Pia Meier
Bei allen Velovorzugsrouten, die von der Stadt Zürich ausgeschrieben wurden, gibt es Opposition, vor allem auch wegen des Verlusts von Parkplätzen. Bei der Veloschnellroute Wollishofen, die ab 2026 von der Mutschellen- und Tannenrauchstrasse über die Kilchbergstrasse bis zur Stadtgrenze führen soll, gingen bei der Stadt Zürich 480 Einwendungen ein.
Auch die Nachbarschaftsgemeinschaft Wollishofen, eine Gruppe von Anwohnerinnen und Anwohnern, wehrt sich. «Die Opposition richtet sich nicht gegen Veloschnellrouten an sich, sondern gegen den geplanten Extrem-Ausbau in bereits ruhigen Quartierstrassen und vor Schulhäusern», hält Fritz Klein fest. Im Übrigen weist er darauf hin, dass der Begriff Velovorzugsroute, wie die Stadt sie nennt, in der Gemeindeordnung nicht existiert. Dort stehe Veloschnellroute.
Situation vor Ort berücksichtigen
«Die Veloschnellroute war seinerzeit der Auslöser für unsere Opposition», führt Klein aus. Zentral an der Opposition sei der Umstand, dass rund um die Schulhäuser und weiteren schülerbezogenen Einrichtungen an der Kilchberg- und der Tannenrauchstrasse derartige Rennstrecken für Velos realisiert werden sollen. «Problematische Zwischenfälle mit Schulkindern gibt es heute eigentlich nur bei Velofahrenden», so die Nachbarschaftsgemeinschaft Wollishofen. Die vorgesehene Veloschnellroute werde die Situation für Schüler und Schülerinnen nur verschlechtern.
Veloschnellrouten bleiben gemäss den Initianten jedoch ein Instrument der Verkehrspolitik. «Anstelle einer starren, einheitlichen Vorgabe für das ganze Stadtgebiet erfolgt aber eine Flexibilisierung von deren Ausbaustandards, abgestimmt auf die örtlichen Verhältnisse, das lokale Verkehrsaufkommen und die Bedürfnisse der Anwohnenden vor Ort», fordert die Nachbarschaftsgemeinschaft Wollishofen.
Nicht zuletzt sind die Parkplätze, die wegen der Velovorzugsrouten in grosser Anzahl aufgehoben werden sollen, ein Thema. «Parkplätze sind auszurichten auf die Bedürfnisse der Anwohnenden, deren Besucher und Besucherinnen und deren Lieferanten sowie von Personen mit Behinderung», fasst die Nachbarschaftsgemeinschaft zusammen. Will heissen: Die Stadt stellt, soweit möglich, auf öffentlichem Grund Parkplätze zur Verfügung.
Im Zuge ihrer Abklärungen hat die Nachbarschaftsgemeinschaft Wollishofen gemäss eigener Aussage festgestellt, wie rudimentär, unsystematisch und einseitig die heutigen Regelungen zum Verkehr in der Zürcher Gemeindeordnung sind. Zum Beispiel würden darin Fussgängerinnen und Fussgänger beziehungsweise Schulkinder als Verkehrsteilnehmende gar nicht erwähnt. Diese Gesamtsituation gab Anlass, nach einer besseren Lösung für die Gemeindeordnung zu suchen. «Wir tragen uns mit dem Gedanken, eine Volksinitiative zur Revision der Gemeindeordnung bezüglich Verkehrspolitik zu lancieren», sagt Klein. Die Nachbarschaftsgemeinschaft Wollishofen hat unterdessen alle im Gemeinderat vertretenen Parteien angeschrieben. Sie verlangt nicht eine radikale Umkehr, sondern eine Systematisierung der Vorgaben in der Gemeindeordnung, eine sachlich begründete Vervollständigung und eine Abstimmung der einzelnen Verkehrstypen aufeinander.
Gemeinderäte haben Zweifel
Gemeinderätin Carla Reinhard (GLP) äussert sich auf Nachfrage ablehnend. «Die Nachbarschaftsgemeinschaft Wollishofen wehrt sich klar gegen die Velovorzugsroute, und wir sind dafür», sagt sie. Die Gruppe Anwohnerinnen und Anwohner habe mit ihrer Initiative einfach einen anderen Ansatz für ihre Opposition gefunden. Auch für die GLP sei die Sicherheit von Schulkindern aber ein zentrales Anliegen. «Wir haben zum Beispiel ein Postulat für mehr Sicherheit am Escher-Wyss-Platz miteingereicht», betont Reinhard.
AL-Gemeinderat Michael Schmid erläutert: «Ich teile das Anliegen der Initianten, eine für zu Fuss Gehende sichere und angenehme Stadtplanung zu betreiben. Insbesondere auch die Schulwegsicherheit liegt mir am Herzen.» Allerdings könne er nicht nachvollziehen, inwiefern die Schaffung einer Velovorzugsroute der Schulwegsicherheit abträglich sein soll. «Ich kann auch das Argument nicht verstehen, dass der Fussverkehr in der Gemeindeordnung fehlen würde, steht doch im dortigen Grundsatzartikel zu den Zielen im Verkehr, dass die Stadt ‹konsequent auf den öffentlichen Verkehr, den Fussverkehr und den Veloverkehr› setzt.»
Gemeinderat Martin Bürki (FDP) gibt sich auf Anfrage zurückhaltend. «Wir haben die Initianten nach den Sommerferien in die Fraktion eingeladen, um ihre Initiative vorzustellen.»