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Züriberg
21.12.2022
21.12.2022 09:16 Uhr

Gnädinger-Haus: Warum alles so lange geht

Dieses spektakuläre Drohnenbild von Reto Schlatter mit dem blauen Gnädinger-Haus in der Mitte zeigt die Situation anschaulich. Wegen der engen Platzverhältnisse und der vier Tramgeleise wird die Bauerei zur grossen Herausforderung..
Dieses spektakuläre Drohnenbild von Reto Schlatter mit dem blauen Gnädinger-Haus in der Mitte zeigt die Situation anschaulich. Wegen der engen Platzverhältnisse und der vier Tramgeleise wird die Bauerei zur grossen Herausforderung.. Bild: Reto Schlatter
Anfang März 2023 soll es endlich losgehen mit dem Abriss des berühmten Gnädinger-Hauses am Schaffhauserplatz. Andy Gnädinger erzählt, welche Hürden die Verzögerungen von über zwei Jahren verursacht haben. Alles in allem freut er sich nun auf den Baubeginn: «Der Neubau wird aussehen wie der bisherige.»

Die legendäre Bäckerei Gnädinger am Schaffhauserplatz ist seit dem 1. Februar 2021, also seit bald zwei Jahren, Geschichte. Damit endete eine Tradition, die seit 1942 existierte. Wie diese Zeitung berichtete, soll hier künftig in einem Neubau eine Buchmann-Filiale hinkommen. Jenes Zürcher Familienunternehmen (aktuell mit einem Provisorium neben der Post) wird dem Vernehmen nach auch das Restaurant Sprössling gegenüber weiterführen.

«Nicht gelauert»
Doch warum steht der jetzige Bau noch? Geplant war der Abbruch und Neubau schon länger. Der Hausbesitzer Andy Gnädinger sagt auf Anfrage, es habe Einsprachen gegeben, man habe verhandeln müssen. Dazu seien die Vorschriften des Lärmschutzes, der Feuerpolizei und des Stadtbildes enorm kompliziert gewesen. Auch das Thema Parkplätze habe Zeit und Energie gekostet. Und zu guter Letzt gab es unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die VBZ ihre Fahrdrähte während des Umbaus befestigen könnten. Für Andy Gnädinger alles Faktoren, welche zu den Bauverzögerungen beitrugen. «Wir haben sicher nicht gelauert», sagt Gnädinger. Gelöst hat man zudem die Fragen rund um die Bauanlieferung. Die Stadt sei kulant gewesen, als es um die Planung der Bauarbeiten auf engstem Raum ging. Die Anlieferung wird nun neben den Tramgeleisen des 7ers und des 14ers ablaufen. Dazu müssen nicht einmal die vier Bäume gefällt werden.

Haus bleibt im Familienbesitz
Zur Planungsverlangsamung trug ausserdem der Fachkräftemangel in Form von fehlenden Architekten bei. «Wegen Kapazitätsproblemen unseres ursprünglichen Architekturbüros mussten wir ein neues Büro suchen», berichtet Gnädinger. Das habe zusätzliche drei Monate gekostet. All diesen Hürden zum Trotz soll es nun anfangs März 2023 mit dem Abbruch losgeben. Neben der Bäckerei Buchmann im Erdgeschoss soll es in den obersten zwei Stöcken vier Mietwohnungen geben. Im Gegensatz zum Gebäude mit der Backstube an der Weinbergstrasse wird das Gnädinger-Haus auch weiterhin im Besitz der Familie Gnädinger bleiben. «Dank dem Verkauf jenes Gebäudes mit der Backstube können wir uns den Neubau überhaupt leisten», erklärt Gnädinger offen.
Er freut sich sehr auf den Neubau. «Er wird in der gleichen Form wie das jetzige Haus daherkommen», gibt Gnädinger Entwarnung. Es werde ein Bauwerk, das hoffentlich wieder mindestens 80 Jahre bestehen werde.

Und die ehemalige Backstube?
Keine Probleme soll es dem Vernehmen nach mit den Hausbesetzern der Weinbergstrasse geben. Jenes Gebäude gehört neu einer Immobilienfirma. Es ist aber noch nicht klar, ob und wie das Gebäude dereinst saniert oder neu gebaut werden soll. Bis dahin muss eine Besetzung in Zürich normalerweise von Amtes wegen geduldet werden.

Lorenz Steinmann