Dominique Rais
Ihre Silhouette ist üppig, ihre Farben knallig und ihre Erscheinung monumental: Die überdimensionale Nana-Plastik «L’ange protecteur», die in gut vier Metern Höhe einem Schutzengel gleich über den Köpfen der Reisenden in der Eingangshalle des Zürcher Hauptbahnhofs schwebt, ist nicht zu übersehen. Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert prägt sie das Bild der Bahnhofshalle.
Wenn auch anfänglich kritisch beäugt und einst von einem NZZ-Leserbriefschreiber gar abfällig als «Sennentuntschi mit Flügeln» bezeichnet, ist der bunte Engel unterdessen längst zu einem nicht mehr wegzudenkenden Wahrzeichen der Stadt geworden. Geschaffen wurde die Riesen-Plastik, die im Inneren auf einer Metallkonstruktion aufgebaut ist, von der bekannten französisch-schweizerischen Künstlerin und Bildhauerin Niki de Saint Phalle (1930–2002).
Vor 25 Jahren wurde die «Schutzengel»-Plastik den SBB von der Sicherheitsfirma Securitas anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums der Schweizer Bahnen geschenkt. Der Transport der über elf Meter grossen und 1,2 Tonnen schweren Nana-Figur von den USA in die Schweiz war dabei eine enorme logistische Herausforderung. Dafür wurde der Engel in drei Teilen per Schiff via Rotterdam nach Basel verfrachtet und dann mit einem Tieflader nach Zürich transportiert.
Vor Ort wurde das Kunstwerk dann wieder zusammengesetzt, bevor die Monumentalplastik in Anwesenheit der Künstlerin schliesslich am 14. November 1997 enthüllt und feierlich der Öffentlichkeit übergeben wurde. Seither hängt der bunte, voluminöse Schutzengel mit den Blattgold-überzogenen Flügeln an Stahlseilen befestigt in der grossen Bahnhofshalle.
Der Weg zurück zu altem Glanz
Bei Ortskundigen, die sich am Hauptbahnhof Zürich verabreden, ist der «fette Engel», wie er von Einheimischen gerne liebevoll genannt wird, längst zum beliebten Treffpunkt geworden. «Ein Kunstwerk im öffentlichen Raum wie ‹L’ange protecteur›, das an einem stark frequentierten Ort wie dem Zürcher Bahnhof tagtäglich zahlreichen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist, ist jedoch keinesfalls unterhaltsfrei», sagt der Konservator und Restaurator Christian Marty, der in den vergangenen Jahren mit der Restaurierung des Schutzengels betraut wurde, zu Lokalinfo.