Pia Meier
Um die 100 Personen fanden sich auf dem Schwamendinger Platz ein, dem Treffpunkt für den Quartierrundgang mit dem Titel «Literarische Tupfer». Rolf Waeger, Präsident der Schwamendinger Bücherfreunde, zeigte sich nicht überrascht über den Grossaufmarsch. Er habe schon im Vorfeld vom grossen Interesse gehört. Trotzdem sei offen, ob dieser erstmals durchgeführte Quartierrundgang auch in Zukunft stattfinde. Sie würden es noch besprechen.
Grund für das grosse Interesse war wohl die spannende Autorenrunde: Urs Bobst, Renata Huonker, Gerold Lauber, Dorothea Zingg und Emil Zopfi. Ausser Zingg wohnen alle in Schwamendingen. Aber auch Zingg hat einen Bezug zum Quartier, nämlich zum Kleintheater 12.
Auf dem Weg durch das Zentrum von Schwamendingen lasen diese fünf Autorinnen und Autoren an verschiedenen Standorten eigene Texte vor. Die Orte hatten die Organisatoren ausgewählt, wie Rita Ryffel, die zusammen mit Angelika Kleinert den Anlass organisierte, festhielt. «Wir suchten nach Orten, wo es ruhig ist und wo wir bei Regen unterstehen können.»
Schwamendingen anno dazumal
Urs Bobst erzählte bei der Siedlung der Genossenschaft Gewobag an der Heerenwiesen von Schwamendingen anno dazumal. Er war 1946 als Einjähriger mit der Familie nach Schwamendingen in die Probstei gekommen. Der Grafiker und Werbefachmann ging anschaulich auf die damalige Zeit ein. Dazu gehörte, dass Siedlungen früher Kinderparadiese mit viel Spielfläche waren, dass die Schwamendinger, weil sie kein Freibad hatten, ins Allenmoos oder nach Wallisellen gehen mussten, dass es eine Sprungschanze gab und Seifenkisten gebaut wurden. Bobst erwähnte auch den einfachen Wohnkomfort und das Gemüse und das Obst in den Gärten. «Ich beschrieb in meiner Lesung die Situation im Quartier während 10 bis 15 Jahren nach meiner Ankunft in Schwamendingen», hielt er fest.
Alter Schuhmacher und Flüchtling
Bei der katholischen Kirche las Dorothea Zingg aus ihrem Werk vom alten Schuhmacher. Dieser gibt Anna, einer jungen Frau, nicht ihre Schuhe zurück, sondern leuchtend rote Schuhe. Obwohl sie ihr gar nicht gehören, nimmt sie sie mit. Die hochhackigen Schuhe bringen ihr Komplimente und Glück. So lernte sie einen faszinierenden Mann kennen. Die roten Schuhe spielen in der ganzen Geschichte eine wichtige Rolle. Zingg, ehemalige Lehrerin, schreibt seit ihrer Pensionierung Kurzgeschichten.