Karin Steiner
In der Werkstatt des Horts der Schule Bühl in Wiedikon herrscht nach dem Mittagessen Hochbetrieb. Rund 30 Viert- bis Sechstklässlerinnen schwirren durcheinander, wühlen in Kisten, in denen sich gesammelter Abfall wie Weinkorken, Kronkorken, Styropor und geschreddertes Papier befinden, und diskutieren eifrig, was an ihrem Kunstwerk noch ergänzt werden soll. «Die Kinder konnten sich für dieses Monatsprojekt anmelden», sagt die Initiantin Silvia Holicka, die bei der Organisation, bei der Vorbereitung und in der Ausführung vom Team der Horteria unterstützt wird. «Dass fast nur Mädchen dabei sind, liegt daran, dass sich die Jungs nach dem Essen meist lieber in der Turnhalle oder auf dem Pausenplatz beim Fussballspielen austoben.»
Die Kreativität anregen
Doch über 40 Kinder sind dabei und haben den ganzen März hindurch einzeln oder in Gruppen ihre Ideen aufgezeichnet und umgesetzt. «Hinter meinem Projekt steht der Gedanke, dass so viel Material produziert und dann einfach weggeworfen wird», sagt Silvia Holicka. «Das Thema Recycling wird auch im Unterricht mit den Kindern immer wieder aufgenommen. Ich will sie anregen, mit verschiedenen Materialien zu experimentieren, und ihnen zeigen, dass auch aus einer Rolle Klopapier etwas Neues entstehen kann. Die Fantasie und Kreativität werden dadurch angeregt. Ich sage ihnen nicht, was sie tun sollen, aber ich gebe ihnen Anregungen und unterstütze sie bei der Umsetzung.»
Die Kunstwerke, die schon fertig oder noch in Bearbeitung sind, könnten unterschiedlicher nicht sein. Da ein Würfel aus Kronkorken, dort eine riesige Blume, eine schwimmende Stadt, ein Auto, ein Bild oder eine lustige Figur.
Umweltthemen in Visier
Eine Gruppe Viertklässlerinnen steht um einen Tisch herum und diskutiert über ihr Werk. Es sind zwei Bilder, die das Leben im Meer darstellen. Auf dem einen Bild entdeckt man Müll im Wasser und Fische, die in einem Netz zappeln, das andere stellt eine heile Unterwasserwelt dar. «Eigentlich waren das anfänglich zwei verschiedene Projekte», erzählen die Mädchen. «Aber wir fanden, dass man sie miteinander verbinden könnte und zeigen jetzt auf, wie das Meer heute aussieht und wie es eigentlich aussehen sollte.» Hier kommt noch eine Qualle hin, und da braucht es ein Fischernetz, das oben auf dem Wasser schwimmt, hört man sie diskutieren.
Ein anderes Mädchen sitzt an einem Tisch und klopft mit einem Hammer Kaffeekapseln flach. Auf die Frage, was es damit vorhat, antwortet es, es mache ein Sonnensystem in verschiedenen Farben. Eine weitere Gruppe ist mit einer Figur beschäftigt, deren Arme aus leeren Blechdosen bestehen. Die eine Dose wird mit Korkenzapfen befüllt, die andere mit Papierschnipseln. Verschlossen werden die Dosen mit einem Filzabschluss, durch den die Betrachter blind in die Dose greifen können und erraten müssen, was sich darin befindet.
Aus Abfall schöne Sachen machen
Die Materialien hat Silvia Holicka grösstenteils selbst beschafft – aus der Küche oder auch mithilfe eines Restaurants. «Manches bringen die Kinder aber auch selber mit.» Von der Betreuungsleitung habe sie aber auch ein kleines Budget bekommen, und so habe sie die Ausstellung im Heimat- und Ortsmuseum Wiedikon (Steinstrasse 8) organisieren können. Die Vernissage findet am Dienstag, 18. April, von 18 bis 20 Uhr statt, die Ausstellung am Mittwoch, 19. April, von 15 bis 18 Uhr.
Das Projekt «Upcycling Kunst» wertet die Initiantin als grossen Erfolg. «Ich staune immer wieder über die Kreativität der Kinder», sagt sie. Und ein Mädchen bestätigt sie dabei: «Ich habe nicht gedacht, dass man aus Abfall so schöne Sachen machen kann.»