Michael Schmid
Manchmal täuscht der Eindruck: Wenn im Gemeinderat eine Vorlage von der vorberatenden Kommission einstimmig zur Annahme beantragt wird, kann normalerweise angenommen werden, dass die Parteien zu einem Thema gleicher Meinung sind. Doch beim Geschäft mit dem sperrigen Titel «Verordnung über die Gewährleistung des städtischen Angebots im öffentlichen Verkehr infolge Strassenlärmsanierungen» liegen die Positionen in Wirklichkeit weit auseinander.
Als bevorzugtes Mittel für sogenannte Strassenlärmsanierungen gilt in der Stadt Zürich seit einiger Zeit die Reduktion der Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30. Dazu werden mit abenteuerlichen Berechnungsmethoden auf dem Papier häufig minimale – für das menschliche Gehör teilweise knapp an der Wahrnehmungsgrenze liegende – Lärmreduktionen «nachgewiesen», während sich an der Lärmsituation im realen Stadtleben nichts ändert.
Dabei gibt es sinnvolle Alternativen: Lärmarme Beläge, Schallschutzfenster, geeignete Bauweise. Während Tempo 30 auf Hauptachsen keinen erhöhten Wohnkomfort bringt, schadet dieses Temporegime dem öffentlichen Verkehr massiv. Anders als der Autoverkehr können Trams und Busse nach einer Temporeduktion nicht auf eine Nebenstrasse ausweichen, sondern werden massiv verlangsamt.
Um wenigstens den Fahrplantakt aufrechterhalten zu können, müssen zusätzliche Kurse geschaffen werden, also mehr Fahrzeuge gekauft, mehr Personal angestellt werden. Ein schlechteres Angebot für Mehrkosten in Millionenhöhe.
Das ist keine wünschenswerte Entwicklung. Aber es wäre immer noch besser als ein Abbau des Angebots oder gar die Einstellung ganzer Kurse. Ohne die neue Verordnung würde aber genau dies drohen.
Die FDP ist seit Jahrzehnten der Überzeugung, dass in Wohnquartieren Tempo 30 geeignet sein kann, während auf den Hauptachsen Tempo 50 gelten soll. Tempo 30 auf Hauptachsen mit Tram oder Bus führt zu einem schlechteren – weil langsameren – ÖV-Angebot. Und dies zu massiv höheren Kosten. Das gilt es zu verhindern, wofür sich die FDP zusammen mit anderen Parteien und Partnern auch mit Initiativen auf kantonaler Ebene engagiert.