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Wie wollen wir unseren Strom produzieren?

Florian Blättler, Gemeinderat SP Wahlkreis 11
Florian Blättler, Gemeinderat SP Wahlkreis 11 Bild: zvg
Spätestens seit diesem Frühling ist die Versorgungssicherheit mit elektrischer Energie – sprich mit Strom – ein Thema in den Medien. Auch wenn es im Moment so aussieht, als ob wir glimpflich durch den Winter kommen, bleibt die Versorgungssicherheit ein vordringliches Problem. Eine Lösung muss auf allen Ebenen angegangen werden, auch auf Ebene Stadt.

Florian Blättler

Heute produzieren wir über EWZ und unsere Partnerwerke gut 5 TWh/a (Terawattstunden pro Jahr) an Strom. Gleichzeitig verbrauchen wir in der Stadt rund 3 TWh/a. So tragen wir in Zürich unseren Anteil zur Versorgungssicherheit bei. Jedoch sind 2 TWh/a davon Atomstrom. Der Ausstieg bis spätestens 2034 ist in der Gemeindeordnung verankert. Auch stehen unsere Windkraftwerke in Nordeuropa, wo der Wind zwar gut ist, der Strom aber aufgrund fehlender Stromtrassen noch nicht in die Schweiz geleitet werden kann. Im Inland produzieren wir (ohne Atomstrom) nur rund 2,5 TWh/a, zu über 90 Prozent aus Wasserkraft.

Weiter ist davon auszugehen, dass wir durch einen vermehrten Umstieg auf Wärmepumpen und Elektromobilität zwar insgesamt weniger Energie verbrauchen, dass dadurch jedoch der Bedarf an Strom bis Mitte 30er-Jahre um weitere 0,5 TWh/a ansteigen wird. Nach Wegfall des Atomstroms würden wir so im Inland rund 1 TWh/a weniger produzieren als verbrauchen. Wir werden zu einer Belastung für die Versorgungs­sicherheit. Wie können wir dies verhindern?

Den euphorischen Schlagzeilen der letzten Woche zum Trotz wird vor 2050 kein Fusionsreaktor ans Netz gehen. Wasserkraft ist in der Schweiz schon so weit ausgebaut, dass eine Erhöhung der Produktion faktisch nicht mehr möglich ist, nur noch der Speicherkapazität. Photovoltaik kann in der Stadt einen Teil des Strombedarfs abdecken. Das Potenzial aller Dachflächen Zürichs beträgt rund 0,5 TWh/a. Dies reicht alleine nicht aus.

Eine weitere, ausbaubare Alternative ist die Windkraft. Da dieser Strom zu zwei Drittel im Winterhalbjahr anfällt, trägt er auch überdurchschnittlich zur Versorgungssicherheit bei. Eine aktuelle Studie des Bundes hat ein Potenzial von rund 30  TWh/a schweizweit ergeben. In dieser Studie sind unter anderem ökologisch sensible Gebiete oder Siedlungsgebiete bereits ausgeschlossen. Dank der Ablehnung aller Beschwerden gegen den Windpark Mollendruz durch das Bundesgericht letzten Monat wird die Nutzung dieses Potenzials in der Schweiz möglich. Als Folge dessen hab ich mit Sebastian Vogel zusammen einen Vorstoss im Gemeinderat eingereicht, um die Planung für den Ausbau der Windkraft durch die Stadt Zürich voranzutreiben.

Wir dürfen nicht zuwarten, bis wir eine tatsächliche Versorgungslücke haben. Wir müssen den Ausbau heute angehen!

In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat» schreiben Volksvertreterinnen und -vertreter regelmässig einen Beitrag. Alle im Stadtparlament vertretenen Parteien bekommen hierzu regelmässig Gelegenheit. Die Schreibenden ­äussern im Beitrag ihre persönliche Meinung.

 

Florian Blättler.