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Zürich Nord
14.10.2022
13.10.2022 08:54 Uhr

Soziale Anlaufstelle Oerlikon/Seebach eröffnet

Wanda Keller (l.) und Linda Gosteli führen die Drehscheibe Oerlikon/Seebach.
Wanda Keller (l.) und Linda Gosteli führen die Drehscheibe Oerlikon/Seebach. Bild: Pia Meier
Die neue Drehscheibe Oerlikon/Seebach an der Schwamendingenstrasse 39 ist per sofort offen. Sie ist Anlaufstelle für die gesamte Bevölkerung. Schwerpunkte sind Angebote für Migranten, Senioren und Familien mit Kleinkindern.

«Bereits vor der offiziellen Eröffnung der Drehscheibe Oerlikon/Seebach wurde die Lokalität bei der Dorflinde neben dem Caritas-Laden von Interessierten besucht», freute sich Linda Gosteli anlässlich der offiziellen Eröffnung. Sie führt zusammen mit Wanda Keller die Drehscheibe. Die von aussen gut sichtbare Anlaufstelle gleich bei der Bushaltestelle der Linie 75 lädt zum gemütlichen Verweilen ein, wenn auch zu überschaubaren Öffnungszeiten.

Privat oder staatlich?

Eröffnet wurde sie von Stadtrat Raphael Golta. Er ging in seiner Ansprache auf die Gründe ein, weshalb es in der Stadt Zürich nun zwei professionell geführte Drehscheiben gibt, eine für Altstetten/Grünau und eine für Oerlikon/Seebach. Der Wunsch nach lokalen Drehscheiben sei im Schnittstellenprozess Stadt-Quartiere sowie im Rahmen der Erarbeitung der Altersstrategie und der Analyse zum Thema «frühe Förderung» geäussert worden. Ob die Drehscheibe Oerlikon/Seebach, die von den sozialen Diensten betrieben wird, oder diejenige in Altstetten/Grünau, die von einem privaten Trägerverein geführt wird, die richtige Lösung sei, darüber gab Golta keine Prognose ab.
Man müsse das Pilotprojekt, welches bis 2025 dauere, analysieren und ergebnisoffen sein. «Vielleicht hängt es allein vom Standort ab, ob die Leute kommen, und weniger, wer sie führt, oder vielleicht braucht es für eine Drehscheibe ein Gemisch von städtischen und privaten Organisationen.» Es soll aber niemand konkurrenziert werden. «Lasst sie fliegen», forderte er Keller und Gosteli auf. Keller hielt in ihrer Ansprache fest, dass sie –um die Drehscheibe fliegen zu lassen – auf die Unterstützung aller angewiesen seien. Auch sie betonte, dass sie nach Bedarf ­arbeiten würden.

Seebach bekommt weniger

«Was es schon gibt, machen wir nicht auch noch.» Die Drehscheibe Oerlikon/Seebach ist für die ganze Bevölkerung da, Schwerpunkte sind die Bereiche Alter, Kleinkinder und Migration. Und die Seebacherinnen und Seebacher, müssen diese nach Oerlikon kommen? «Wir planen, ab Frühling an einem Tag mobil in Seebach zu sein», hielten Keller und Gosteli fest. Die Räumlichkeiten der Drehscheibe Oerlikon/Seebach könnten auch durch andere genutzt werden. Entsprechende Gespräche würden laufen, sagte Gosteli.

Online-Angebot zusätzlich

Die Drehscheibe Oerlikon/Seebach soll ein Begegnungsort ohne Konsumationspflicht und ein Treffpunkt für Austausch und Vernetzung sein, direkt in der Drehscheibe selber und virtuell über die digitale Quartierplattform meinquartier.zuerich. Die Besuchenden erhalten Informationen zu lokalen und gesamtstädtischen Angeboten und Veranstaltungen. Ein kostenloser Computer-Arbeitsplatz mit Internetzugang und Drucker steht zur Verfügung. Auch bietet sie Unter­stützung für Einzelpersonen oder Gruppen, die selber ein Angebot auf die Beine stellen.

Drehscheibe Oerlikon/Seebach, Schwamen­dingenstrasse 39. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9–13 Uhr, zusätzlich Donnerstag 15–19 Uhr. Termine sind nach Vereinbarung auch samstags und am Abend möglich. E-Mail: drehscheibe-oerlikon@zuerich.ch, Tel. 044 412 83 28.

 

Kolumne: Nicht alles neu erfinden 

Die Stadt will sich mit ihren neu eröffneten Informationsdrehscheiben um die Bevölkerung kümmern und im Speziellen um jene Menschen, welche nicht so leicht Zugang zu städtischen Angeboten und Informationen haben. Dazu kommen Räume, in denen man nichts konsumieren muss. Das ist gerade für Leute, die sehr wenig verdienen, sicher wichtig. 

Trotzdem bleiben offene Fragen. Infodrehscheiben? Die Stadt baut Quartierbüros ab, schafft dafür neue Infodrehscheiben, eine Art neue amtliche Zentren. Gab es da keine Synergien zu nutzen?  

Als «digitale Quartierplattformen» wurde zudem die Website meinquartier.zuerich geschaffen. Wie wenn es nicht schon genug Webplattformen gäbe. Allein schon auf stadt-zuerich.ch findet man viele Quartierangebote. Dazu kommen private Anbieter wie ronorp, 

zurinet.ch, aber auch die Webauftritte der Quartiervereine. Immer noch gut sind zudem bewährte Angebote wie der «Züritipp» oder – Achtung, Eigenwerbung – diese Zeitung. Ob es da sinnvoll ist, diese Felder auch noch zu bewirtschaften? Die Zeit, welche für die Pflege dieser Inhalte draufgeht, könnte durch längere Öffnungszeiten besser genutzt werden. 

Das sicher gut gemeinte Drehscheiben-Projekt bleibt unter Beobachtung, auch wenn es erst ein Test ist.    

Lorenz Steinmann, verantwortlicher Redaktor "Züriberg" und "Zürich Nord"

 

Pia Meier