Livia Jenny*
Schweizer Musik ist so vielseitig wie die Schweiz und ihre Einwohner selbst. Denkt man an Schweizer Musik, so hat man vielleicht als erstes einen fetzigen Ländler im Ohr. Doch gibt es noch ganz andere Musikrichtungen, welche die Schweiz nachhaltig geprägt haben.
Besonders im letzten Jahrhundert haben sich Musikstile wie Rock und Pop auf der ganzen Welt verbreitet. So auch in der Schweiz. Diverse Komponistinnen, Dirigent, Musikerinnen, Sänger und Bands haben die Schweizer Musiklandschaft mitgestaltet. Einen kleinen Ausschnitt dieser grossen Vielfalt möchte Ihnen der Verein an seinem diesjährigen Frühlingskonzert präsentieren.
Augen schliessen und träumen
Alle fünf Jahre organisiert der Schweizer Blasmusikverband ein eidgenössisches Musikfest, an dem sich verschiedene Blasmusikvereine aus der ganzen Schweiz in verschiedenen Disziplinen messen können. Im Jahr 2007 fand dieses Fest in Luzern statt. Christoph Walter komponierte speziell für diesen Anlass eine Eröffnungsfanfare mit dem Titel «A Salute from Lucerne». Auch das Konzert des Musikvereins Harmonie Altstetten wird mit dieser Fanfare eröffnet, obwohl die Musikerinnen und Musiker nicht in Luzern zu Hause sind.
Doch nicht nur in Luzern wurde Blasmusik komponiert. Gian B. Mantegazzi kommt ursprünglich aus dem Tessin. Bereits in frühen Jahren wirkte er selbst in einem Blasorchester mit. Nach seinem Musikstudium arbeitete er als Komponist und auch als Dirigent. Er leitete unter anderem die Stadtmusik Zürich und dirigierte den Musikverein Harmonie Thalwil. Mit seinem Marsch «Gandria» gedenkt er aber dem gleichnamigen Dorf mit seinen winzigen Gassen, Treppen und alten Bauten, welches direkt am Luganersee liegt. Es gilt, die Augen zu schliessen und den Gedanken freien Lauf zu lassen.
Eurovison Song Contest prägt Musik
Seit dem Jahr 1956 wird mit dem Eurovision Song Contest (ESC) in Europa jährlich ein Wettbewerb durchgeführt, bei dem jedes Land durch einen von ihm gewählten Künstler vertreten wird. Auch die Schweiz nimmt seit Beginn an diesem Wettbewerb teil, sie war sogar das erste Gastgeberland.
Grossen Erfolg konnte die Eidgenossenschaft im Jahr 1988 mit dem Hit «Ne partez pas sans moi» verzeichnen. Céline Dion bezauberte die Zuschauer mit ihrer Stimme. Doch grosse Hits brauchen nicht immer viel Entstehungszeit. Atilla Şereftuğ schrieb die Melodie in nur zwölf Minuten. Nella Martinetti wurde anschliessend damit beauftragt, einen Text zu dieser Melodie zu schreiben.
Das Berner Trio Peter, Sue & Marc nahm ganze vier Mal für die Schweiz am ESC teil. Somit haben sie am meisten für ein Land an diesem Wettbewerb mitgewirkt. Zudem sind sie auch die einzige Musikgruppe, welche Beiträge in vier verschiedenen Sprachen beigetragen hat. Im Jahr 1976 präsentierten sie ihren Song «Djambo, Djambo» und im Jahr 1981 «Io senza te». Beide Mal belegten sie den vierten Platz.
Peter Reber, ein Mitglied von Peter, Sue & Marc, war zudem noch an der Produktion eines weiteren Schweizer Beitrages für den ESC beteiligt. Reber nahm damals zusammen mit verschiedenen anderen Musikern, unter anderem Pepe Lienhard, an einer Musikkreuzfahrt teil. Als sich bei einer Jamsession ein Trompeter an einem Alphorn versuchte und plötzlich nicht mehr Folklore, sondern rockige, wilde und freche Töne erklangen, war Reber so begeistert, dass er dem Instrument einen Song widmete. Der mitreissende Ohrwurm «Swiss Lady» entstand. Pepe Lienhard fand sofort gefallen an diesem Meisterwerk und performte dieses mit der Pepe Lienhard Band am ESC im Jahr 1977.
Neben diesem weitbekannten Song hat Pepe Lienhard mit seiner Band aber auch noch mit vielen weiteren Stücken die Schweizer Musiklandschaft geprägt. Während ganzen 37 Jahren hat Pepe Lienhard mit seinem Orchester zudem Udo Jürgens auf all seinen Tourneen begleitet. Auch dieser nahm am ESC teil. Mit seinem Song «Merci Cherie» vertrat er im Jahr 1966 die Österreicher. Später zog Udo Jürgens dann in die Schweiz und wurde sogar eingebürgert. Das Blasorchesterarrangement «Udo Jürgens live» präsentiert dem Publikum neben diesem grossen Hit auch noch andere Werke von Udo Jürgens.
Mundart erobert die Schweiz
In den 70er und 80er Jahren wurde die Schweizer Musik durch Künstler wie Mani Matter und Polo Hofer geprägt. Diese haben einen grossen Teil dazu beigetragen, dass Mundart-Musik populär wurde. Man kann von einer richtigen Mundartwelle sprechen. Mit lustigen, kritischen und ausgeklügelten Texten konnten die Hörer gewonnen werden.
Viele Texte sind heute noch genauso aktuell wie damals, auch wenn man sie teilweise in den Kontext der damaligen Zeit setzen muss. «The Best of Polo Hofer» präsentiert, wie bereits der Titel verspricht, die besten Stücke von Polo Hofer. Die Titel «Hemmige» und «Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama» von Mani Matter wurden von Mario Bürki neu interpretiert und für Blasorchester arrangiert.
Bei diesem Schweizer Musikportrait darf aber natürlich auf keinen Fall die schweizweit erfolgreichste Band fehlen, die Hard-Rock-Band Gotthard. Mit ihrer Ballade «Heaven» haben sie einen grossen Hit gelandet.
Der Musikverein Harmonie Altstetten freut sich, viele Musikbegeisterte am Samstag, 13. Mai, in seinem «Zuhause» im Schulhaus Kappeli in Altstetten begrüssen zu dürfen. Das Publikum erwartet nostalgische Momente, abwechslungsreiche Musik und ein feiner Apéro.
*Livia Jenny ist seit 2023 verantwortlich für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beim Musikverein Harmonie Altstetten.