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Züriberg
20.10.2022
20.10.2022 14:20 Uhr

«Die New Yorker Jazz-Szene war eine einzigartige Schule für mich»

Roberto Pianca tritt mit seiner Band am Mittwoch, 26. Oktober, im GZ Seefeld auf.
Roberto Pianca tritt mit seiner Band am Mittwoch, 26. Oktober, im GZ Seefeld auf. Bild: zvg.
Der Gitarrist Roberto Pianca gründete die Band Sub Rosa im Jahr 2019. Nach den ersten beiden Auftritten kam der coronabedingte Lockdown. Somit ist der dritte Auftritt der Truppe bei «Jazz im Seefeld» im GZ Riesbach beinahe ein Debüt.

Es gab nie den einen Schlüsselmoment zwischen ihm und seinem Instrument. Dass Roberto Pianca Gitarre lernen wollte, war für ihn, seit er denken kann, eine Selbstverständlichkeit. Nachdem er seinen Eltern im Alter von elf Jahren davon berichtet hatte, bekam er von ihnen eine klassische Gitarre geschenkt. Er war schwer enttäuscht, wollte er doch viel lieber gleich mit einer E-Gitarre starten. Geprägt vom musikalischen Onkel, der als professioneller Barockmusiker Laute spielte, und dem Vater, der das heimische Wohnzimmer auf dem Klavier mit Jazz Standards erfüllte, zog es Roberto Pianca nach der Matura an das Amsterdam Conservatory, wo er Musikwissenschaft studierte. Er arbeitete mit renommierten Musikern aus aller Welt zusammen, wie etwa Joey Baron, Russ Lossing, John O’Gallagher, Mark Ferber oder Nils Wogram. Nach dem Studium reiste Pianca innerhalb von zehn Jahren regelmässig für ­einen Monat nach New York und besuchte dort legendäre Clubs. Im «Smalls» oder der «55 Bar» liess er sich inspirieren. «Ich absorbierte so viel Musik, wie ich konnte. Die Szene war eine einzigartige Schule für mich», erinnert er sich. Dementsprechend sind die Kompositionen Piancas voller schillernder Nuancen, denn bis heute lässt er alles, was er hört und was ihn auf irgendeine Art musikalisch beeinflusst, in seine Stücke einfliessen, um es zu etwas Individuellem zu ­machen. Das sind vor allem Melodien, atonale Musik, Rhythmen und offene Momente. Dass die Musiker von «Sub Rosa» ihre Ideen einbringen, ist selbstverständlich für Pianca.
Und auch in der Improvisation findet jeder der Bandmitglieder seinen Platz.
Pianca weiss die Qualitäten seiner Truppe zu schätzen: «Alle haben die Gabe zuzuhören, was passiert. Jeder Einzelne gibt sich dem Moment hin und reagiert. Das ist es, was wir alle gemeinsam haben und was uns verbindet.»

Das Publikum wird ins Vertrauen genommen

Mit Sub Rosa wird es geheimnisvoll bei «Jazz im Seefeld». Der Name der Band bedeutet auf Lateinisch «unter der Rose» und meint etwas Verborgenes und Geheimnisvolles. In diesem Sinne wird das Publikum von Piancas Truppe zu Privilegierten. «Wenn wir mit Sub Rosa auftreten, stellen wir uns nicht einfach einer Öffentlichkeit gegenüber. Jeder Zuhörer ist da, weil er sich auf etwas Neues einlassen möchte, und schenkt uns in dieser Hinsicht sein Vertrauen. Wir vertrauen zurück und spielen stets auf Augenhöhe mit den Besuchern», erklärt Pianca.
Am 26. Oktober werden vor allem Stücke aus dem zweiten Album aus dem Jahr 2021 zu hören sein. Der Titel ist ähnlich bedeutungsreich wie der Bandname und widerspiegelt Sub Rosas Verständnis von Musik: «Mono no aware» ist eine Begrifflichkeit aus der japanischen Philosophie und beschreibt die Vergänglichkeit als traurig und wunderschön zugleich. Dabei wird der Mensch immer Zeuge von etwas, das zu Ende geht oder sich verändert, vergleichbar mit der Improvisation in der Musik. Sub Rosa versammelt mit ihrem Gründer Roberto Pianca einige der besten jungen Jazzmusiker der Schweizer und internationalen Szene. Der Sound ist ein Potpourri aus zeitgenössischem Jazz und unterschiedlichen Einflüssen der modernen Musik.
Die Handschrift seiner Band möchte der eloquente Bandleader selbst nicht näher charakterisieren. «Mich interessiert immer brennend, was die anderen über uns denken, und ich ermutige jeden im Hinblick auf Musik, neugierig und mutig zu bleiben und auch das Unbekannte zu wagen.» So oder so: Die Truppe rollt dem Publikum den roten Teppich aus, indem sie mit ihrem Programm und der Ideologie dahinter zu verstehen gibt, dass sich Band und Zuhörerschaft auf ein gemeinsames Abenteuer einlassen.

26.10., 19.30 Uhr, Roberto Pianca «Sub Rosa», Rafael Schilt – Tenorsaxofon, Roberto Pianca – Gitarre, Francois Lana – Klavier, Stefano Senni – Kontrabass, Paul Amereller – Schlagzeug, Eintritt 10 Franken und ­Kollekte. GZ Riesbach, Seefeldstrasse 93, 8008  Zürich, www.jazzimseefeld.ch

Nicole Seipp-Isele