Pascal Turin
Pendlerinnen und Pendler zwischen Adliswil und Zürich kennen es aus eigener Erfahrung: Die S4 ist zu Stosszeiten voll und weil es im Sihltal wegen Neubauten boomt, werden die Passagierzahlen in den nächsten Jahren kaum sinken. Doch die Sihltalbahn hat ein Problem: die für die Zürcher S-Bahn typischen Doppelstockzüge. Schon länger bekannt ist, dass diese für die meist kurzen Distanzen zwischen den Haltestellen auf dieser Strecke ungeeignet sind. Das Ein- und Aussteigen dauert wegen der Treppen und nicht wenige Passagiere bleiben stehen, weil es sich fast nicht lohnt, einen Platz zu suchen. Das verstopft den Eingangsbereich und das Ein- und Aussteigen braucht noch mehr Zeit.
Dieses Problem packt die Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn – kurz SZU – nun an: Sie hat 17 einstöckige S-Bahn-Triebzüge für die Linie S4 ausgeschrieben. Die Züge sollen das bereits ältere Rollmaterial ersetzen, das im Moment zwischen Hauptbahnhof und Sihlwald verkehrt. Wie es in einer Mitteilung heisst, benötigt die Bahngesellschaft die neuen Fahrzeuge, um der erwarteten Steigerung des Fahrgastaufkommens im Sihltal gerecht zu werden und auch weiterhin einen leistungsfähigen öffentlichen Verkehr anbieten zu können.
Künftig werden auf der Sihltalbahn – wie schon heute auf der Uetlibergbahn – nur einstöckige Züge fahren. Zudem soll der Taktfahrplan auf Teilabschnitten beider Linien verdichtet werden, was eine grössere Fahrzeugflotte bedingt.
Es geht Richtung Metro
Einstöckige Züge ermöglichen ein schnelleres Ein- und Aussteigen. «Diese kurzen Fahrgastwechsel und die Taktverdichtung sind eine wichtige Voraussetzung, um auch trotz der erwarteten Steigerungen des Fahrgastaufkommens künftig einen effizienten und pünktlichen Betrieb gewährleisten zu können», heisst es in der Mitteilung der SZU weiter.
Es könnte also in Richtung S-Bahn- oder U-Bahn-Züge gehen, die viele Türen und Stehplätze haben, dafür aber weniger Sitze. «Ja, es geht in Richtung ‹Metro› mit Fokus auf schnelle Fahrgastwechsel an den Stationen», sagt SZU-Mediensprecher Marco Graf. «Unsere Anforderungen sind vielfältig, aber die Hauptbedürfnisse der SZU sind klar definiert: schnelle Fahrgastwechsel, hohe Beschleunigungswerte und Kostenoptimierung.»
Die SZU will 17 Zugskompositionen mit einer Länge von jeweils circa 62 bis 64 Metern beschaffen. Während in stark frequentierten Zeiten die Züge in Doppeltraktion – zwei Züge zusammengehängt – mit einer Gesamtlänge von rund 130 Metern unterwegs sein werden, können in Randzeiten mit geringerem Fahrgastaufkommen auch Einzeltraktionen eingesetzt werden.
Einsatz ab Frühling 2027 geplant
Bis Ende September können Zugbauer ihre Angebote einreichen. Gemäss Mitteilung wird die SZU anschliessend prüfen, welches der eingegangenen Angebote die gestellten Anforderungen bestmöglich erfüllt. Geplant ist, dass die Vergabe des Auftrags im ersten Halbjahr 2024 erfolgt. Die ersten Züge könnten so ab Frühjahr 2027 im Sihltal verkehren.
Die Kosten für die Beschaffung der 17 neuen Züge sind noch offen.