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Zürich Nord
06.12.2022
06.12.2022 18:32 Uhr

Erfolgs-Judoka trainiert den Nachwuchs

Mit vielen Inputs, Humor und Geduld trainierte Judoka Fabienne Kocher den Nachwuchs der Judo-Clubs Zürich-Affoltern.
Mit vielen Inputs, Humor und Geduld trainierte Judoka Fabienne Kocher den Nachwuchs der Judo-Clubs Zürich-Affoltern. Bild: Rahel Köppel
Im Herbst empfing der Judo-Club Zürich-Affoltern einen speziellen Gast: Fabienne Kocher, Judoka und Bronze-Gewinnerin an den Weltmeisterschaften, übernahm an jenem Abend die Trainings.

Rahel Köppel

In der Turnhalle vom Schulhaus Kügeliloo war heute speziell viel los: Die Nachwuchstalente des Judo-Clubs Zürich-Affoltern wuselten umher und warteten, bis es losging. Das Training war nicht wie alle anderen: Judoka Fabienne Kocher würde es leiten. Die 29-Jährige hatte an den Weltmeisterschaften 2021 Bronze gewonnen und erreichte den 5. Platz an den vergangenen Olympischen Spielen in Tokio und gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Nachwuchstalenten überhaupt. Entsprechend ehrfürchtig schienen die Kinder zu sein, als Kocher sich neben den altbekannten Trainerinnen und Trainern aufreihte.

Nebeneinander und sortiert nach Gürtelfarbe standen die Kinder da. Nach den Anfangsritualen, bei denen sich die Schülerinnen und Schüler nacheinander hinsetzen, verbeugten (Za-rei) und wieder aufstanden, sich erneut verbeugten (Ritsu-rei) und stillhalten mussten, leitete Michel Ell, Präsident des Clubs, das Training ein und begrüsste die Anwesenden. «Wir haben heute mit Judoka Fabienne Kocher einen speziellen Gast und freuen uns sehr, dass sie uns trotz all ihren Trainings und dem vollen Terminplan ihren Abend widmet», sagte er glücklich.

Andere Methoden kennen lernen

Zustande gekommen ist das Ganze durch sein Netzwerk und gute Beziehungen zum Judoclub Uster, dem Heimclub von Kocher. Auch sei Michel Ell immer wieder auf der Suche nach Gasttrainerinnen und Gasttrainern für den Verein. Das nächste Training mit Gast sei bereits wieder vereinbart. «Als Präsident des Vereines ist es mir wichtig, dass unsere Schülerinnen und Schüler auch einen anderen Blick auf den Kampfsport erhalten», berichtete er. «Und für uns Trainerinnen und Trainer ist es wertvoll, mitzubekommen, welche anderen Formen von Unterrichtsmethoden es gibt und wie Techniken auch auf eine andere Art vermittelt werden können.»

Wie die Trainingsart von Fabienne Kocher aussieht, zeigte sich an jenem Mittwochabend. Zuerst liess sie die Kinder klassisch einige Runden laufen. Mit Zusätzen wie Bauchklatschern und unter den Beinen hindurchkriechen sorgte sie dafür, dass es den Schülerinnen und Schülern sicher nicht langweilig wurde. Anschliessend übte Kocher mit dem Nachwuchs «O-soto-gari», bei dem der Ausführende das Gleichgewicht seine Partners diagonal zur Seite bricht und dann das Standbein von aussen wegsichelt.

Zuerst nur den Wurf selber übend, steigerte sich die Schwierigkeit der Übung, bis die Kinder dann den «O-soto-gari» im Randori (Übungsform des Kampfes) selber anwenden durften. «Hajime!» war das jeweilige Kommando zum Kampfbeginn, «Mate!» rief die Spezialtrainerin, wenn die Kinder sich versammeln sollten.

Spiele kommen nicht zu kurz

Die Kinder schienen beim Training mit Fabienne Kocher sehr viel Spass zu haben. Die Profi-Judoka selbst hatte einen guten Draht zu ihnen und zeigte einen perfekten Mix von Autorität und Fürsorge. Abgeschlossen wurde das Kindertraining mit einem Wettkampf. «Wer schafft es am meisten, seinen Partner beim ‹O-soto-gari› umzuwerfen?», formulierte Fabienne Kocher die Aufgabe.

Als Schlussspiel folgte dann noch ein «Alle gegen alle», bei dem die Schülerinnen und Schüler nochmals ihre Energie loswerden konnten. Nach den Abschlussritualen wurde Kocher von zwei Kindern ein Geschenk des Vereines übergeben; eine Wasserflasche mit Klublogo, signiert von allen Teilnehmenden.

Michel Ell ist mit den Trainings sehr zufrieden. Auch die zweite Trainingseinheit mit den Erwachsenen sei ein voller Erfolg gewesen. «Ich persönlich konnte diesen Teil sogar mehr geniessen, da ich mich dort voll auf die vermittelten Inhalte konzentrieren konnte», berichtet der Judoka. Die Rückmeldungen von den Kindern wie auch von den Erwachsenen seien durchwegs positiv gewesen. «Das motiviert mich, weiterhin solche Trainings zu organisieren.»

Korrekturen wurden direkt vorgenommen. Bild: Rahel Köppel
Rahel Köppel