Christina Horisberger
Diese Woche erhielten alle 20 000 Parlamentarierinnen und Parlamentarier der Schweiz vom Recherchedesk von Tamedia eine Online-Umfrage. Ich habe diese sogleich während der Ratssitzung vom vergangenen Mittwoch ausgefüllt. Unter anderem will der Recherchedesk wissen, welche Themen uns unter den Nägeln brennen.
Weil wir im Rat an diesem Abend über zahlreiche Weisungen, Motionen und Postulate debattierten, die das Departement der Industriellen Betriebe sowie das Tief- und Entsorgungsdepartement von SP-Stadträtin Simone Brander betreffen, kreuzte ich aus aktuellem Anlass bei den «heissen» Themen «Verkehr» und «Klima» an, die nebst der Zürcher Wohnbaupolitik immer wieder für sehr lange Rednerinnenlisten beziehungsweise Rednerlisten sorgen. So wurden am Mittwoch zahlreiche quartierspezifische Verkehrs(beruhigungs)-Anliegen traktandiert.
Die SP nimmt die Anliegen der Bevölkerung sehr ernst. Doch manchmal geraten wir in eine Zwickmühle. Zum einen gibt es immer wieder übergeordnete Gesetze, welche die Anliegen verunmöglichen, oder aber klima- und verkehrsstrategische Stossrichtungen, die auf lange Sicht angelegt sind und quartierspefizischen Anliegen, die auf eine rasche Lösung drängen, zuwiderlaufen.
Aus den Kreisen 1+2 waren keine Verkehrsthemen traktandiert, aber ich bin aktuell in verschiedenen Echogruppen dabei, die unsere Quartiere betreffen: neben jener zur Testplanung Seeufer Wollishofen auch zum Verkehrskonzept Brunaugebiet (Postulat 2020/327 «Unterbindung des Durchgangsverkehrs im Brunaugebiet mit mehreren Riegeln») sowie der Testplanung Gebiet Sukkulentensammlung (dringende Sanierung sowie die Umwandlung der Parkflächen in eine Freihaltezone gemäss Leitbild Seebecken und neuem Verkehrsrichtplan).
Sowohl bei der Sukkulentensammlung wie beim Verkehrskonzept Brunaugebiet scheinen die verschiedenen Wünsche auf einen ersten Blick einfach realisierbar. Doch es ist manchmal verflixt: Verbessere ich beim Verkehr etwas bei A, hat dies möglicherweise negative Auswirkungen auf B, C, D und so weiter. Es ist wie beim Sudoku: Setzt man eine Zahl, beeinflusst das alle anderen Quadrate und man gelangt leicht auf den Holzweg und schmeisst die Sache hin. Dies ist mein Ding nicht. Aber es ist anspruchsvoll, das Kleine zu wollen und dabei das grosse Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.
Was ich Ihnen deshalb hier auf den Weg geben möchte: Nehmen Sie als Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt die Möglichkeiten der partizipativen Mitwirkung wahr. Wut ist ein wichtiger Motor für politisches Engagement. Wutbürgerinnen oder Wutbürgertum und Trötzelei, wie es die rechte Ratshälfte mit Vorliebe betreibt, sind aber niemals zielführend. Politische Teilhabe ist anstrengend und zeitintensiv, aber es lohnt sich, denn wir alle wollen eine lebenswerte Stadt.