Rahel Köppel
Wer kennt sie nicht, William Shakespeares klassische Liebestragödie «Romeo und Julia»? Doch was wäre eigentlich passiert, wenn Julia (Achtung: Spoiler) sich am Schluss des Stückes nicht das Leben genommen hätte? Was wäre aus der jungen Frau geworden? Hätten ihre Eltern sie in ein Kloster gesteckt? Hätte sie nochmals geheiratet? Oder hätte sie vielleicht einen ganz anderen Weg eingeschlagen?
Genau diese Fragen will Shakespeares Ehefrau Anne in unserem Stück «Julia ohni Romeo?» beantwortet haben. Ihr Gatte hat ihr soeben sein frisch vollendetes Werk präsentiert und das düstere Ende passt ihr so gar nicht. Mehr Pep muss in die Geschichte, findet sie. William ist zwar nicht begeistert von den Ambitionen seiner Frau, lässt sich aber auf das Experiment ein. Das Resultat davon? Ein Stück voller unerwarteter Wendungen, Witz, Charme und mitreissender Hits aus den letzten drei Jahrzehnten. Natürlich darf auch eine Prise Drama nicht fehlen. Werden sich William und Anne bezüglich Julias Schicksal einig?
Die Geschichte steht also, und langsam aber sicher schaffen wir es auch, sie fehler- und unterbruchslos auf die Bühne zu bringen. Bis jedoch die Szenen so reibungslos abliefen, die Choreografien synchron waren und die Lieder so klangen, wie sie es jetzt tun, brauchte es viel Übung unsererseits und auch reichlich Geduld vom Leitungsteam. Auch die Kostüme waren bis zum letzten Probewochenende noch nicht alle fix, einige Kleinigkeiten fehlten noch, die jetzt aber mittlerweile alle vorhanden sind. Ein Mix von modern und antik – das war die Intention der Castmitglieder Victoria und Yasmine, die sich dieses Jahr um die Kostüme gekümmert haben. Konkret heisst das: Kleider und Korsetts, die im 16. Jahrhundert die Norm waren, kombiniert mit Jeans, Tennissocken oder Turnschuhen.
Langsam wird es ernst
Man spürt schon, dass die Nervosität steigt, aber auch die Vorfreude ist kaum mehr auszuhalten. Am Hauptprobewochenende wurde zum ersten Mal mit Band und Mikrofonen geprobt, was bei manchen Castmitgliedern für Aufregung sorgte. «Vor allem den Soundcheck fanden wir ziemlich unangenehm», berichten zum Beispiel Alice und Alicia. Dabei werden die Mikrofone und der Ton getestet, und dafür muss man natürlich etwas sagen. Einige erzählen dort jeweils von den Ferien, andere sagen ihren Text auf und sehr viele sprechen auch über das momentane Wetter. «Ich fand es auch etwas seltsam, mich selbst plötzlich so richtig zu hören», fügt Alice an.
Nach dem Soundcheck folgte am vergangen Samstag dann der Liederdurchlauf mit Band und Mikrofon. Es ist ein Highlight, wenn die Songs zum ersten Mal von richtigen Instrumenten begleitet werden. Martin Günthardt am E-Piano, Nicolas Winter am E-Bass, Nora Morello am Schlagzeug und Thomas Töngi an der Gitarre unterstützen uns musikalisch. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn die Band und der Chor zum ersten Mal zusammentreffen und man seine Mitdarstellenden erstmals so richtig singen hört. Dies sorgte am Wochenende für manchen Gänsehautmoment.