Fabian Brändle
Der Wiediker Hermann Schumacher kam im Jahre 1933 zur Welt, einem bedeutenden Jahr also, denn damals kamen in Deutschland die Nationalsozialisten Adolf Hitlers an die Macht. Hermann Schumacher war Maler/Tapezierer respektive Schriftenmaler, später Inhaber eines Farbengeschäfts.
Er ist ein intimer Kenner Wiedikons und wirkte auch in Filmen über das Quartier mit. In seinen lesenswerten, just erschienenen Kindheitserinnerungen beschreibt er das Wiedikon der 1940er-Jahre. Hermann Schumachers Mutter, Maria Anna Schlachter (geboren 1906), war eine Deutsche und fand in Zürich Arbeit und Liebesglück.
Als Deutsche war sie in den bitteren Kriegsjahren oftmals Zielscheibe von bösen Witzen und von Spott. Die Mutter war eine starke, mutige Frau, die in München berufsbegleitend die Schauspielschule absolviert hatte. Während der Kriegsjahre 1939 bis 1945 wies sie den Bundesrat mehrfach brieflich auf Missstände hin. Diese Briefe sind im schön und aufwendig bebilderten Büchlein teilweise abgebildet.
Nicht immer gings idyllisch zu
Hermann Schumacher verbrachte eine manchmal wilde Kindheit in Wiedikon. Er spielte gerne draussen mit seinen zahlreichen Freunden und verübte gemeinsam mit ihnen so manchen gelungenen Streich. So bediente sich die Bubenschar bei den Bierflaschen, die auf Baustellen liegen geblieben waren.
Manch ein Bube nahm selbst einen kräftigen Schluck, sehr zum Leidwesen der Bauarbeiter, die sich natürlich sehr auf das feine Bier gefreut hatten. Die Welt der Erwachsenen übte ohnehin einen grossen Reiz auf die Wiediker Clique aus. Erwachsene waren zudem manchmal Vorbilder, dienten aber auch zum Spott der Heranwachsenden, die ganz schön brutal und fies sein konnten. Es ging ohnehin nicht immer idyllisch zu und her im Wiedikon der 1940er-Jahre, denn Nachbarschaftsstreit kam recht oft vor. Daran hat sich bis heute nur wenig geändert.