Vor 130 Jahren legte der Seidenfabrikant Karl Gustav Henneberg den Grundstein für den heute als Rote Fabrik bekannten Backsteinbau an der Seestrasse 395 in Zürich-Wollishofen, als er 1892 dem Architekten Carl-Arnold Séquin-Bronner den Auftrag zum Bau des damaligen Bürogebäudes gab.
Bis 1899 war auf dem Fabrikareal die Seidenfirma Henneberg beheimatet, bis zu deren Verkauf an die ebenfalls in der Seidenindustrie tätige Horgener Firma Stünzi Söhne. Im Jahr 1919 fotografierte der Schweizer Luftfahrtpionier Walter Mittelholzer (1894–1937) das Areal am Seeufer aus 400 Metern Höhe aus seinem Cockpit.
Im Laufe der Jahre folgten weitere Besitzerwechsel. Bis die Stadt Zürich 1972 die Fabrik erwarb, mit der Absicht, diese zugunsten einer Verbreiterung der Seestrasse abzureissen.
Mit der Lancierung einer Volksinitiative durch die SP, die 1977 vom Volk deutlich angenommen wurde, scheiterte das Vorhaben der Stadt letztlich. Dennoch kam die Stadt ihrem Auftrag, die Fabrik als kulturelle Einrichtung zu nutzen, nicht nach, woraufhin 1980 die Interessengemeinschaft Rote Fabrik (IGRF) gegründet wurde.
Anfangs noch provisorisch, hielt das Kulturleben fortan Einzug in der Roten Fabrik. 1981 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und Anfang der 1990er saniert. Bis heute wird die Rote Fabrik durch eine IG als Kollektiv geführt und der Kulturbetrieb mit 2,4 Millionen Franken pro Jahr durch die Stadt Zürich subventioniert.