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Zürich Nord
03.10.2022
30.09.2022 21:08 Uhr

Verordnete Gartenräumung, obwohl Bauprojekt durch Rekurs verzögert wird

Ende Oktober ist Schluss mit Gärtnern, obwohl der Baubeginn für den neuen, vom Volk angenommenen Park wegen eines Rekurses auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Ob deswegen mit der Rodung des grünen Fleckens Seebach nun zugewartet wird, ist noch offen.
Ende Oktober ist Schluss mit Gärtnern, obwohl der Baubeginn für den neuen, vom Volk angenommenen Park wegen eines Rekurses auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Ob deswegen mit der Rodung des grünen Fleckens Seebach nun zugewartet wird, ist noch offen. Bild: ls.
Der Familiengartenverein Seebach muss einen Teil seines Areals Grubenacker und das alte Schützenhaus Ende Oktober Grün Stadt Zürich übergeben, ¬obwohl der vorgesehene Park durch einen Rekurs blockiert ist. Auswirkungen hat die Einsprache auch auf das Schützenhaus und die Schulanlage.

Pia Meier & Lorenz Steinmann

Insgesamt werden per Ende Oktober 53 Gärten aufgelöst. «Die Gärtner, die einen neuen Garten suchten, haben einen gefunden», betont Jean-Pierre Zellweger, Präsident des Familiengartenvereins Seebach, auf Anfrage. Vor allem beim Familiengartenverein Oerlikon-Schwamendingen sei es möglich gewesen, einen Garten zu erhalten. «Einige Gärtner wollten aber altershalber keinen Garten mehr», so Zellweger.

Ebenfalls Ende Oktober abgeben wird der Familiengartenverein Seebach das alte Schützenhaus. Grün Stadt Zürich wird es übernehmen. Das neue Lager des Familiengartenvereins wird auf dem Areal Frohbühl eingerichtet. Ein kleiner Container soll auf dem Areal Grubenacker stehen. «Wir hoffen, dass dieser zeitig bereit ist.» Zellweger sagt, dass die Stadt ihnen beim Baugesuch alle Steine in den Weg gelegt habe, so dass sie ein zweites Gesuch einreichen mussten. Den Rest des Familiengartenareals können die Familiengärtner bis voraussichtlich 2026/2028 behalten. Das Ersatzareal im Froloch soll gemäss seinen Informationen ab 2023 bereit sein. Die Räumung kostet den Verein viel. «Wir brauchen unsere Reserven auf und hoffen, dass nichts Unvorhergesehenes passiert», sagt Zellweger.

Verschoben auf unbestimmte Zeit

Der Familiengartenverein Seebach hat diesen Termin für die Räumung des Areals von Grün Stadt Zürich erhalten, denn an diesem Ort ist ein Park geplant. Dieser Park hätte zusammen mit dem Schulhaus Thurgauerstrasse fertig erstellt werden sollen. Der Baustart war im November dieses Jahres geplant. Doch wegen eines Rekurses ist er auf unbestimmte Zeit verzögert. «Wir konnten die Räumung nicht verschieben», hält Zellweger fest. Einige Gärten seien bereits geräumt worden.

Rekurs wegen Parkplätzen

Der Rekurs richtet sich gegen ein Strassenprojekt im Umfeld des Parks. «Gemäss den uns vorliegenden Informationen wurde gegen den mit dem Projekt verbundenen Abbau von 15 Blaue-Zone-Parkplätzen im Quartierparkperimeter Rekurs eingelegt», schreibt Christian Häberli, Präsident IG Grubenacker. Die Anwohnerschaft ärgere sich darüber. Aufmerksam auf die Einsprachemöglichkeit gemacht hatte ­gemäss Häberli ursprünglich der Hauseigentümerverband HEV. Grund: Kampf dem Parkplatzabbau.

Auf Anfrage dieser Zeitung sagt HEV-Direktor Albert Leiser, Einsprachen seien ein legitimer demokratischer Prozess. «Wir machen HEV-Mitglieder auf Bau­gesuche aufmerksam, die sie betreffen. Nicht jeder Anwohner liest jede Woche das Tagblatt.» Schlussendlich sei jede Einsprache aber der Entscheid von Privatpersonen, betont Leiser. Wie ist nun der Zwischenstand? «Das Geschäft ist hängig beim Statthalteramt. Ob und wie es nachher weitergeht, ist offen», sagt Leiser, der seit 2004 Direktor und Geschäftsführer der Hauseigentümerverbände Stadt und Kanton Zürich ist und für die FDP im Gemeinderat Einsitz nimmt.

Auswirkungen auf Schützenhaus?

Diese einzige Einsprache hat nun Folgen: «Auch die Renovation des alten Schützenhauses und sein Umbau in den geplanten Quartiertreff können deswegen nicht wie geplant in Angriff genommen werden. Dies hat bei den Initiantinnen des Trägervereins, die aus Eigeninitiative und mit breiter Unterstützung aus ganz Seebach ein fertiges Betriebskonzept erarbeitet haben, zu nachvollziehbarer Frustration geführt», sagt Christian Häberli.

Die Trägerschaft fürs Schützenhaus ist gemäss Grün Stadt Zürich noch nicht definitiv bestimmt. «Die Stadt hat nicht aktiv um eine Trägerschaft «geworben.» Durch die Informationsveranstaltungen im Quartier haben sich verschiedene Frauen aus dem Quartier zusammengeschlossen, einen Verein gegründet und ihr Interesse an der Trägerschaft bekundet. «Sie sind auch im Austausch mit anderen Vereinen im Quartier und bestimmt auch mit der IG Grubenacker», teilt die Dienstabteilung mit. «Dass sich direkt aus dem Quartier Interesse bildet, ist sehr im Sinne der Stadt, und wir möchten darum auch mit diesem Verein das Gespräch weiterführen.»

Auch Schulhausbau verzögert

Die Verzögerung beim Park hat aber auch Konsequenzen für die Schulanlage Thurgauerstrasse. Diese soll im 4. Quartal 2024 fertig sein. Eine Alternative zum Rasenspielfeld, welches zusammen mit dem Quartierpark geplant war, wird gemäss Stadt gesucht.

Pflanzen und Werkzeuge: Flohmarkt am 8. Oktober

Am 8. Oktober von 8 bis 17 Uhr findet auf dem Gartenareal Grubenacker des Familiengartenvereins Seebach beim alten Schützenhaus an der Grubenackerstrasse 42 ein Garten-Flohmarkt statt. Grund ist die Auflösung des Areals. Pflanzen, Werkzeuge, Gartenbedarf, Maschinen und anderes werden angeboten. Den Wert bestimmt der Eigentümer. Es kann nichts gelagert und der Abtransport muss selber organisiert werden.

Pia Meier & Lorenz Steinmann