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Stadt Zürich
28.07.2023
03.08.2023 10:07 Uhr

Zürich wappnet sich für doppelten Strombedarf

Grosses Interesse: Das komplett erneuerte Unterwerk Katz des EWZ versorgt die Innenstadt mit Strom.
Grosses Interesse: Das komplett erneuerte Unterwerk Katz des EWZ versorgt die Innenstadt mit Strom. Bild: Rahel Köppel
Vor fünf Jahren wurde der Entscheid gefällt, das Unterwerk Katz unter dem alten botanischen Garten zu sanieren. Einer der Gründe: eine voraussehbare Verdoppelung der Stromleistung im Jahr 2050. Bei einer Führung durften Interessierte einen ersten Einblick erhalten. Speziell: Das Unterwerk ist in die alten Stadtmauern von Zürich integriert.

Rahel Köppel

Das Unterwerk Katz wurde 1977 als zweites unterirdisches Unterwerk des Elektrizitätswerks der Stadt Zürch (EWZ) in Betrieb genommen. Die Anlage beim Alten Botanischen Garten versorgt hauptsächlich die Innenstadt von Zürich mit elektrischer Energie. 2018 wurde der Entscheid gefällt, das Unterwerk umzubauen. Der Stadtrat hatte die dafür notwendigen Ausgaben von 15,23 Millionen Franken bewilligt. Die Schaltanlagen im Unterwerk Katz mussten erneuert und der älteste der drei Transformatoren ersetzt werden. Komplett ausgetauscht wurden die Steuerungs- und Schutzeinrichtungen, die an ihr Lebensende gekommen und störungsanfällig geworden seien.

Teil der alten Stadtmauer

Nun ist das Unterwerk saniert, und kurz vor den Sommerferien haben das EWZ und Stadtrat Michael Baumer einen Einblick in die erneuerte Einrichtung geboten. In seiner Ansprache zu Beginn erinnert Baumer daran, dass die Räumlichkeiten des Unterwerks Teil der alten Stadtmauer sind. «Die Gewölbe in den Wänden kommen von alten Geschützen in der Mauer», berichtet er. Für ihn ist es wichtig, in die Energie zu investieren. «Die Frage nach genügend Strom besteht ja eigentlich immer, und die Energie muss ja irgendwie in die Häuser kommen.» Die Unterwerke seien ein wesentlicher Bestandteil der Stromproduktion.

Martin Emmenegger, Leiter Netze bei den EWZ, geht noch tiefer ins Detail. «In der Stadt Zürich haben wir 18 Quartierunterwerke», berichtet er, «und 3500 Kilometer Kabel.» Es sei wichtig, in der Stromproduktion vorauszuschauen, nämlich 50 Jahre. «2050 werden wir doppelt so viel Leistung benötigen wie heute», so Emmenegger. Dies, weil mit den Klimazielen bis dahin sämtliche fossile Brennstoffe durch Strom ersetzt und die thermischen Netze ausgebaut werden. «Strom ist Schlüsseltechnologie und Zukunft.» EWZ-Gesamtprojektleiter Andreas Link vergleicht das Stromnetz in der Stadt mit einem Spinnennetz: «Wenn ein Faden reisst, funktioniert das Netz weiterhin.»

Bei der anschliessenden Führung erhielten die Besuchenden einen Einblick in die verschiedenen Räume des Unterwerks. Im Steuerzentrum hat man einen Überblick über das Unterwerk und kann Befehle ausführen. «In Oerlikon befindet sich das grosse Steuerzentrum, wo man einen Überblick über alle Unterwerke der Stadt hat», so Andri Casura, Leiter der Hochspannungsanlagen bei EWZ. Gegenüber den alten Geräten seien die neuen zwar viel weiter fortgeschritten, jedoch auch weniger lange haltbar. «Während die alten Geräte früher 45 Jahre lang ­hielten, haben die neuen lediglich eine Lebensdauer von 15 Jahren.» In der Mittelspannungsanlage ist vieles gleich geblieben. «Hier wurden eigentlich nur kleine Teile ersetzt, die unter der Feuchtigkeit gelitten haben», so Casura. Das Blech, das hier einen grossen Bestandteil hat, ist sehr langlebig.

Beheizung für Hallenbad City

Die dritte Station war der Transformator, ein laut Casura eher «passives Element», das vor sich hin knurrt. Das 70 Tonnen schwere Konstrukt heizt mit seiner grossen Wärmeabgabe das Hallenbad City, was zwar nachhaltig, jedoch auch etwas teuer sei. «Im Endeffekt ist es aber trotzdem eine Win-win-Situation», lacht Casura. Drei dieser Transformatoren befinden sich im Unterwerk, einer mehr als nötig. «Falls mal einer aussetzt, haben wir immer einen übrig», erklärt der Leiter der Hochspannungsanlagen.

Die letzte Station war die 150-Kilowatt- Schaltanlage, die gasisoliert ist. Die Verlustkosten in diesem Raum seien laut Casura gleich null, da alles recycelt wird. Die Schaltanlage präsentiert sich ganz in Weiss, eine Idee von Casura. «Zuerst haben alle über die Farbe gelacht, aber jetzt sehen sie den Vorteil auch.» Mit der weissen Farbe ist nämlich der eher dunkle Raum viel heller und man erkennt mehr.

Bei einem Apéro, an dem noch offene Fragen und Anliegen mit den Zuständigen ausgetauscht werden konnten, liessen die Gäste dann den Anlass aus-klingen.

Rahel Köppel