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Züriberg
12.05.2023
12.05.2023 08:32 Uhr

100'000 Franken weg: Betrugsfall in Quartierverein Witikon

Jahrelang hat der Finanzverantwortliche den Quartierverein Witikon an der Nase herumgeführt.
Jahrelang hat der Finanzverantwortliche den Quartierverein Witikon an der Nase herumgeführt. Bild: zvg.
Ein krasser Fall von Betrug ereignete sich beim Quartierverein Witikon. Wie der Quartierverein auf der eigenen Website schreibt, hat der kürzlich verstorbene Finanzverantwortliche 100'000 Franken aus der Vereinskasse unterschlagen. Damit ist auf einen Schlag fast das ganze Vereinsvermögen weg. Der verbleibende Vorstand fühlt sich verraten, wie er auf seiner Website öffentlich macht.

Lorenz Steinmann

Am 8. März 2023 ist der Finanzvorstand des Quartiervereins Witikon, Dr. René Hechenberger, unerwartet verstorben, wie der Quartierverein Witikon auf seiner Website schreibt. Mitte April wurde dann festgestellt, dass auf den drei Vereinskonten ungefähr 100'000 Franken fehlen. Das ist gemäss der öffentlich einsehbaren Buchhaltung des Vereins praktisch das gesamt Vereinsvermögen.

«Kompetenter Finanzvorstand»

Es besteht laut dem Quartierverein der Verdacht der ungetreuen Geschäftsführung. Der Vorstand des Quartiervereins fiel aus allen Wolken, wie er mitteilt. «René Hechenberger hat seit vielen Jahren als kompetenter Finanzvorstand gegolten, und die jährlich durchgeführte Revision hat nie Mängel in seiner Buchhaltung und Rechnungsführung festgestellt. Zudem schickte der Quartierverein Jahresbericht und Jahresrechnung regelmässig dem Präsidialdepartement der Stadt Zürich.»

Anzeige bei der Stadtpolizei

Der Vorstand des Quartiervereins hat laut eigenen Angaben bei der Stadtpolizei Anzeige erstattet. Es sei eine lückenlose Aufklärung der Sachverhalte notwendig. Auf eine Forderung der Stadt hin hat der Vorstand eine externe Revision und Untersuchung veranlasst. «Sobald dieser Bericht vorliegt, müssen allenfalls notwendige Konsequenzen gezogen werden. Zudem wird der Quartierverein Forderungen gegenüber dem Nachlass von René Hechenberger geltend machen.» Wie immer gilt auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung. Dem Vernehmen nach haben die Erben von René Hechenberger das Erbe ausgeschlagen. So scheint es noch schwieriger, an das verlorene Geld heranzukommen.

«Fühlen uns verraten»

«Der Vorstand des Quartiervereins fühlt sich verraten, und er bedauert die Vorkommnisse zutiefst. Er bittet seine Mitglieder und die gesamte Bevölkerung um Entschuldigung. Er wird genau informieren, sobald die Sachverhalte restlos geklärt sind. Der Vorstand wird alles daran setzen, seine ehrenamtliche Arbeit zum Wohle des Quartiers fortzuführen», so der Quartierverein unter dem Präsidium von Balz Bürgisser. Gemäss einem Hinweis im «Quartieranzeiger Witkon» wurden die Finanzen des Quartierverein nun extern vergeben. Auf spätestens 2024 sucht man ein neues Vorstandmitglied dafür.  

Quartierkonferenz befürchtet Verlust des Ansehens

In dieser Sache meldet sich auch die Quartierkonferenz zu Wort, der Zusammenschluss aller Stadtzürcher Quartiervereine: «Der Straffall wegen Verdachts auf ungetreue Geschäftsführung im Quartierverein Witikon beschädigt leider auch das Ansehen der anderen städtischen Quartiervereine. Wie es möglich war, dass weder der Vorstand noch die Revision des betreffenden Quartiervereins die offenbar über mehrere Jahre praktizierten Mängel und Unkorrektheiten bis hin zu Urkundenfälschungen nicht bemerkt haben, ist für uns unverständlich.» Die Quartierkonferenz erwarte deshalb von den Verantwortlichen eine rasche und lückenlose Aufklärung des Vorfalls und dass die notwendigen Konsequenzen gezogen werden. 

Betrugsfälle gab es schon in früheren Jahren beim Quartierverein Affoltern und beim Quartierverein Leimbach, doch nie in diesem Ausmass.  

+–+–+– Update folgt +–+–+–

 

Lorenz Steinmann