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Züriberg
13.12.2022
13.12.2022 09:54 Uhr

Weihnachtsbäume aus Künstlerhand können ersteigert werden

Der Baum «Ohne mit» von Vreni Spieser steht nackt da, während die Kugeln ohne Halterungen am Boden liegen. Diese zieren den Baum «Mit ohne».
Der Baum «Ohne mit» von Vreni Spieser steht nackt da, während die Kugeln ohne Halterungen am Boden liegen. Diese zieren den Baum «Mit ohne». Bild: Karin Steiner
Die Wasserkirche ist derzeit mit fünf von Kunstschaffenden gestalteten Weihnachtsbaum-Paaren, je einem grossen und einem kleinen Baum, geschmückt. Am 14. Dezember werden die kleinen Bäume für einen guten Zweck, den die Kunstschaffenden selbst bestimmt haben, versteigert.

Stolz stehen die fünf grossen und fünf kleinen Weihnachtsbäume im Altarraum der Wasserkirche und verbreiten festliche Stimmung. Erst bei näherem Betrachten stellt man fest, dass der Schmuck sich vom traditionellen Dekor abhebt. Da ist zum Beispiel das Baumpaar «Mit ohne» und «Ohne mit», das die Künstlerin Vreni Spieser im Namen des Helmhauses gestaltet hat.

Während der grosse Baum nackt dasteht und sich unter ihm an Boden ein Meer von bunten Weihnachtskugeln ergiesst, steht sein Partner reich geschmückt da – allerdings hängen lediglich die Halterungen der Kugeln in den Zweigen. Vreni Spieser spendet den Erlös ihres Baumes der Autonomen Schule Zürich, die kostenlose Kurse anbietet und sich gegen Sexismus, Rassismus und Diskriminierung engagiert.

Die vier Kunstschaffenden Stefan Jakob, Marcel Krummenacher, Sybille Meier und Jens Rohrbeck haben im Namen des alle zwei Jahre im Niederdorf stattfindenden Keramikmarkts «Rund um Keramik» ihre Bäume mit bemalten Kugeln und Keramikgegenständen zum Thema Essen geschmückt. Entsprechend geht der Erlös ihres Baumes an die Organisation Tischlein deck dich, die Lebensmittel vor der Vernichtung rettet und an armutsbetroffene Menschen verteilt.

Hilfe für Armutsbetroffene

Auch Hans Peter Riegel von Digital Art Zürich hat sich mit dem Projekt «Disrupted Trees» mit dem Thema Essen beschäftigt. Seine Baum-Dekorationen sind dick in Plastikfolie eingepackt, und der kleine Baum ist vollumfänglich eingeschnürt, dass man befürchten muss, er ersticke. Dieser Erlös geht an die Organisation Imbiss Hope, ein Mittagstisch und eine Lebensmittelabgabestelle für Menschen in Not im Kreis 4.

«Wenn Frau will, steht alles still» heisst das Baumpaar von Carol May und Fanny Frey im Namen des Helmhauses Zürich. Ihre Kugeln und Bildchen, welche die Bäume zieren, zeigen Frauen, die zu Sexsymbolen degradiert wurden. Ihre Spende geht entsprechend an die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration FIZ, die sich für den Schutz und die Rechte von Migrantinnen einsetzt, die von Gewalt und Ausbeutung betroffen sind.

Das letzte Baumpaar schliesslich ist Kindern gewidmet. Die Bäume «Supernova», die Iva Ivanova im Namen des ­Theaters an der Winkelwiese gestaltet hat, ist mit grossen, asymmetrischen Sternen und Engeln geschmückt, die aus Kinderhand hätten stammen können. Die Spende geht entsprechend an die Organisation Orphelina Stiftung, die das Ziel hat, die Lebensumstände von hilfsbedürftigen Kindern, die sehr oft aus armutsbetroffenen Familien stammen, zu verbessern.

Die Wasserkirche als Kulturort

Die Benefiz-Auktion «Weihnachtsbaum goes Wasserkirche» ist eine von vielen kulturellen Veranstaltungen in dieser geschichtsträchtigen Kirche. «Wir verstehen die Wasserkirche als Kulturort», sagt Programmleiterin Klara Piza. «Wir haben viele Kooperationspartner in der Stadt, die diesen Raum immer wieder neu entdecken. Für die Auktion haben wir Kunstschaffende, mit denen wir regelmässig zusammenarbeiten, aufgerufen, in dieser ruhigen Oase das sonst so kommerzialisierte Thema Weihnachten aufzunehmen.»

Am 14. Dezember werden die kleinen Bäume feierlich versteigert. Neben Klara Piza und Pfarrer Christoph Sigrist sind auch die Künstlerinnen und Künstler sowie Vertretende der jeweiligen sozialen Einrichtung, die begünstigt werden, anwesend. Der Apéro beginnt um 17 Uhr, die Auktion um 18 Uhr.

Der Baum «Ohne mit» von Vreni Spieser steht nackt da, während die Kugeln ohne Halterungen am Boden liegen. Diese zieren den Baum «Mit ohne». Bild: Karin Steiner
Karin Steiner