Jeannette Gerber
Als einladender Ort zum Verweilen, Shoppen, «Käfele» oder zum Apéro bewährt sich der weite Lindenplatz seit bald hundert Jahren mitten in Altstetten – eine Art Dorfplatz mit obligatem Dorfbrunnen und mit Linden begrünt. «Geradezu prädestiniert für ein Quartierfest», fand die seit drei Jahren im Quartier wohnhafte Barbara Kieser und setzte die Idee gleich in die Tat um.
Kieser ist beruflich im Präsidialdepartement der Stadt Zürich im Stab der Stadtpräsidentin tätig. Sie ist sehr gut vernetzt und konnte Gleichgesinnte von ihrer Idee eines Festes mit kulturellem Angebot auf dem Lindenplatz und dem Chilehügel dahinter begeistern. Schon war der Verein Lindenplatzfest unter ihrem Präsidium gegründet.
«Im Organisationskomitee sind rund 20 Leute engagiert, hauptsächlich Anwohnerinnen und Anwohner, aber auch Vertreterinnen von Institutionen wie dem Gemeinschaftszentrum (GZ) Loogarten, der Offenen Jugendarbeit (OJA) und der reformierten Kirche Zürichs», so Kieser. «Unser Engagement ist unentgeltlich und nicht gewinnorientiert. Und wir haben das Ziel im Auge, das Fest als Fixpunkt in die Altstetter Agenda zu etablieren», sagt sie.
Sofort von der Idee begeistert
Seit einem Jahr läuft die Planung dieser engagierten Freiwilligen. Das Fest ist für Gross und Klein konzipiert. Food Trucks werden von der lokalen Gastronomie gestellt. Das Rahmenprogramm für Kinder und Jugendliche wurde ebenso unter Einbezug von Institutionen und Vereinen aus dem Quartier zusammengestellt.
Unlängst durfte diese Zeitung anlässlich der Organisationskomiteesitzung kurz vor dem Fest im reformierten Kirchgemeindehaus am Chilehügel diese freiwilligen Helferinnen und Helfer aus dem Kreis 9 treffen. Wir haben mit Einzelnen über die Motivation ihres Engagements sprechen können.
Tamara Guyer ist in Altstetten aufgewachsen. Als Sozialdiakonin der reformierten Kirche im Kirchenkreis neun nimmt sie am regelmässig stattfindenden Quartiertisch der Sozialarbeitenden verschiedener Institutionen teil. Diese boten, als sie von der Idee Barbara Kiesers hörten, sofort ihre Unterstützung an. «Begegnungen im Quartier und die Gemeinschaft fördern wir gerne», erklärte Guyer. «Rispa Stephen vom GZ Loogarten und ich unterstützen abwechselnd das OK, und wir haben gemeinsam das Rahmenprogramm auf dem Chilehügel mit vielseitigem Spielangebot für Kinder, Jugendliche und Familien geplant», so Guyer.
Musikalisch alle abholen
Florian Reichle ist Anwohner, und als professioneller Musiker (Schlagzeuger) kennt er sich in der Musikszene aus. Als solcher war er bei der Programmgestaltung von grossem Nutzen. Er meinte: «Wir wollten das Programm wie für ein Dorfplatzfest gestalten und mit dem bunten Bühnenprogramm ein breites Publikum ansprechen.» Für das Eröffnungsprogramm habe man die Züri Samplers gewählt. Das seien junge Rapperinnen und Rapper, die noch nie auf der Bühne standen und denen hier eine Chance geboten werde.
Das weitere Programm startet mit Lou Kaena, einer Rapperin und Sängerin aus Wiedikon, die schon mit 16 ihr Debütalbum rausgab und damit in der Szene für Furore sorgte. Heute steht sie neben Schweizer Hip-Hop-Grössen auf der Bühne. Die bald 18-Jährige rappt und singt auf Französisch – ihre Mutter stammt aus Algerien. In ihren eigenen Songs setzt sie sich mit Sexismus auseinander und kritisiert die gesellschaftlichen Rollenbilder. Ausserdem wird eine Grande Dame der Schweizer Musikszene auftreten: Gigi Moto spielt mit ihrer Band und ihrem Partner Jean-Pierre von Dach eine eigenständige Musik mit Anlehnungen in Chanson, Pop und Blues. Das Paar wohnt seit Langem in Altstetten – somit quasi ein Heimspiel.
Als letzte wird die Zürcher Band Dalai Puma ihren Rhabarber Pop zum Besten geben. Dalai Puma sagen über ihre Musik: «Wir spielen Rhabarber Pop, Barbershop Hop, Indie Rap, Rock Lobster.» Was immer das sein mag. Laut Reichle «jedenfalls lustig und tanzbar mit ironischem Text». Und zum Schluss kommt noch Samuel Neurohr zu Wort: Beruflich arbeitet er für die «KulturLegi Zürich» bei Caritas: «Ich bin in Altstetten geboren und im Verein für die Finanzen und die Infrastruktur zuständig. Es macht grossen Spass, mit dieser engagierten Truppe die Kultur und Vielfalt in Altstetten zu fördern. Ebenfalls erfreulich ist es, zu erleben, wie viele Institutionen, Vereine und das Gewerbe aus dem Quartier das Lindenplatzfest mit Infrastruktur, Spenden- und Sponsoringbeiträgen unterstützen.»