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Zürich Nord
25.04.2023
25.04.2023 09:24 Uhr

Sie bereichern das Kulturleben im Kreis 12

Schwamendingen ist mehr als nur ein Wohnquartier.
Schwamendingen ist mehr als nur ein Wohnquartier. Bild: Lisa Maire
Vor über zwei Jahrzehnten hat der Stadtrat sich das Ziel «Schwerpunkt Zürich Nord» gesteckt. Daraus sind nachhaltige Projekte gewachsen wie etwa der Verein Kulturgruppe SchwamEdinge, der vergangenes Jahr sein 20-jähriges Bestehen gefeiert hat.

Monika Abdel Meseh

Die Bevölkerung wurde im Rahmen des Legislaturziels eingeladen, Vorschläge einzubringen, «um das Quartier lebendiger zu machen». Da wurde schnell klar: Es fehlt an Kultur. Den Menschen fehlt ein Ort für Zusammenkünfte und gute Unterhaltung. Dadurch wurde der Verein Kulturgruppe SchwamEdinge gegründet. 

«Zufällig fand in der Zeit die Renovierung des Schwammendingerhauses statt, und es wurde ermöglicht, dass unser Verein beziehungsweise unsere Konzerte dort ihren Sitz bekommen», erklärt die Vereinspräsidentin Cristina Vasella. Nun, 20 Jahre später, organisiert die Kulturgruppe immer noch jeden letzten ­Freitag des Monats ein Konzert und be­reichert damit das Kulturleben in Schwamendingen. So konnten in diesen 20 Jahren fast 180 Konzerte stattfinden, die alle Beteiligten begeistern. 

Kein einfacher Start

In der Musikszene ist dieser ungezwungene Ort zwischenzeitlich zu einem Geheimtipp geworden. «Am Anfang waren wir noch recht unbekannt und hatten nur wenige Besucher. Da war es eher ein Privatkonzert», schildert Vasella. Doch inzwischen können sie mit rund 60 bis 100 Gästen pro Veranstaltung rechnen. «Das freut mich natürlich sehr, wenn wir sehen, dass unser Verein immer mehr an Beliebtheit gewinnt.» Es gibt Stammgäste, die schon seit dem ersten Konzert zu ihnen in das Restaurant kommen, und manche, die erst vor kurzem dazugestossen sind. «Die Leute fühlen sich hier sehr wohl, man kann sich zusammensetzen bei gutem Essen und Musik», erzählt die Vereinspräsidentin. 

Die Gäste sind meist alle in den Vierzigern oder älter. «In dem Alter werden die Menschen sesshafter. In der Jugend will man eher fortgehen in die Stadt und nicht in seinem Quartier bleiben», begründet sie. Um mehr Jugendliche anzusprechen, hätte es auch nicht geholfen, die Musikrichtung zu ändern, die sowieso schon sehr vielfältig ist. Von Bands zu Solosängern, von Blues zu Rock ist alles dabei. Jeden letzten Freitag kann man immer wieder gespannt sein, was einen erwartet. Die Publikumsgäste können sich ausserdem auf ein reiches, eigens für sie erstelltes Buffet freuen. «Die Zusammenarbeit mit der Wirtin Selma Oelemezler funktioniert wirklich super. Wir sind durch den Verein schon sehr gute Freunde geworden», betont sie.  

Mehr Mitglieder gesucht

Cristina Vasella ist schon seit der Gründung des Vereins dabei. Sie und die restlichen 60 Mitglieder geben alles, damit es immer wieder erfolgreiche Abende werden. Die laufenden Geschäfte des Vereins besorgt dessen Vorstand. Finanziert wird der Verein in erster Linie durch die Einnahmen des Billettverkaufs (20 Franken pro Ticket) für die Konzerte. Dieser findet dabei nur am Konzertabend direkt im Restaurant SchwamEdinge statt. Tischreservationen können ebenfalls beim Restaurant getätigt werden. Bis zum Ausbruch von Corona hat der Verein auch eine städtische Subvention von 5000 Franken bekommen.  

Damit die teilweise aufwendigen Anlässe jedoch stets reibungslos über die Bühne gehen können, ist der Vorstand aber neben der finanziellen Unterstützung auch auf die tatkräftige Mithilfe weiterer engagierter Personen angewiesen. Wer gerne als Mitglied tätig sein will, kann sich einfach über die Website des Vereins melden. 

Herzensangelegenheit 

«Dem Vorstand ist es wichtig, dass alle Mitglieder mit Herz bei der Sache sind und ihre freiwillige Arbeit auch gerne machen», betont die 61-jährige Vereinspräsidentin, die inzwischen daran denkt, in den nächsten Jahren auch ihre Nachfolge zu regeln. Vor 20 Jahren wollte sich die Kantonsangestellte für das Quartier engagieren, um die Lebensqualität zu verbessern. «Ich bin vor etwa 30 Jahren nach Schwamendingen gezogen, und es hat mir zu gut gefallen, aber dem Quartier hat etwas gefehlt, um es lebendig zu machen», schildert Cristina Vasella. Und so begann ihre Tätigkeit im Verein. «Wenn ich eine lange Arbeitswoche hinter mir hatte, taten mir die Besuche im Restaurant besonders gut. Man konnte sich mit den Besuchern unterhalten und die Welt für einen kurzen Moment vergessen», erzählt sie lächelnd. 

In ein paar Jahren ist es aber für das Vorstandsmitglied an der Zeit, einen Nachfolger für das Präsidium zu suchen. «Die Wirtin des Restaurants und ich haben so eine tolle Zusammenarbeit, und wir haben uns auch dazu entschlossen, dannzumal zusammen aufzuhören», informiert die Präsidentin. Für sie kommt es aber nicht in Frage ihre Verpflichtungen an den erst Besten zu übergeben, ihr ist es nämlich wichtig, dass der Verein in guter Form weitergeführt wird. «Freiwilligenarbeit ohne Herzensangelegenheiten funktioniert einfach nicht. Die Sorge ums Quartier muss da sein. Es ist das, was das Leben lebenswerter macht», sagt die 61-Jährige nachdenklich. 

Über die jahrelange Tätigkeit im Verein hat Cristina Vasella nur positive Worte. Laut ihr wurde ihr Leben mit rund 180 Konzerten bereichert, sie konnte schöne Freundschaften schliessen, neue Menschen kennen lernen und ihr Wissen über die Schweizer Musikszene vergrössern. «Es war und ist für mich mehr als ein Ort zum Arbeiten», betont sie. Wichtig ist ihr, dass die Konzerte auch in Zukunft für die Quartierbevölkerung erhalten bleiben.

Monika Abdel Meseh