnung dem jetzigen Standort im Weg, was mit einer Mehrheit in der Stadtregierung angepasst werden könnte. «Das Angebot wird von Jung und Alt rege genutzt, was man nun auch bei der Petition merkt», so Stauffer. Nach drei Wochen haben sich über 1400 Quartierbewohnende mit ihrer Unterschrift für den Erhalt des Containers eingesetzt. «Wir hoffen und glauben fest daran, dass wir damit etwas erreichen können. Das ‹Kumo6› hat den Bucheggplatz deutlich aufgewertet und ist nicht mehr von diesem Ort wegzudenken.»


«Wir agieren ohne Rückendeckung aus der Gastronomieszene. Dadurch haben wir nie unsere Seele verkauft, und die Gäste bekunden immer wieder, wie freundlich und persönlich unser Ort geführt wird.»
Lena Stauffer

Stadt fühlt sich nicht schuldig
Die Stadt gibt sich bezüglich der Thematik eher zugeknöpft. Das Tiefbauamt hat laut Kommunikationsleiterin Evelyne ­Richiger dafür gesorgt, dass die Baustelleninstallationen im ganzen Perimeter der Baustelle Bucheggstrasse verteilt ­werden, um dem «Kumo6» vorderhand noch den Platz zu gewährleisten. Am Bucheggplatz seien nur 20  Container für Materialdepots, Umkleide-, Aufenthalts- und Sanitärräume eingerichtet worden. Aufgrund laufender Gespräche sei eine detailliertere Äusserung der Stadt zum Fortbestand des «Kumo6» nicht möglich.

«Das ‹Kumo6› ist für uns wie ein  Kind»

Mittels Crowdfunding und Eigenkapital haben die Frauen damals das «Kumo6» gegründet. Unter anderem in Rücksprache mit dem Tiefbauamt und dem Amt für Baubewilligungen haben sie einen alten Schiffscontainer so umfunktioniert und platziert, dass daraus ein Café wurde. «Für uns ist das ‹Kumo6› wie ein Kind, welches wir geboren und aufgezogen haben», so Stauffer. «Wir agieren ohne Rückendeckung aus der Gastronomieszene. Dadurch haben wir nie unsere Seele verkauft, und die Gäste bekunden immer wieder, wie freundlich und persönlich unser Ort geführt wird.» Während Lena Stauffer und Manuela Cagienard fast täglich vor Ort sind, ist Ronja Sakata eher im Hintergrund aktiv. «Ronja ist unser ruhiger Pol, wenn wir mal nicht weiterwissen oder Entscheidungen anstehen.»

«Anstrengend, aber lehrreich»

Lena Stauffer scheint trotz momentaner Widrigkeiten positiv eingestellt. «Das, was zählt, ist, was wir in diesen Jahren für diesen Platz, die Menschen rundum und nicht zuletzt für uns erreicht haben. Wir haben bewiesen, dass es für ein solches Projekt in erster Linie Wille und Mut braucht und dass vieles möglich ist, wenn Frau bereit ist zu kämpfen», sagt sie. «Sollte es wirklich vorbei sein, schauen wir auf eine strenge, aber sehr bereichernde und lehrreiche Zeit zurück, dessen Wert sich kaum in Worte fassen lässt. Vorher kämpfen wir aber bis zum Schluss und glauben an den Erfolg unserer Petition.»

Heute Mittwoch Punkt 12 Uhr war die Übergabe der 1400 Unterschriften zur Rettung des «Kumo6». Die Unterschriften nahm Stadträtin Simone Brander (in rotem Kleid) entgegen. Bild: Rahel Köppel
Rahel Köppel