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Flächen für den Fussball – teure Fehlinvestition?

Simon Kälin, Grüne Wahlkreis 7+8
Simon Kälin, Grüne Wahlkreis 7+8 Bild: zvg,
Fussballplätze sind ausgesprochen flächenintensiv.

Im Unterschied zu früheren Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte leben wir heute kalorienmässig im Schlaraffenland. In der Stadt liegt der nächste Supermarkt um die Ecke und hält eine enorme Vielzahl verschiedenster Nahrungsmittel bereit. Dank technischem Fortschritt bewegt sich der «moderne» Mensch heute viel weniger aus eigener Kraft als der Mensch vor der Erfindung des Automobils. Mit zunehmender Digitalisierung steigt die Gefahr stundenlangen Sitzens vor dem Bildschirm. Die gesundheitlichen Folgen sind gravierend und finden sich in langjährigen Statistiken. Der Schlüssel zu einem gesünderen Leben liegt in der regelmässigen aktiven Bewegung und sportlichen Betätigung. Die positiven Effekte vieler Sportarten auf Körper und Psyche sind klar belegt, man braucht dafür kein Spitzensportler zu sein. Vor diesem Hintergrund und stetig steigenden Gesundheitskosten soll die Politik in erster Linie Sportarten fördern, die möglichst viele Leute dazu bringen, sich mit einfachen Mitteln und ohne hohe Vorinvestitionen im Alltag etwas mehr zu bewegen. Typische Publikumssportarten wie Fussball oder Tennis sind damit weniger sinnvoll, im Unterschied zum Laufsport oder Walking. Schwimmen ist sehr gesund – erfordert aber Investitionen in Bäder und Hallenbäder. In diesem Bereich und im internationalen Vergleich ist Zürich unglaublich gut aufgestellt! Schon mehrfach befasste sich der Gemeinderat mit der beliebtesten Publikumssportart der Welt, dem Fussball. Kürzlich wurde der beschleunigte Ausbau der Infrastruktur für den Fussball in der Stadt debattiert. Fussballplätze sind ausgesprochen flächenintensiv und grössere unbebaute Flächen findet man nirgends in der Stadt. Was tun? 

Ein Vorstoss von SP und SVP fordert zusätzliche Fussball- und Sportplätze in der Allmend Brunau. Die Allmend Brunau gehört zum einzigartigen Landschafts- und Naturraum zwischen Sihl und Uetliberg und ist ein bedeutendes Naherholungsgebiet für die städtische Bevölkerung, eine der letzten Freihalte­zonen mit Ackerland in der Stadt. Und nun soll ein grosser Teil dieses wichtigen Grünraums für die einseitige Nutzung durch den Fussball planiert, der Boden versiegelt, mit hohen Zäunen und Lichtmasten ausgerüstet und mit Betonbauten ergänzt werden? Eine Katastrophe für den Klima-, Natur- und Landschaftsschutz wie für die Stadtentwicklung! Als naturnaher Landschaftsraum ist die Allmend ausgesprochen wertvoll, sie muss als grüner Freiraum erhalten bleiben. Die angrenzende Sihlhochstrasse und die Autobahnen mit dem Uetliberg-Tunnel sind bereits sehr grosse Belastungen für das stadtnahe Sihltal. Als Ausgleich braucht es in diesem Gebiet mehr und nicht weniger Natur. Bei der Abstimmung über die Motion hat der Gemeinderat den Rubikon aber deutlich überschritten, mit der Ablehnung blieb die grüne Fraktion allein. Der Vorstoss wurde mit 99 Ja- gegen 17 Nein-Stimmen der Grünen an den Stadtrat überwiesen. 

Simon Kälin, Grüne Wahlkreis 7+8