Diese öffentliche Intervention bewirkte eine ausserordentliche Betriebsprüfung im Lilienberg. Das Urteil dieses Berichts ist vernichtend. Im Bericht wird detailliert ausgeführt, dass sämtliche von den Mitarbeitenden benannten Missstände zutreffend sind: Der Lilienberg wurde überfüllt. Die Liegenschaft ist für die Unterbringung von 90 Jugendlichen nicht geeignet. Die Betreuung für Jugendliche: viel zu wenig. Die Platzverhältnisse sind zu eng, es hat zu wenig sanitäre Anlagen. So müssen traumatisierte Jugendliche bis zu viert in zu kleinen Zimmern wohnen.
Diesem Bericht gingen seit Juni vier zähe Monate voraus, in denen die Verantwortlichen von Stadt und Kanton geschwiegen, beschwichtigt und vertuscht haben. Noch im Juni wurden die ehemaligen Mitarbeitenden von der AOZ in deren Stellungnahme als «frustriert» verurteilt. Ein beschämendes Lehrstück, wie Politik auch laufen kann.
Letzte Woche nun musste der Kanton seinen Widerstand gegen die Eröffnung weiterer Unterkünfte zur Unterbringung der Jugendlichen aufgeben. Ein wichtiger Schritt. Zudem hat die Oberstufenschulpflege Affoltern a. A. auf Druck des Lehrpersonals in den Auffangklassen im Lilienberg bereits gehandelt. Ab Februar 2023 können die Jugendlichen in einem Pavillon bei einem regulären Schulhaus unterrichtet werden. Aber: Obschon das Zentrum Lilienberg für maximal 45 Jugendliche geeignet ist, hält die Sicherheitsdirektion an einer Überbelegung von 60 Jugendlichen fest.
Wichtig ist die Botschaft der AOZ, dass sie im Hinblick auf die Neuausschreibung des MNA-Vertrags 2024 mit Dritten zusammenarbeiten soll. Dies öffnet die Tür für ein neues Konzept, das die Unterbringung in anonymen Grossheimstrukturen mit häufig wechselndem Personal hinter sich lässt und sich an den bewährten Vorgaben des Kinder- und Jugendheimgesetzes hält. Das Fenster für einen Neuanfang bei der Betreuung und Integration der ohne Familie geflüchteten Jugendlichen steht endlich offen.
Dies ist der Verdienst der ehemaligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich getraut haben, an die Öffentlichkeit zu gehen, des Lehrpersonals der Auffangklassen im Lilienberg und den Fachpersonen von Family Help. Die Entwicklung dieser Tage zeigt, dass sich ihr Mut ausgezahlt hat. Vielen Dank dafür.