«Ich hoffe, wir konnten Sie verzaubern», sagt Géraldine Knie, die artistische Direktorin der Zirkusshow, ganz zum Schluss der Premierenvorstellung. Es ist der einzige Augenblick, in dem die «alte Garde» in der Manege steht. Fredy, Franco oder Mary-José Knie sind im Hintergrund. Derweil dominiert die 8. Generation mit Jvan, Chanel und Maycol jun. das Geschehen, zumindest die Tierelemente. Während der fünfeinhalbjährige Maycol, der heimliche Star dieses Abends, sein dressiertes Pony vorführt, ist von Chanel eine Dressurnummer der hohen Schule zu sehen. Später lässt Ivan 30 Pferde im Karussell galoppieren. Begeistert applaudiert das Publikum nach jeder Nummer und erhebt sich zum Schluss zu Standing Ovations.
Keine einfache Kombination
Ansonsten ist der Schweizer Nationalzirkus auf dem Weg, seine Zukunft zu finden – die nicht ganz einfache Kombination von Traditionellem und Neuem ist im diesjährigen Programm aber gelungen. Obwohl reichlich Technik in die Manege gefahren wird, ist viel traditionelle Artistik, gepaart mit theatralischen und sinnlichen Elementen, zu sehen. Dafür sorgt vor allem der kreisförmige Wasservorhang, in dem sich beispielsweise die Artistinnen des Trio Aerial an den Strapaten räkeln. Faszinierend dazu die parallel vom Chapiteau herunterfallenden Wasserbilder. Tanzende Bilder nennt sie der Knie und das ist verbunden mit Licht- und Toneffekten auf jeden Fall zutreffend.
Während der Wasservorhang in der Schweiz einmalig ist, ist der Comedian Kaya Yanar einmalig für Zürich. Denn er tritt nur an diesem Gastspielort auf. Wer die Programme des Deutschen, der am Zürichsee lebt, aber kennt, wird enttäuscht. Viele Gags sind ihnen entnommen und daher bestens bekannt. Gleiches gilt für den Schweizer Komiker Erwin. Wäre nicht seine Zauberei, mit der er Erstaunliches zeigt, man wäre von seinen zahlreichen, aber bestens bekannten Witzen enttäuscht.
Fulminanter Abschluss
Fulminant dagegen die Nummer von «Extrem Light», die eine Lasershow unter das Chapiteau zaubern, die einfach nur begeistert. Ebenso fulminant ist dann der Abschluss des Premierenabends, den die Helldrivers, die mit hohem Tempo durch den Globe of Speed (einem runden Gitterkäfig) rasen, bestreiten und wohl jedem die Hände feucht werden lassen.
Wie sagte Géraldine Knie: «Ich hoffe, wir konnten Sie verzaubern.» Sie konnten.