Claudia Rothlin
Das Anfangsgebot soll laut Auktionskatalog bei fünf Millionen Franken liegen, aufgrund früherer Erfahrungen ist ein höherer, bis in die zweistelligen Millionen gehender Betrag möglich.
Seit Ende März ist das Saurierskelett im Konzertfoyer der Tonhalle Zürich zu bewundern – wer dies nicht sowieso während eines Konzertes tat, konnte dies mithilfe von gebuchten Zeitslots machen. Diese waren denn auch restlos ausgebucht. Am Mittwoch letzter Woche war auch ich für einen solchen eingeschrieben und bin zur Trinity-Audienz gegangen.
Grossauflauf in der Tonhalle
Tatsächlich ist Trinity nicht mein erster Tyrannosaurus Rex: Vor gut 20 Jahren habe ich in Chicago schon Sue besucht, das am besten und vollständigsten erhaltene T-rex-Skelett mit 90 Prozent versteinerter Originalknochen. Trinity (Dreifaltigkeit), obwohl wie der Name antönt, aus drei verschiedenen Individuen zusammengesetzt, schafft es nur auf gut 50 Prozent – der Rest wurde durch Kunststoffnachbildungen ersetzt.
Beim Eintreten ins Konzertfoyer wird es laut: An dem Vormittag sind viele Familien, Grosseltern mit Kindern und vor allem Schulklassen um das Skelett versammelt. Letztere sogar mit Arbeitsblättern bestückt, welche etwas Detektivarbeit abverlangen.
Trinity ist nicht das grösste Exemplar seiner Gattung, trotzdem ist es mit seinen Massen – es ist 11,6 Meter lang, 3,9 Meter hoch und 2,65 Meter breit – doch eine imposante Erscheinung. Es stammt wie alle bekannten T-Rex aus Nordamerika und wurde in den Jahren 2008 bis 2013 an drei verschiedenen Ausgrabungsstätten in Montana und Wyoming geborgen.
Dass Trinity eigentlich ein Puzzle ist, lässt sich vor allem am Schädel gut erkennen: Dunklere, glatte Teile und hellere, mit Haarrissen überzogene Elemente sind unmittelbar nebeneinander angeordnet und können klar ausgemacht werden. Beim restlichen Skelett, wo die Knochen nicht immer miteinander verbunden sind, ist das schon schwieriger.
Das Maul leicht aufgerissen sind auch die furchteinflössenden Zähne zu sehen, welche gemäss neuesten Forschungsergebnissen zu Lebzeiten vor 65 bis 67 Millionen Jahren von einer dünnen, starren Lippe bedeckt und nicht sichtbar gewesen sein dürften – wie bei einer Eidechse. Auch die schreitende, gestreckte Darstellung entspricht nicht mehr der alten Vorstellung eines aufrechten Dinos, wie man es noch von Godzilla kennt.