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Stadt Zürich
07.07.2023
07.07.2023 08:28 Uhr

Scheibchenweise 117'000 Franken geklaut

Der finanzielle Verlust ist beträchtlich und höher als bisher angenommen.
Der finanzielle Verlust ist beträchtlich und höher als bisher angenommen. Bild: zvg.
Im Laufe von 12 Jahren hat der verstorbene Kassenwart des Quartiervereins Witikon Bargeldbezüge von genau 117'444.45 Franken getätigt. Das Geld ist weg und bringt den Quartierverein in Existenz-Nöte. Per sofort will man mehr Sorgfalt walten lassen. Köpfe rollen aber keine.

Der finanzielle Schaden für den Quartierverein Witikon ist noch grösser als angenommen. Statt 100'000 Franken sind es fast 120'000 Franken, die dem Quartierverein fehlen. Der verstorbene Finanzchef hat das Geld seit 2010 in Tranchen von wenigen Tausend Franken meist bar abgehoben auf den verschiedenen Banken. Dazu diente ihm eine Maestro-Karte. Wie dem Untersuchungsbericht einer beauftragen Treuhandfirma zu entnehmen ist, nahmen dabei die involvierten Banken die Vorgabe der Kollektivunterschrift – zwei Personen müssen gemäss Quartiervereins-Vorgaben visieren – nicht immer ernst.   

Interne Revisoren merkten nichts

So gelang es dem Finanzvorsteher während Jahren, sein Umfeld zu täuschen. Da es stets kleinere Beträge waren und er mit internen Transaktionen zum Beispiel das Bargeldkonto immer wieder aufstockte, fiel es dem Vorstand nie auf. Bemerkenswert ist, dass sich die (vereinsinternen) Revisoren ebenfalls stets täuschen liessen.

Verzicht auf Bankkarte

Gemäss einem Schreiben des Quartiervereins will der Vorstand nun das Vieraugenprinzip konsequent umsetzen. Der Untersuchungsbericht schlägt zudem vor, auf Bargeld möglichst zu verzichten und auch nicht mehr mit einer Maestro-Karte (also einer Bankkarte fürs Geldabheben am Bankomaten) zu arbeiten. Zudem soll die Revision der Buchhaltung durch eine externe Firma geschehen. Etwas, was in Vereinen generell selten die Regel ist. Bemerkenswert ist, dass gemäss dem Untersuchungsbericht die Stadt Zürich als grösster Geldgeber der Quartiervereine nie explizit eine Kollektivunterschrift bei Finanzangelegenheiten vorgab. 

Keine personellen Konsequenzen

Der Quartierverein schreibt in einer am Donnerstag auf seiner Website aufgeschalteten Stellungnahme, dass aktuell keine personellen Konsequenzen geplant seien. Also bleibt auch Präsident Balz Bürgisser im Amt. Er hat aber unabhängig vom Vorfall angekündigt, altershalber auf 2024 zurückzutreten. Keine Option mehr ist das Nachrücken des Finanzvorstandes ins Präsidium. Dieser meldete vor Jahren seine Ambitionen an. Erstens aber ist er im Mai verstorben und zweitens wäre er nach den Verfehlungen nicht mehr tragbar. 

Quartierverein hofft auf Verständnis

Der Vorstand des Quartiervereins führt in seinem Schreiben weiter aus, dass er die Vorfälle zutiefst bedaure. Er bitte die Mitglieder und die gesamte Bevölkerung um Entschuldigung. Er werde nun die Mitglieder detailliert schriftlich informieren und die entsprechenden Statutenänderungen in die Wege leiten. Damit wolle er das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen.

Lorenz Steinmann