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Zürich 2
14.02.2023
14.02.2023 19:06 Uhr

Velovorzugsroute erntet viel Kritik

An gefährlichen Stellen wird die geplante Veloroute mit einem roten Streifen für bessere Sichtbarkeit markiert.
An gefährlichen Stellen wird die geplante Veloroute mit einem roten Streifen für bessere Sichtbarkeit markiert. Bild: Lisa Maire
Die Stadträtinnen Simone Brander (SP) und Karin Rykart (Grüne) informierten über die Velovorzugsroute Wollishofen. Das zahlreich erschienene Publikum zeigte sich kritisch gegenüber den Plänen der Stadt. Einige Fragen blieben offen.

Von der Stadtgrenze bis zur Mutschellenstrasse soll auf 2192 Metern eine Velovorzugsroute entstehen. Bis Montag, 13. März, findet deshalb die öffentliche Planauflage statt. Falls keine Rechtsmittel gegen die öffentliche Planauflage und die Verkehrsanordnungen ergriffen werden, soll mit der Umsetzung dieser Velovorzugsroute im Sommer begonnen werden. 

An einer Veranstaltung des Quartiervereins Wollishofen, als die Stadträtinnen Karin Rykart (Grüne) und Simone Brander (SP) sowie Projektleiterin Britta Kremer über ihre Pläne informierten, gab es allerdings sehr viel Kritik. Trotz der umfassenden Information blieben einige Fragen der rund 200 anwesenden Wollishoferinnen und Wollishofer im Kirchgemeindehaus St. Franziskus offen. Darunter diejenige nach der nationalen Veloroute 32, die Route von Schweiz Mobil. Diese führt wie die Velovorzugsroute durch die Tannenrauchstrasse, dann aber nicht über die steilere Kilchberg-, sondern über die Kalchbühlstrasse. 

Auf die Frage, ob es die Velovorzugsroute und die Veloroute 32 brauche, konnte niemand von den Anwesenden der Stadtverwaltung Auskunft geben. Zudem fragten Anwesende, ob die Velofahrenden die vorgesehene Strecke überhaupt nutzen oder trotzdem auf anderen Wegen an ihr Ziel fahren würden. Zahlen dazu, wo die Velofahrenden durchfahren, gibt es laut Projektleiterin Britta Kremer nicht.

Strassenraum neu aufteilen

Herausforderungen auf der Strecke der geplanten Velovorzugsroute sind gemäss Kremer fehlender Vortritt für den Veloverkehr, Konflikte mit Parkplätzen, Schulkinder, Busbetrieb und Durchgangsverkehr. Bestehende Tempo-30-Zonen, Einbahnstrassen und Sackgassen bleiben erhalten. 

Neu sind zusätzliche Massnahmen gegen den Durchgangsverkehr geplant. Um diesen zu reduzieren, werden auf der Strecke zusätzliche Einbahnstrecken eingerichtet. «Velofahrende können in Einbahnstrassen in beide Richtungen fahren», betonte Kremer. Später wird ein Monitoring durchgeführt, ob diese Massnahmen wirken oder ob weitere Massnahmen ergriffen werden müssen. 

Auf der Velovorzugsroute sind Velos mit wenigen Ausnahmen vortrittsberechtigt. «Der Rechtsvortritt ist aufgehoben», sagte Projektleiterin Kremer. Dies gelte übrigens auch für Autos auf der Velovorzugsroute. «Keinen Vortritt haben Velofahrende allerdings über die Albisstrasse wegen des Trams und an der Kreuzung Tannenrauch-/Mutschellenstrasse», so Kremer. «An der Albisstrasse wird eine Querungshilfe eingerichtet.» Zwecks Verlangsamung des Verkehrs werde in der Kilchbergstrasse ein Kissen, also eine Bremsschwelle, erstellt. Auch brauche es zusätzliche Abstellplätze. Diese würden auf 32 erhöht. 

Damit das Motto «einfach und sicher» stimmt, müsse es ausreichend Platz für die Velofahrenden haben. «Insgesamt 104 Parkplätze in der blauen Zone werden deshalb aufgehoben», hielt Kremer fest. Zehn würden an der Tannenrauchstrasse erhalten bleiben. «Drei neue Felder für den Güterumschlag werden erstellt», erläuterte sie weiter. Für Anlieferung und Entsorgung herrsche weiterhin freie Fahrt. «Wir bauen nicht Parkplätze ab, sondern verteilen den Raum anders», präzisierte Simone Brander, Vorsteherin des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements. Die Breite des Strassenraums bleibe erhalten. Es sei kein Landerwerb nötig.

Die Anwesenden äusserten heftige Kritik an diesen Plänen. Man müsse zuerst die Velofahrenden in die Schule schicken und Velofahren sollte abgeschafft werden, waren nur zwei der zahlreichen kritischen Voten. 

Stadt legt Haltestellen zusammen

Für Fussgängerinnen und Fussgänger sind gemäss Projektleiterin Kremer Verbesserungen geplant, so zum Beispiel an der Tannenrauchstrasse ein neues Trottoir. Zudem werden die Trottoirüberfahrten verbessert. Weiter erwähnte Kremer, dass die beiden Haltestellen Jugendherberge und Besenrainstrasse zusammengelegt werden. «Grund ist, dass die Haltekanten an den bestehenden Orten nicht auf 22 Zentimeter erhöht und die Haltestellen damit nicht behindertengerecht gestaltet werden können.» Der neue Standort der Haltestelle zwischen Sa­lomon-Vögelin-Strasse und Besenrainstrasse ermögliche durch die gerade An- und Wegfahrt für die Busse, dass der Buschauffeur nah an den Randstein heranfahren könne und damit der Abstand zwischen Trottoir und Bus möglichst gering ausfalle. Diese Zusammenlegung wurde bei der anschliessenden Fragerunde kritisiert, weil ältere Personen auf beide Haltestellen angewiesen seien.

24 neue Bäume vorgesehen

An der Tannenrauchstrasse werden 24 neue Bäume gepflanzt. Mit dem Thema Klima konnte Stadträtin Brander punkten. Sie argumentierte, das Velo sei ein umweltfreundliches und platzsparendes Verkehrsmittel und darum sehr zukunftstauglich. Der Applaus der anwesenden Befürworter der Velovorzugsroute war gross. 

Weitere Themen, wie die schnellen ­E-Bikes und der Schleichverkehr, beschäftigten das Publikum. Zudem wurde ar­gumentiert, dass versetzte Parkplätze den Verkehr verlangsamen würden. Und nicht zuletzt wurde festgehalten, dass die Quartierstrassen sowieso wenig befahren seien, weshalb es die Velovorzugsrouten gar nicht brauche. 

Stichwörter «Sichtbarkeit» und «Sicherheit»

Karin Rykart, grüne Stadträtin und Vorsteherin des Sicherheitsdepartements, ging bei der Veranstaltung in Wollishofen auch auf das Thema «Sichtbarkeit und Sicherheit» ein.Die Velovorzugsrouten werden durch ein grünes, 40 Zentimeter breites Band gekennzeichnet. Zudem werden auf ­Velovorzugsrouten Velo-Piktogramme angebracht. 70 Zentimeter Abstand braucht es zwischen Velovorzugsroute und Längsparkierung wegen der «Dooring»-Unfälle, also der Zusammenstösse von Velofahrenden und sich plötzlich öffnenden Autotüren. Die rote Markierung von Velorouten gilt an Gefahrenstellen. Zudem gibt es in der Stadt Zürich Velosäcke, das heisst spezielle Wartebereiche für Velofahrende an Kreuzungen, und das sogenannte Vorgrün für Velofahrende.

Sowohl die Volksinitiative «Sichere Velorouten für Zürich» wie auch der Richtplan Verkehr haben beim Stimmvolk deutliche Mehrheiten gefunden. Trotzdem harzt es bei der Umsetzung der geplanten Velovorzugsrouten. Im Frühling sollte diejenige von Altstetten in den Kreis 4 in Betrieb genommen werden können. Weitere aufgegleiste Velovorzugsrouten sind durch Einsprachen blockiert. (pm.)

Pia Meier