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Züriberg
29.08.2023

Expertin gibt Kurs über Sexualpädagogik im Jugendalter

Heike Junge ist Sexualpädagogin und leitet den Podcast «Interview zur Lust».
Heike Junge ist Sexualpädagogin und leitet den Podcast «Interview zur Lust». Bild: zvg
Sexualität ist in der Öffentlichkeit omnipräsent, führt aber bei vielen Menschen zu Verunsicherung und Sprachlosigkeit. Das gilt vor allem für Jugendliche. Dagegen will Heike Junge mit einem Infoabend im GZ Hottingen etwas unternehmen.

Heike Junge ist Sexualpädagogin in Hottingen. Sie lebt hier mit ihrem Mann und ihren drei Teenager-Töchtern. Regelmässig gibt sie Workshops und Infoabende zum Thema Sexuelle Gesundheit im GZ Hottingen. In den Workshops werden zum Beispiel Themenbereiche wie «Kindliche Sexualität», «Mythen um die weibliche Sexualität», «Menopause», «Konsens», «Menstruation» angeboten.

 

Wie sind Sie zur Sexualpädagogik gekommen und was hat Sie dazu motiviert, sich auf diesem Gebiet zu vertiefen?

Seit 2001 bin ich in der Kinder-und Jugendarbeit als Sozialarbeiterin tätig. Hierbei habe ich festgestellt, dass die Sexualität einerseits in den Medien omnipräsent ist, andererseits jedoch bei sehr vielen Menschen zu einer grossen Verunsicherung und Sprachlosigkeit führt.

 

Und wie gehen Sie vor?

Ich möchte Wissen und Sprache vermitteln, die uns Sicherheit gibt und uns hilft, unsere Bedürfnisse zu formulieren. Ich selber habe in meiner Kindheit weder zu Hause noch in der Schule die Gelegenheit gehabt, meine Fragen zum Thema Sexualität zu stellen. Ich bin mit völlig falschen Annahmen in die Sexualität hineingeschlittert, etwa, dass Teenager dann schon wüssten, wie Sex geht. Ich musste dann aber feststellen, dass mir dieses Wissen nicht einfach über Nacht zuflog.

 

Wie war das Gefühl für Sie damals?

Ich habe mich sehr allein gefühlt und wusste nicht, an wen ich mich mit meinen Fragen wenden könnte. Die Episode endete in einer sexuellen Gewalterfahrung statt einem selbstbestimmten ersten Mal.

 

Das tönt nicht gut. Wie konnten Sie diese Erfahrungen verarbeiten?

Ich habe meinen Umgang mit diesen Erlebnissen gefunden und schöpfe daraus meine Motivation für die sexpositive Bildung, die ich anbiete, denn aufgeklärte Menschen haben eine grössere Wahrscheinlichkeit, eine erfüllte und glückliche Sexualität zu leben. Es gibt Studien, die zeigen, dass aufgeklärte Kinder seltener von sexualisierter Gewalt betroffen sind und einen kompetenteren Umgang mit Pornografie haben.

 

Wie gestaltet sich Ihre Arbeit als Sexualpädagogin?

Im sexualpädagogischen Unterricht, der von der Kindergartenstufe bis zur Kantonsschule reicht, ist es mir ein grosses Anliegen, das Wissen und die Sprache ­altersentsprechend in Workshops anzubieten.

 

Und das reicht?

Es gibt nicht das eine Aufklärungsgespräch, sondern sexuelle Bildung ist im Alltag integriert und ist ein fortwährender Prozess. Mir ist es wichtig, dass ich einen lebendigen Unterricht anbiete und die Kids unverkrampft und mit Freude ihr Wissen zum Thema Sexualität erweitern. Die Arbeit als Sexualpädagogin ist so vielfältig wie das Thema selbst.

 

Sie bieten auch einen Podcast zum Thema, richtig?

Ja, ein Herzensprojekt ist mein Podcast «Interview zur Lust», in dem ich mit Menschen wie du und ich über ihre sexuelle Biografie spreche, über die kaum jemand offen redet, und doch würden wir so viel voneinander lernen, wenn wir freier reden könnten. Zudem biete ich, wie schon erwähnt, regelmässig Workshops und Infoabende für Erwachsene zum Thema Sexuelle Gesundheit im GZ Hottingen an.

 

Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Ihrem Infoabend «Jugendliche und Sexualität»?

An diesem Abend sind alle Eltern, erziehungsberechtigten Menschen und Begleitpersonen, wie z. B. Grosseltern, eingeladen, um sich zu informieren, wie sich die Sexualität in der Jugendphase entwickelt und äussert. Hierzu erhalten sie Beispiele aus der Praxis und Anregungen, wie sie als interessierte Person diesen Prozess positiv und kompetent begleiten können.

 

Was liegt Ihnen sonst noch am Herzen?

Ich möchte dazu ermutigen, mit den Teenagern im Gespräch zu bleiben, auch wenn diese dies oft nicht offenkundig wertschätzen. Die erwachsenen Bezugspersonen haben eine sehr wichtige regulierende und beratende Aufgabe. Die Kids benötigen die Erziehenden noch, auch wenn sie sich mehr und mehr im Ablösungsprozess befinden und die Gleichaltrigen (Peers) immer wichtiger werden. Loslassen ist wichtig, aber dabei in Beziehung bleiben ist das Kunststück, was nicht einfach umzusetzen ist.

Infoabend Sexualität im Jugendalter. Montag, 4. September, 19.30 bis 21 Uhr, GZ Hottingen, Gemeindestrasse 54, 8032 Zürich, Kosten 40 CHF / Paare 50 CHF. Anmeldung unter: info@heikejunge.ch

e/red