Der Eisenbahnwagen, der vor kurzem auf dem Areal der neuen Liegenschaft an der Birchstrasse 230/Neunbrunnenstrasse 52 platziert wurde, zog die Aufmerksamkeit der Anwohnerschaft in der Umgebung des Bahnhofs Seebach schnell auf sich. Sie fragte, was Sinn und Zweck des Eisenbahnwagens ist. Dieser erinnert an das ehemalige «Isebähnli», weshalb schnell klar war, dass darin ein Restaurant betrieben werden könnte. Auf Nachfrage teilt Suchet Bantit von Thai Bogie mit: «Das Thai Streetfood Restaurant im Bahnwagen wird im Sommer eröffnet.» Etwas genauer schreibt es Bauherrin A&A Liegenschaften Real Estate Management: «Die Eröffnung ist am 1. Juli». Das Thai Bogie mit um die 30 Plätzen ist bekannt für authentischen Thai Street Food. Bogie bedeutet Bahnwagen. Auf engstem Raum zaubert Koch Chet frische Thai Food Kreationen. Der gebürtige Thai weiss, wovon er spricht. Er hat selbst auch schon in den Strassen von Bangkok gekocht. Ausserdem gibt es das Take-Away-Angebot für den Genuss unterwegs, am Bürotisch oder zuhause.
Ein Bahnwagen auf legendärer Bahnlinie
Der Eisenbahnwagen fuhr auf der Bern-Lötschberg-Simplon-Linie. Er wurde 1913 gebaut, wiegt 35 Tonnen und ist 20,15 Meter lang. Dann wurde er ausrangiert, stand bei Interlaken auf dem Abstellgleis. Ein Eisenbahnfan aus Zürich kaufte den Ausgedienten und richtete darin eine Beiz ein, wie die «NZZ» schrieb. Eine Zeitlang hielt das «Isebähnli» in Buchs bei Regensdorf. Dann wurde der Standplatz anderweitig gebraucht. Danach war der Eisenbahnwagen bis 2019 in Seebach an der Hagenholzstrasse stationiert, auf einem kleinen Wiesenstück. In dem Gärtchen hatte es ein paar Tische und Stühle. Zugführerin war mit viel Leidenschaft Elisabeth Zwahlen. Sie bediente dort bis zu ihrer Pension im Jahr 2018 vorwiegend Businessmänner. Gegen Abend kamen ab und zu Fernsehleute von den nahen Studios auf einen Apéritif. Die Wirtin besass ein dickes Gästebuch mit Einträgen von bekannten Namen. Der Bahnwagen war liebevoll dekoriert: Eine Tafel mit alten Fahrkarten, eine Abfertigungskelle, Bahnlaternen, eine Zugführermütze, alles Mitbringsel von Gästen. Prunkstück war eine von einem Banker aus Meccanoteilen gebaute Dampflokomotive. Nach über 17 Jahren Wirten im bekanntesten Eisenbahnwagen der Simplonbahn an der Hagenholzstrasse ging Elisabeth Zwahlen Ende Juni in Pension, wie damals die Quartierzeitung «Zürich Nord» schrieb. Ende 2019 musste dann das «Isebähnli» einer Neuüberbauung weichen. Bis dann hatte der Besitzer des Wagens, Werner Hofmann, eine Zwischenlösung parat. Sein Schwiegersohn Chet Bandit, Koch und vertraut mit der asiatischen Küche, führte das «Isebähnli» bis zum Schluss.
Wohnungen im unteren Preissegment
Noch ist die neue Plaza der Neuüberbauung nicht fertig erstellt und eingezäunt. Sie wird aber wie die ganze Überbauung etwas Spezielles. «Mit unserem Projekt wollen wir die heute aus dem östlichen Altbau mit einem Wohngebäude ergänzen», schreibt die A & A Liegenschaften. «Aufgrund detaillierter Marktanalysen haben wir uns für kosteneffiziente Wohnungen im unteren Preissegment entschieden.» Der Altbau, eine Industrieliegenschaft aus der Nachkriegszeit im Stil der Bauhaus-Moderne, welche in den letzten Jahren umfassend renoviert wurde, wurde einer neuen Nutzung zugeführt. Darin sind neben Ausbildung (ETH, Compendio), Kultur wie Architekten, Film, Pflanzen, Event Marketing und andere eingemietet. Die Plaza verbindet Alt- und Neubau. Sie soll für Kunst am Bau zur Verfügung stehen.
Gemäss dem Verein Ortsgeschichte Seebach wurde das Haus Birchstrasse 230/Neunbrunnenstrasse 50 im Jahr 1942 gebaut, 1960 umgebaut und 2020 rückgebaut. Offensichtlich besteht ein Zusammenhang mit der ehemaligen, 1942 gegründeten Elektrodenfabrik der Örlikon Bührle AG, späteren Schweissindustrie Örlikon Bührle AG und ab ca. 2000 der Örlikon Schweisstechnik AG. Diese Firma verliess den Standort 2006 nach Niederhasli.