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Zürich Nord
11.07.2023
10.07.2023 13:06 Uhr

Wenn die Miete pro Konzertabend viel zu teuer wird

«Der Konzertsaal im  Toniareal kostet 11600 Franken pro Tag. Das kann sich ein Verein auf die Dauer nicht leisten», sagt Patrick Hässig, GLP-Gemeinde- und Kantonsrat, sowie Tambouren-Instruktor JMZ 11.
«Der Konzertsaal im Toniareal kostet 11600 Franken pro Tag. Das kann sich ein Verein auf die Dauer nicht leisten», sagt Patrick Hässig, GLP-Gemeinde- und Kantonsrat, sowie Tambouren-Instruktor JMZ 11. Bild: zvg.
Die Jugendmusik Zürich 11 und andere Laienorchester sind für ihre Konzerte auf grosse, bezahlbare Räume angewiesen. Doch solche gibt es in Zürich Nord nicht. Die Tonhalle und das Toniareal sind sehr teuer. Nun schlägt Politiker Patrick Hässig Alarm.

Die Jugendmusik Zürich 11 (JMZ11) führt ihre Jahreskonzert seit Jahren im Doktorhaus in Wallisellen durch. Der Musikverein Höngg konzertiert jedes Jahr auf dem Toni-Areal. «Die Bühnen im Saal Kronenhof in Affoltern und im Landhus in Seebach sind zu klein für uns», hält Dominik Götz., Co-Präsident JMZ11, fest. Doch grössere, bezahlbare Säle gibt es nicht in Zürich Nord. Deshalb haben die Gemeinderäte Patrick Hässig (GLP) und Benedikt Gerth (Die Mitte) ein überparteiliches Postulat eingereicht. Sie fordern den Stadtrat auf, zu prüfen, wie in der Arealentwicklungsstrategie MFO-West Neu-Oerlikon ein geeigneter, für Musikvereine der Stadt Zürich und Amateur-Orchester bezahlbarer Musik- und Kultursaal für Konzerte, Darbietungen und anderes geplant und umgesetzt werden kann.

Nicht allein für die JMZ11

«Wichtig erscheint mir, dass dieses Postulat nicht ein Vorstoss alleine für die JMZ11 ist. Es ist ein grundsätzliches Bedürfnis von Musik- und Kulturvereinen, im speziellen aus dem Gebiet Zürich Nord», hält Hässig auf Anfrage fest. Auch Vorstandmitglieder anderer Formationen hätten sich geäussert und wären froh, wenn man dieses Anliegen aufnehmen und prüfen würde.
Doch was wollen die Musikvereine? «In der Stadt Zürich gibt es kaum erschwingliche Konzerträumlichkeiten, welche die notwendige Infrastruktur, akustische Qualität und Grösse bieten», halten die Gemeinderäte fest. «Die in der Stadt Zürich verfügbaren Konzertsäle sind entweder sehr gross und teuer wie zum Beispiel die Tonhalle mit 1430 Sitzplätzen und Kosten von 14390 Franken pro Tag oder zu klein und fehlender Infrastruktur wie zum Beispiel Kirchgemeindesäle.»

Auch Seebach und Höngg

Um die Attraktivität und Glaubwürdigkeit des Musizierens im Orchester sicherzustellen, seien die Musikvereine und Amateur-Orchester auf entsprechende Räumlichkeiten für ihre Darbietungen und Konzerte angewiesen. Gerade Zürich-Nord sei bevölkerungsmässig ein stark wachsendes Gebiet und verfüge über mehrere Musikvereine und Amateur-Orchester wie die JMZ11 oder den Musikverein Seebach. «Aber auch in den angrenzenden Stadtkreisen bestehen entsprechende Musikvereine und Amateur-Orchester welche mit denselben Herausforderungen konfrontiert sind wie der Musikverein Höngg oder die Stadtmusik Zürich», wird betont. Der Musikverein Höngg geht aufs Toni-Areal fürs Jahreskonzert. Wäre das für die JMZ11 nicht möglich? «Der Konzertsaal im Toni-Areal wäre sicherlich auch für die JMZ11 betreffend Grösse und Akustik sehr geeignet. Doch dieser kostet 11600 Franken pro Tag, was sich ein Verein auf lange Dauer definitiv nicht leisten kann.» Mit der städtischen Vision MFO-West gelte es, die Aufgaben der öffentlichen Hand im Umfeld einer wachsenden Stadt wahrzunehmen und Spielräume zu schaffen. Das zentral am Bahnhof und im Quartier gelegene Areal biete eine einmalige Chance durch eine sorgfältige Arealentwicklung mit Einbezug von spezifischen Nutzergruppen. Sicherlich müsse aber geprüft werden, ob ein solcher Konzertsaal modular gestaltet werden könne, so dass er auch für kleinere Konzerte, Workshops oder Meetings genutzt werden kann.
Auch für Gerth ist es wichtig, dass es im Quartier genügend Räume zum Üben und Musizieren für Jugendliche gibt, aber ebenso Räume für Festivitäten und Konzerte. «Eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist die beste Prävention.»

Frühestens 2031

Die Stadt Zürich erarbeitet die Arealentwicklungsstrategie MFO-West bis etwa Mitte 2025. Bestandteil davon sind unter anderem die künftigen Nutzungen des Areals. Mit den ersten Bauarbeiten rechnen wir frühestens 2031», hält die Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich fest. «Bis dahin sollen diverse Räume zwischengenutzt werden können. Diese Räume wird die Raumbörse der Stadt Zürich bereits ab diesem Sommer öffentlich ausschreiben.» Betreffend Nutzung der Halle 550 wird es zirka 2040. Dann läuft der Baurechtsvertrag mit der Migros ab. «Wir sind überzeugt, dass unser Prüfauftrag nun zum richtigen Zeitpunkt für eine passende Örtlichkeit mitten in Oerlikon eingereicht wird», betont Hässig. Beim Workshop zur Neuüberbauung des Gebiets Oerlikon MFO-West wurde der Wunsch nach einem bezahlbaren Konzertraum aber nicht eingebracht. «Leider hat sich die Chance für Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Vereine nicht ergeben dort in diese Richtung Fragen zu stellen, da der Informationsanlass innert kürzester Zeit ausgebucht war. Dies möchten wir nun auf politischem Wege nachholen.» 

Pia Meier