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Stadt Zürich
10.11.2022
18.07.2023 09:21 Uhr

Vom Zürcher Kaufhausangestellten zum US-Kriegsverbrecher

Der einstige Zürcher Kaufhausangestellte Heinrich «Henry» Wirz wanderte 1849 in die USA aus.
Der einstige Zürcher Kaufhausangestellte Heinrich «Henry» Wirz wanderte 1849 in die USA aus. Bild: National Park Service
Der Zürcher Heinrich «Henry» Wirz gilt als eine der umstrittensten Figuren des des Amerikanischen Bürgerkriegs. Als Lagerkommandant eines Kriegsgefangenenlagers der konföderierten Armee soll der Schweizer Auswanderer und einstige Zürcher Kaufhausangestellte für zahlreiche Gräueltaten verantwortlich gewesen sein.

Dominique Rais


Es ist der Morgen des 10. November 1865: Der Zürcher Auswanderer Heinrich «Heny» Wirz (†41) geht im US-Bürgerkriegsgefängnis im Old Capitol Prison, unweit des Kapitols in Washington D.C., die hölzernen Stufen zum Galgen empor.

Es ist 10.32 Uhr, als sich die Falltüre öffnet. Damit war das Todesurteil, das nur Tage zuvor von einem Militär­tribunal über den Konföderierten-­Offizier verhängt wurde, vollstreckt.

Am Morgen des 10. November 1865 wurde der Zürcher Henry Wirz in Washington D.C. wegen Kriegsverbrechen hingerichtet. Bild: Library of Congress / Fotograf: Alexander Gardner

Der einstige Zürcher Kaufhausangestellte Wirz, der Sohn eines Schneidermeisters sowie Mitglieds des Grossen Stadtrats (heute:Gemeinderat), der 1849 in die USA ausgewandert war, arbeitete in seiner neuen Heimat erst als Weber, dann als Arzt und Plantagen-­Verwalter, bevor mit Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861–1865) der Konföderierten Armee beitrat.

Während Konföderierte (Südstaaten) ihn als Märtyrer erachteten, galt er bei den Anhängern der Union (Nordstaaten) als «Dämon von Anderson­ville». Denn in seiner Funktion als Lagerkommandant von Camp Sumter (Georgia), einem Kriegsgefangenenlager der konföderierten Armee in der Nähe von Andersonville, soll er ab März 1864 für zahlreiche Gräueltaten verantwortlich gewesen sein.

Aufzeichnungen zufolge verloren von den rund 45'000 Unionsgefangenen in Camp Sumter an die 13'000 ihr Leben.

Dominique Rais