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Zürich Nord
10.08.2022

Vier EKZ-Strommasten sollen Störchen als Nisthilfe dienen

Der Vorschlag des Naturschutzvereins Regensdorf: Beim Rückbau der Strommasten sollen einige stehen bleiben.
Der Vorschlag des Naturschutzvereins Regensdorf: Beim Rückbau der Strommasten sollen einige stehen bleiben. Bild: Pia Meier
Störche sind rund um die Katzenseen regelmässig zu sehen. Damit sie brüten, sollen nun auf Masten von Freileitungen zwischen Unteraffoltern und Katzenrüti Nisthilfen eingerichtet werden. Die EKZ wollen dafür vier Masten stehen lassen.

Pia Meier

Störche sind beliebt, nicht nur bei Fotografierenden und Zu-Fuss-Gehenden, auch bei Natur- und Tierschützenden. Im Naturschutzgebiet der Katzenseen sind seit 2007 regelmässig Störche zu sehen, vereinzelte sogar im Winter. Eindrücklich ist der Abflug der zahlreich versammelten Störche von der Allmend Katzensee in Richtung Süden im Herbst. 

Verschiedentlich wurde versucht, die Störche zum Nestbau zu animieren. Das letzte Storchenpaar, welches 2009 auf­ ­einer abgestorbenen Tanne ein Nest baute, legte keine Eier. Es war das einzige Stadtzürcher Storchenpaar ausserhalb des Zoos. Daraufhin wurden Tannen geköpft, um den Vögeln eine Plattform zu bieten. Vergebens – nichts geschah.

Neue Idee: Strommasten nutzen

Nun sollen auf den Strommasten Nist­hilfen geschaffen werden, welche von der Horensteinstrasse durch die Allmend Katzen­see bis Katzenrüti stehen. Die Elektroleitung sollte gemäss Naturschutzverein Regensdorf in zirka eineinhalb Jahren zurückgebaut werden. Der Vorschlag des Vereins ist, dass zwei bis vier Strommasten bestehen bleiben und dass auf ihnen Storchennisthilfen montiert werden.

Auf Anfrage teilen die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) mit: «Es handelt es sich um die 16-kV-Freileitungsmasten (Holz mit Drähten). Und ja, es ist richtig, dass die EKZ diese bei Katzenrüti zurückbauen werden.» Diese Freileitung sei nur noch für den Autobahnbau, das heisst für die Überdeckung Katzensee ­beziehungsweise den Tunnel Katzensee, gebraucht worden.

«Dieser Bau ist in der Zwischenzeit fertig, und auch die provisorische Trafostation Horensteinstrasse wird demontiert», erläutern die EKZ. Sie hätten entschieden, dass vier Holzmasten (ohne Drähte) in der Allmend Katzensee stehen bleiben und für Storchennester weiterverwendet werden könnten. Die EKZ würden mit den Bauern vor Ort zuvor Kontakt aufnehmen, um den idealen Zeitpunkt für den Abbau der Strommasten festzusetzen, wird betont. So soll vermieden werden, dass Erntefelder zerstört werden.

Rege Bruttätigkeit im Zoo

Störche brüten in der Stadt Zürich regelmässig im Zoo. Bereits seit 1957 sind Störche dort präsent, wie der Homepage des Zoos zu entnehmen ist. Bis in die 1980er-Jahre hielt man die Vögel flugunfähig auf den Wasservogelanlagen. Heute leben sie freiwillig dort. In den letzten zehn Jahren sind über 260 Störche geschlüpft, so der Zoo. Davon sind 150 ausgeflogen und Richtung Süden gezogen. Einige kommen im geschlechtsreifen Alter von drei bis vier Jahren wieder zurück und wählen die Umgebung oder den Zoo selbst als Brutstätte aus. Dafür werden auch Bodenhorste in unmittelbarer Besuchernähe besetzt, die ungeachtet der Besuchenden intensiv bebrütet werden. Sogar Verpaarungen zwischen frei fliegenden und flugunfähigen Störchen können gemäss Zoo beobachtet werden.

Ein Storch im Katzenseegebiet. Bild: Pia Meier

Jedes Jahr hofft der Zoo Zürich, dass möglichst viele Jungstörche die heikle Zeit der Aufzucht und später der Wanderschaft heil überstehen. Er unterstützt das Projekt «SOS Storch – Storchenzug im Wandel», das klärende Hinweise zum Zugverhalten der Störche liefert.

Erst seit der Römerzeit

Im Zoo wurden einige Jungstörche mit einem GPS-Datenlogger versehen, um Daten zu den individuellen Wanderrouten der Tiere zu sammeln. Seither sind ihre Bewegungen metergenau im Internet abrufbar. Zudem werden im Zoo Zürich alle Jungstörche beringt, und über jeden Zuchterfolg wird Buch geführt. Die gewonnenen Daten werden an die Vogelwarte Sempach weitergegeben. Der Zoo Zürich ist kontinuierlich darum bemüht, neue Horste auf dem Zoogelände zu errichten.

Störche waren ursprünglich im be­waldeten Europa nicht heimisch. Erst dank offener Landflächen, die während der ­Römerzeit und im Mittelalter durch Waldrodungen entstanden waren, konnte der aus Afrika oder Asien stammende Steppenvogel in Europa einwandern. Er breitete sich schnell aus und war bald sehr häufig.

Durch die fortschreitende Industrialisierung und den damit verbundenen Verlust des natürlichen ­Lebensraumes und von Nahrungsgrundlagen sowie wegen neuer Gefahren wie Stromleitungen, Verkehr, Jagd und Umweltgifte ging der Storchenbestand dann aber rapide zurück. Um 1950 war der grosse Vogel in der Schweiz ganz verschwunden. Kurz darauf wurden wieder Störche aus Algerien in der Schweiz an­gesiedelt – in der Storchenstation Altreu zwischen Solothurn und Grenchen.

Pia Meier