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Stadt Zürich
08.07.2023
09.07.2023 22:20 Uhr

Ehemaliger Top-Banker schreibt Insider-Krimi

Unkompliziert und zielstrebig. Andreas Russenberger, hier am Paradeplatz. Er fotografiert das Cover seiner Krimis auch mal selber.
Unkompliziert und zielstrebig. Andreas Russenberger, hier am Paradeplatz. Er fotografiert das Cover seiner Krimis auch mal selber. Bild: Lorenz Steinmann
«Geschäftsleitung» ist ein hochaktuelle Bankenkrimi, geschrieben vom Insider Andreas Russenberger. Als Managing Direktor leitete er früher die globale Vermögensverwaltung der CS. Dann wandte er sich dem Schreiben zu. Russenberger wohnte lange in Schwamendingen und Fluntern.

Andreas Russenberger hat zwar seinen Ostschweizer Dialekt nicht abgelegt, aber er wohnte seit Studienbeginn mit 20 Jahren zuerst in Schwamendingen dann zeitweise auch an der Susenbergstrasse, bevor er sich vor 18 Jahren ein Haus in Erlenbach kaufte. Wir treffen uns in der Le Raymond Bar am Schanzengraben, keinen Steinwurf weg vom Paradeplatz. Russenberger hatte sein Büro aber im Sihlcity, weil der persönliche Kundenkontakt bei ihm nicht zentral war.

Andreas Russenberger, was war bei Ihnen grösser: Das innerliche Jubeln, einen hochaktuellen Krimi über die Macht und die Gier geschrieben zu haben oder die Trauer, dass die einst hochangesehene CS krachend eingegangen ist.
Ich habe das Buch im vergangenen Jahr geschrieben. Als die CS selbst Geschichte wurde, lag der Krimi schon beim Verlag. Für eine so traditionsreiche Firma und vor allem die aktive Belegschaft tut es mir schon leid.

In der Volksmeinung haben Banker, vor allem jene der ehemaligen CS, eine hohe kriminelle Energie. Sehen Sie das auch so?
Der Untergang der CS ist vor allem Inkompetenz auf höchster Ebene geschuldet, wobei die ganz grosse Mehrheit der Mitarbeitenden (bei allen Banken) einfach eine gute Arbeit machen will und dies auch tut. Kriminelle Energien kann es überall geben, wo Menschen sind. Die Nähe zu Geld macht aber bei Banken eine spezielle Sorgfalt nötig.

Viele CS-Banker haben Mühe, bei der UBS unterzukommen. Hängt das mit der unterschiedlichen Ethikhaltung CS/ UBS zusammen oder woran liegt das?
Wir müssen abwarten, wie das alles ausgeht. Es gibt auf vielen Positionen nun halt personelle Überschneidungen. Man spricht in diesem Zusammenhang oft von Effizienzsteigerung. Man darf aber nie vergessen, dass es sich dabei um Menschen handelt.

Sie leiteten bis 2015 die globale Vermögensverwaltung der CS. Die Frage also an den Profi: Wie realistisch ist Ihr neuster Bankenkrimi?
Der Krimi ist natürlich Fiktion. Das übergeordnete Thema ist «Gier». Gier nach Geld, Macht und Anerkennung – aber auch der starke Wunsch nach Gerechtigkeit und Liebe. Die Geschichte passt sehr gut ins Bankenmilieu, würde aber auch in anderen Bereichen funktionieren.

Haben Sie Beispiele, was vermögende Leute so wünschten in Sachen steueroptimierter Vermögensverwaltung?
Die Klassiker im Bankgeschäft ist die Hypothek oder Einzahlung in die überobligatorische Vorsorge. In der Vermögensverwaltung gibt es beispielweise die Möglichkeit in Aktien zu investieren. Der Gewinn ist steuerfrei.

Hand aufs Herz: Hatten Sie einfach genug Geld auf die hohe Kante gelegt, als Sie dem Bankenbusiness den Rücken kehrten – oder rochen Sie den Braten mit dem späteren Niedergang der CS?
Nein, als ich aufgehört habe, konnte man das unrühmliche Ende der CS noch nicht absehen. Ich habe aus Passion mit dem Schreiben angefangen, weil ich Literatur und Geschichten schon immer geschätzt habe. Darum habe ich wahrscheinlich auch Geschichte studiert.

Beim Thema «Geschäftsleitung», dem Titel Ihres neusten Kriminalromans, kommt einem die Serie «Businessclass» von Martin Suter in den Sinn. Haben Sie jene Kolumnen früher gelesen und dachten sich, so aber bin ich wirklich nicht oder waren Sie halt doch ein Teil des Systems?
Ja, ich habe die Kolumnen von Martin Suter gerne gelesen. Ich habe mich aber nie darin gesehen. Für mich waren die Text reine Unterhaltung. Als Führungsperson in einem Unternehmen ist man aber natürlich immer Teil des Systems, ob man will oder nicht.

Was war Ihr speziellstes Erlebnis als Teil einer GL?
Vielleicht mein erstes Abendessen mit Oswald Grübel. Ich habe mir den Termin falsch eingeschrieben und bin eine halbe Stunde zu spät gekommen …

Oje. Haben Sie noch Kontakt zu Bankern oder doch mehr zu Schriftstellern?
Ich habe nach wie vor guten Kontakt zu ehemaligen Kollegen und Kolleginnen, nun aber als Autor und Vorstandsmitglied des Schweizer Autor*innen Verbandes natürlich auch mit vielen Schriftsteller und Schriftstellerinnen.

Wer zum Beispiel?
Eben hatte ich wegen Verbandsfragen ein längeres Treffen mit Autorin Petra Ivanov.

Was lesen Sie privat am liebsten?
Krimis, Zeitungen und Speisekarten.

Und konkreter?
Bei den Zeitungen und Zeitschriften lese ich mich quer durchs Angebot von der «WoZ» bis zur Weltwoche. Als Papierversion habe ich aber nur noch «Die Zeit» abonniert.

Sie sind jetzt 55-jährig und machen Triathlon. Wie weh tut es, nicht mehr mit den Schnellsten mithalten zu können?
Ihre Behauptung stimmt leider (lacht) – aber nur zur Hälfte. Man startet als Amateur bei Ironman-Wettkämpfen mit den Profis. Das ist eine andere Liga! Aber jeder macht dann sein Rennen für sich. Für mich stand immer ein schöner Wettkampf mit Zielankunft im Zentrum. Ich bin sehr glücklich, das immer geschafft zu haben.

Irgendwie sind Sie ja doch ein Aussteiger. Was raten Sie einem Leser, einer Leserin, die von ähnlichem träumt?
Ich bin niemand, der anderen Ratschläge zu erteilen hat. Ich habe lediglich immer versucht, das zu machen, was mir wirklich Freude bereitet. Was das ist, muss jeder für sich selber herausfinden. Manchmal braucht es ein wenig Mut, es lohnt sich aber.

Nächsten Mittwoch erscheint Ihr neustes Buch «Geschäftsleitung». Worauf freuen Sie sich am Meisten bei der kommenden Promotionsarbeit?
Ganz klar auf den Austausch mit meinen Leserinnen und Leser. Wenn ich ihnen eine Freude machen kann, bin ich glücklich!

Der Krimiautor mit Fussballtrainer-Diplom 

Andreas Russenberger wuchs in Speicher im Kanton Appenzell Ausserrhoden auf. Nach Abschluss der Kantonsschule Trogen studierte er Geschichte und Politologie an der Universität Zürich. Sein erster Wohnort in Zürich war Schwamendingen, schon damals lebte er mit seiner heutigen Frau zusammen. Anfang 20 gründeten die beiden eine Familie mit einer Tochter. Während des Studiums arbeitete er als Gymnasiallehrer und Fussballtrainer. Er hat alle Amateur-Trainerlizenzen Dann wechselte er in den Finanzbereich und absolvierte eine Managementausbildung an der Universität St. Gallen und der Stanford University (USA). Bis 2015 leitete er als Managing Direktor die globale Vermögensverwaltung der Credit Suisse und war Verwaltungsrat der CS London. Er arbeitete in Europa, Asien und Amerika. Seit 2017 ist Russenberger hauptberuflicher Schriftsteller. Sein erster Polit-Thriller Die Kanzlerin ist 2018 erschienen. Vorher besuchte er auf eigene Faust die Buchmesse Leipzig, fand aber noch keinen Verlag. Dann professionalisierte er seine Vermarktung und hatte schnell Erfolg. 2020 veröffentlichte er seinen Bestseller-Roman Paradeplatz, der im Schweizer Bankenmilieu spielt. 2021 erschien sein dritter Roman Bahnhofstrasse. Ein Jahr später folgte sein vierter Roman Langstrasse. Erneut war Zürich Schauplatz der Geschichte um einen Massenmörder mit speziellem beruflichem Hintergrund. Langstrasse erreichte unmittelbar die Top Ten der Schweizer Bestsellerlisten. Er lebt mit seiner Gattin in Erlenbach. Die Seegemeinde schloss er schon mit 19 bei der «kleinen Seerundfahrt» in sein Herz.  

Verlosung 

Die Lokalinfo verlost 3 Exemplare des neusten Krimis von Andreas Russenberger, der in diesen Tagen erscheint.

Wer gewinnen möchte, sendet bis spätestens 12. August eine E-Mail mit Betreffzeile «Krimi Geschäftsleitung» und vollständiger Postadresse an lokalinfo@lokalinfo.ch oder eine Postkarte an:

Lokalinfo AG

Wettbewerb «Krimi, Geschäftsleitung»

Buckhauserstrasse 11

8048 Zürich 

Keine Korrespondenz über die Verlosung. Rechtsweg ausgeschlossen. Die Gewinner der Verlosung werden dem Ausschreiber bekannt gegeben.

Lorenz Steinmann