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Zürich Nord
06.10.2022
29.09.2022 14:15 Uhr

«Warum ein separates, begrüntes Trassee, Herr Lüthi»?

VBZ-Direktor Marco Lüthi.
VBZ-Direktor Marco Lüthi. Bild: Archivbild ls.
Häufig gestellte Fragen zum Tram Affoltern beantwortet gegenüber dieser Zeitung Marco Lüthi, der Direktor der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ).

Interview Pia Meier

Das Tramtrassee ist teilweise begrünt. Warum ist es nur teilweise begrünt?

Auf eine Begrünung des Trassees wird primär dort verzichtet, wo die Buslinien 61/62 auf dem Trassee verkehren. Eine Führung der Busse auf der Spur für den motorisierten Individualverkehr wurde verworfen, weil dies die Zuverlässigkeit des Angebotes vor allem während der Spitzenzeiten beeinträchtigt hätte. Nach Realisierung der Tramtangente Nord kann der Abschnitt zwischen Zehntenhausplatz und Neuaffoltern auch begrünt werden. Zudem gibt es punktuelle Unterbrüche des Grüntrassees an Knotenpunkten, bei Querungen sowie aufgrund von Anforderungen der Ausnahmetransportroute.

Das begrünte Tramtrassee kann von Autos und Bussen nicht befahren werden. Warum nicht?

Das Trassee ist als unabhängiger Bahnkörper (UBK) konzipiert, das nach Eisenbahnrecht geplant, bewilligt und gebaut wird. Die Trassierung lässt bei Bedarf eine vom motorisierten Individualverkehr abweichende Höchstgeschwindigkeit des Trams zu, schliesst aber die (reguläre) Mitbenützung durch Pneufahrzeuge wegen der ­Beschaffenheit der Oberfläche aus. Im Falle des begrünten Trassees würden die Pneufahrzeuge in der Humusoberfläche einsinken und steckenbleiben.

Das heisst, die Busse der Linien 61/62 müssen auf der Strasse fahren und kommen dort vielleicht in einen Stau. Führt dies nicht zu Verzögerungen auf diesen Linien?

Wie oben geschrieben wird der Abschnitt zwischen Neuaffoltern und Zehntenhausplatz nicht als Grüntrassee ausgestaltet, damit die Busse das Trassee befahren können. Dies, um eine hohe Zuverlässigkeit des Busangebotes sicherzustellen.

Ambulanzen und Feuerwehr können ebenfalls nicht auf dem Tramtrassee fahren. Auf den einspurigen Strecken können sie Autos nur schwer überholen. Führt dies nicht zu Verzögerungen?

Aufgrund der durchgehenden Velostreifen können Autofahrer seitlich ausweichen. Ob ein Trassee für Rettungsfahrzeuge befahrbar ist, hängt von der konkreten Ausgestaltung der Oberfläche ab; die entsprechenden Abklärungen mit Schutz + Rettung Zürich für das Tram Affoltern sind noch pendent.

Kann das begrünte Tramtrassee von Fussgängern gequert werden? Wenn ja, wo?

Ja, es ist möglich. Die Ausgestaltung als Grüntrassee hat keinen Einfluss auf die Lage der Fussgängerquerungen. Bereits im Vorprojekt wurden die Positionen der geregelten Fussgängerquerungen definiert.

Hilft ein begrüntes Tramtrassee der Hitzeminderung?

Ja. Grasflächen verfügen über einen höheren Albedo-Wert als Asphalt, was bedeutet, dass eine grössere Menge an Sonneneinstrahlung reflektiert wird und sich die Oberfläche somit weniger schnell erhitzt, was zu einer kühleren Umgebung führt. Zudem ist zu beachten, dass ein Grüntrassee nicht nur der Hitzeminderung dient, sondern auch der Entlastung der Siedlungsentwässerung und der Kanalisation. Grünflächen haben ein grosses Wasserrückhaltevermögen und können dadurch einen grossen Teil des Niederschlags aufnehmen.

Was ist denn ein sogenannter unabhängiger Bahnkörper?

Als unabhängiger Bahnkörper gelten Abschnitte, auf denen ausschliesslich Schienenfahrzeuge verkehren dürfen. Ein UBK muss in geeigneter Art konstruktiv und optisch von der Fahrbahn abgetrennt sein. Wenn das Tram auf einem unabhängigen Bahnkörper unterwegs ist, darf es ein vom Strassenverkehr abweichendes Tempo­regime fahren. Ein solcher unabhängiger Bahnkörper wird zum Beispiel auch für die Limmattalbahn realisiert und entspricht den Standards für Tramprojekte im Kanton Zürich.

Gibt es andere Beispiele im Kanton Zürich oder in der Schweiz für einen unabhängigen Bahnkörper?

Das Limmattalbahn-Trassee in Schlieren zwischen Hermetschloo und Wagonsfabrik ist ein gutes Beispiel, zumal der Strassenquerschnitt sehr ähnlich ist wie in der Wehntalerstrasse. Daneben gibt es diverse weitere Beispiele in der Stadt Zürich wie etwa in der Badenerstrasse, der Dübendorfstrasse, beim Tram Zürich West oder beim Milchbuck/Irchel.

Die Wehntalerstrasse ist die kürzeste Verbindung und ohne Steigung vom Zentrum Affoltern in die City. Kann die geplante ­Velospur entlang der Wehntalerstrasse mit dem Tram von Velofahrenden ohne spezielle Gefahr benutzt werden beziehungsweise können dann auch weniger routinierte Velofahrende entlang der Wehntalerstrasse fahren?

Hier können wir aktuell noch keine detaillierten Angaben machen.

(Das Interview wurde schriftlich geführt)

Pia Meier