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Zürich Nord
21.12.2022
21.12.2022 13:19 Uhr

Das Schlupfhuus ist auf Wohnungssuche

Das Schlupfhuus steht Jugendlichen in Not offen. (Bild zvg)
Das Schlupfhuus steht Jugendlichen in Not offen. (Bild zvg) Bild: zvg
Als Sozialeinrichtung in 8032 Zürich bietet das Schlupfhuus seit 40 Jahren Unterstützung und Unterkunft für Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren, die sich in jeglicher Art von Not befinden. Jetzt wird ein neues Angebot aufgebaut. Dazu braucht es zusätzlichen Wohnraum.

Monika Abdel Meseh

Das Schlupfhuus gibt es jetzt schon seit über 40 Jahren. Ab nächstem Jahr will das Haus das bestehende Angebot um ein flexibles Wohnangebot für Jugendliche erweitern. Doch was ist das Schlupfhuus überhaupt? Als Sozialeinrichtung mitten in Zürich bietet es Unterstützung und Unterkunft für Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren, die sich in jeglicher Art von Not befinden. Dort werden sie beraten und man sucht mit ihnen nach Lösungen, um ihre Situation zu verbessern. Jugendliche können sich jederzeit melden, entweder per Telefon, Whatsapp oder Mail. Im Notfall ist es auch möglich, einfach vorbeizukommen.

Gewalt, Drohung, Beleidigung

Die Jugendlichen kommen ins Schlupfhaus, weil es zu Hause zu heftigen Konflikten kommt. Als häufigsten Grund sehen die Verantwortlichen jegliche Art von Gewalt, egal ob physische, psychische, verbale oder sexuelle Gewalt. Immer dann, wenn sich die Kinder in ihrem häuslichen Umfeld nicht mehr sicher fühlen oder wenn ihnen das Gespräch mit ihren Eltern sinnlos oder nicht möglich erscheint, ergreifen sie die Flucht, meinen die Experten. Die emotionale und verbale Gewalt stellt sich dann als hauptsächlicher Grund dar. Jugendspezifische Themen, wie Freundschaften oder Liebesbeziehungen, mit denen die Eltern nicht einverstanden sind, können der Auslöser für Konflikte sein. So kann es dann zu Drohungen oder Abwertungen in der Auseinandersetzung mit den Jugendlichen kommen. Bei einem Teil der Jugendlichen erfolgt der Kontakt zum Schlupfhuus durch gewisse Fachleute, wie Lehrer, Psychotherapeutinnen oder andere Beistände.

Stationär oder ambulant

Das Schlupfhaus bietet rund um die Uhr telefonische Betreuung. Bei einer Anfrage wird geprüft, ob ambulante oder stationäre Unterstützung nötig ist. Wenn sich herausstellt, dass tatsächlich eine akute Gefahr besteht, darf die Person bis zu drei Monate im Schlupfhuus bleiben. Vor der stationären Platzierung muss aber sichergestellt werden, dass sonst kein anderer Wohnort bei Verwandten zur Verfügung steht. Dies ist dadurch bedingt, dass das Haus maximal 10 Personen aufnehmen kann.

Experten werden beigezogen

Welche Unterstützung die Jugendlichen benötigen, ist sehr unterschiedlich. Prinzipiell hört man sich das Problem von der betroffenen Person selbst oder von der Fachperson, die sie vermittelt hat, an. Das Schlupfhuus arbeitet sehr individuell und orientiert sich am Bedarf und den Bedürfnissen der Jugendlichen, die Hilfe suchen. Abhängig von der Situation wird eng mit Sozialzentren, Beiständen oder Therapeutinnen zusammengearbeitet. Wenn keine einvernehmliche Lösung mit den Jugendlichen und den Eltern gefunden werden kann, bestimmt die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) den weiteren Vorgang.

Im Bereich der Opferhilfe-Beratung oder für rechtliche Unterstützung arbeitet das Schlupfhuus eng mit der Beratungsstelle kokon zusammen.

Neues Angebot «Krisencoaching»

Das neue Angebot «Krisencoaching» richtet sich an Jugendliche ab dem 15. bis zum 18. Lebensjahr, die in einer Krisensituation eine Wohnmöglichkeit brauchen, aber aus verschiedenen Gründen nicht im Gruppensetting leben können oder wollen. Für die Jugendlichen wird eine Wohnmöglichkeit ausserhalb des Schlupfhuus gesucht. Das kann eine Ein-Zimmer-Wohnung, ein Studio oder sonst eine kleine Unterkunft sein. Viele Jugendliche, die lange keine Struktur hatten, haben laut den Ver­antwortlichen grosse Mühe, mit anderen zusammenzuleben, wodurch es dann schnell zu verbalen oder handgreiflichen Konflikten kommen kann. Deshalb ist es sinnvoll, diesen Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Krise allein zu bewältigen und ihnen ein individuelles Angebot zur Verfügung zu stellen. Im Krisencoaching werden die Jugendlichen von einer Sozialarbeiterin des Schlupfhuus eng begleitet und bei Notfällen ist das Schlupfhuus-Team jederzeit erreichbar. Dabei gestaltet sich die Betreuung höchst individuell, das heisst, es werden massgeschneiderte Lösungsansätze gesucht, stellen die Fachfrauen klar. Die Pilotphase des Krisencoachings ist erfolgreich abgeschlossen und ab nächstem Jahr wird es Teil des regulären Angebots sein.

Das Schlupfhuus sucht noch Ein-Zimmer-Wohnungen oder Studios in der Stadt Zürich. Kontaktperson für das Angebot Krisencoaching ist Regula Sarbach, pädagogische Leitung, r.sarbach@schlupfhuus.ch.
Mitarbeiterinnen im neuen Angebot sind Claudia Caflisch und Katharina Bachmann.

Monika Abdel Meseh