Patrick Holenstein
Im Juni tummeln sie sich wieder für ein paar Tage zwischen Tramgleisen und Häuserschluchten, jene emsigen Gestalten, die zum zwanzigsten Mal auf der vielleicht bekanntesten Wiese Zürichs, der Stolze Wiese, einfallen. Gemeinsam lachen sie, schlagen Nägel ein, legen Latte an Latte, sie zimmern, sägen, schrauben und ziehen ein Konstrukt in die Höhe, das den Namen «Bühne» wahrlich verdient. Die eine oder andere Wurst wandert genauso in die Mägen der munteren Truppe wie so mancher Tropfen Bier. Man munkelt sogar, dass hin und wieder seltsame Beschwörungsformeln zu vernehmen seien, deren Sinn und Zweck einzig die Beeinflussung des Wetters sein soll. Gerade beim bisherigen Frühling kann das nicht schaden. Aber was ist da nur los?
Ein Käferfest auf der Stolzewiese
Das schönste Käferfest Zürichs steht nach schwierigen Pandemiejahren und dem Comeback im letzten Frühling wieder vor der Tür. Es ist Zeit für das Stolze Openair und auch für einen Geburtstag. Die 20. Ausgabe findet von 15. bis 17. Juni statt. «Über die 20 Ausgaben wurden wir grösser, bunter, vielleicht auch lauter, der musikalische Schwerpunkt verschob bzw. entwickelte sich. Es hat sich so manches verändert. Nur die Grundphilosophie scheint uns unerschüttert: ein Musikfestival mit freiem Eintritt, guter Musik und offener Mentalität. Das Stolze Openair soll ein Ort – oder auch eine Bühne – sein, der die Menschen willkommen heisst, bestärkt und befähigt», heisst es auf Anfrage beim Festivalteam.
Wer einmal auf der Wiese war, wenn das Stolze läuft, weiss, welches Kaleidoskop aus Düften, Geräuschen und Eindrücken einen dort erwartet. Ein Fest für die ganze Familie. Vom gemeinsamen Musikhören über den «Baschtel-Eggä» für kleine und grössere Kinder bis zum sportlichen Jassturnier, dessen Teilnahmegebühr sich pro Person auf 10 Franken beläuft. Wer will, kann in der Silent Disco tanzen oder sich im «Zopfchopf» die Haare stylen lassen. Und das Allerbeste ist: Das Ganze gibt es für lau. Denn der Festival-Besuch ist gratis – inklusive zahlreicher Musik-Acts.
Mit Blick auf die Vergangenheit gelang es den Veranstaltern schon früher, namhafte Künstler für ihr Line-up zu gewinnen. So standen etwa schon Stiller Has, Faber,
Velvet Two Stripes, Dabu Fantastic, Baby Jail, Anna Känzig, Radio 200’000, Sektion Chuchichäschtli sowie die Kultband The Young Gods am Stolze Openair auf der Bühne. Auch 2023 kann sich das Festival-Programm durchweg sehen lassen.
Buntes Line-up anlässlich der Jubiläumsausgabe
Da ist Domi Chansorn and The Astral Body, sprich wunderbarer psychedelischer Indie-Pop. Oder Soukey, die aktuell gut als die Stimme im Schweizer Hip-Hop betitelt werden darf. Pilar Vega hat mit geschickt temperiertem R ’n’ B und Neo-Soul kürzlich am «m4music» begeistert. Die Chaostage mit Ajana Dracula sind Programm. Beim interaktiven Cabaret ist Mitmachen herzlich willkommen. Es dürfte bunt und etwas verrückt werden.
Besonders ist in diesem Jahr, dass für den Festivaldonnerstag mit ehemaligen OK-Mitgliedern ein stilvolles Programm organisiert wurde. Es werden Pourqoui Pas und Big Zis mit Non Of Them spielen. Zudem wird es an jenem Festivalabend um 19 und 22 Uhr zwei Screenings des Jubiläumsfilms geben. «Die schönsten Geschichten und Anekdoten ereignen sich um das Openair herum, also während des Auf- und Abbaus», erklären die Festivalveranstalter auf die Frage nach Geschichten aus den vergangenen 20 Festivaljahren. Ein Besuch am Stolze Festival hat sich noch immer gelohnt. Zeit also, neue Geschichten zu schreiben.
Weitere Informationen zum Stolze Openair sowie das komplette Line-up: stolze-openair.ch
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Online-Kultur-Magazin Bäckstage.ch