Jeannette Gerber
Die Idee entstand vor 17 Jahren. In der Vorweihnachtszeit dekorierte Erika Ess den Hausflur wie üblich mit Tannenreis-Girlanden. Um den Mitbewohnerinnen und -bewohnern eine spezielle Freude zu bereiten, hängte sie Stoffmäuse in die Girlanden; Mäuse, die sie so bekleidete und dekorierte, dass alle ihr Alter Ego wiedererkannten.
Erika Ess – inzwischen pensioniert – ist ursprünglich ausgebildete Kindergärtnerin. Ihre Grundausbildung als Werklehrerin erhielt sie an der Schule für Gestaltung in Zürich. Anschliessend studierte sie Werkerziehung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Ihre erste Anstellung als Werklehrerin erhielt sie in Buchs bei Regensdorf. Später lehrte sie während 18 Jahren an der Kantonsschule Aarau die Fächer Keramik, Holz, Textil und Papier. «Und mit 62 Jahren gründete ich hier an der Gertrudstrasse in Wiedikon mein eigenes Atelier inklusive Töpferwerkstatt mit Ofen», erzählte sie.
Erst Ikea-Mäuse, jetzt Ess-Mäuse
Durch das Dekorieren der Girlanden war Erika Ess bereits mit dem Mäusevirus infiziert. Nun begann sie, Mäuse in Menschen zu verwandeln. Dazu beschaffte sie sich im Möbelhaus Ikea die notwendige Grundlage – die Mäuse. «Ikea hat den Verkauf inzwischen leider eingestellt. Deshalb verwende ich jetzt dänische Mäuse, die hübsch als Geschenk verpackt in einer Kartonschachtel daherkommen. Und heute produziere ich auch meine eigenen Mäuse», erzählte sie. Gewissermassen Ess-Mäuse.
In ihren beiden Schaufenstern begann sie, Ausstellungen mit jährlich wechselnden Themen zu realisieren. Zum Beispiel das Thema Appenzell, wo die Mäuse Trachten trugen und die Kühe mit farbenprächtigen Blumen bekränzt waren. Ein weiteres ergiebiges Thema war das Himmelreich mit Mäuseengeln auf Wolken aus weissen Federn. Soeben ist die Ausstellung «Chilbi» gestartet. Was assoziiert man mit dem Begriff «Chilbi»? Zuckerwatte, gebrannte Mandeln, heisse Marroni, Bratwürste, Zuckerstängel, Geisterbahn, eine Wahrsagerin und natürlich Karussells sowie Wurf- und Schiessstände, an denen man Kuscheltiere gewinnen kann. Das alles findet man in den Schaufenstern in Miniformat mit Mäusen als Protagonisten. Die Stände konstruiert Erika Ess ab und zu mithilfe ihres Ehemanns Peter, der Architekt ist. Ausgediente Zigarrenschachteln bekommen dadurch neuen Glanz.