Pia Meier
Am Morgen ist es trotz Spätsommer-Hitze angenehm kühl im Wald. Auf dem Picknick-Platz beim Wasserrad befinden sich nur wenige Menschen. Das Wasser vom Schwesternbungert Bach dreht das Wasserrad kontinuierlich. Wegen der Trockenheit sind es aber nur etwa 30 Liter Wasser pro Minute. «Trotz Hitze hat es im Moment noch genügend Wasser im Bach, um das Wasserrad zu drehen», hält der Ur-Schwamendinger Heinz Wild (71) fest. Er könne sich nicht erinnern, dass das Wasserrad aufgrund von zu wenig Wasser einmal nicht drehte. Im Winter allerdings werde das Wasserrad abgestellt, wenn die Temperatur unter null Grad falle wegen des Eises. «Es sieht dann aber schön aus mit dem Eis», bekräftigt er. Es könne aber vorkommen, dass sich das Wasserrad wegen einer Störung nicht dreht. Wild schaut, dass immer alles in Ordnung ist. Das Wasserrad gehöre zum Schwamendinger Wald und soll deshalb so lange wie möglich weiterbetrieben werden. «Es dient auch immer wieder als Fotosujet.»
Beliebter Picknickplatz
Beim Wasserrad hat es einen Picknickplatz mit Feuerstelle, der rege genutzt wird. Deshalb ist auch Littering ein Thema. Einen Abfallkübel hat es, allerdings ist dieser neu gemäss Wild am falschen Ort, nämlich direkt vor dem Zaun des Wasserrads.
Knebel ins Wasserrad
Ein Problem ist Vandalismus. So stecken zum Beispiel Jugendliche immer wieder Knebel ins Wasserrad. Aufgrund von Vandalismus sollte jetzt das Radlager ausgewechselt werden. «Ich habe Grün Stadt Zürich darauf aufmerksam gemacht», erzählt Wild. Das Lager sei mechanisch kaputt durch Vandalismus. Das sei eine grössere Sache. Grün Stadt Zürich ist zuständig für den Unterhalt. Allgemein ist der Unterhalt des Wasserrads ein grösserer Aufwand, so muss es zum Beispiel regelmässig geschmiert werden. Wild erledigt regelmässig Arbeiten und putzt auch die Wasserdurchlässe, zum Beispiel nach Gewittern. Für Letzteres wird er von der Holzkorporation entschädigt. Warum macht er das? «Ich bin ein Einheimischer und mein Vater Hans Wild war Förster. Zudem wohne ich in der Nähe.» Er sammelt auch immer wieder Daten wie zum Beispiel über die Förster anno dazumal und ob die Brunnen mit Quellwasser oder Leitungswasser gespiesen werden.
Gründung Stadtkreis 12
Das Wasserrad wurde zum Anlass Gründung des Stadtkreises 12 hergestellt. Jeder Verein sollte damals etwas zu einem Fest beitragen. Die Männerriege entschied sich für ein Wasserrad. Beim Bach oberhalb der Hubenstrasse ist es seit 1976, was vor Ort auf einem Stein angeschrieben ist. Das Wasserrad wurde von Schreiner Heiri Meier geschaffen. Es hat ein Gesamtgewicht von zirka 500 Kilogramm. Das Rad wurde von Emil und Werner Peter zum Bach transportiert, die Mauerarbeit hat die Feuerwehr Schwamendingen gemacht und die Schlosserarbeiten Hans Zeindler, wie im «Euses Schwamendingen vom November 2006 zu lesen ist. Die Leitung hatte Louis Olivetti inne. Und immer wieder zugepackt haben Mitglieder der Männerriege. «Es besteht vermutlich aus Lärchenholz», hält Wild fest.
Übers Wasserrad laufen ca. 220 Liter pro Minute, wenn es viel Wasser hat. Nach sehr heftigen Gewittern kann es aber auch mehr sein. Im Jahr 2026 wäre es 50 Jahre. «Es wäre schön, wenn zu diesem Anlass etwas stattfinden würde», meint Wild.
Name kommt von einem ehemaligen Kloster
Der Bach heisst übrigens Schwesternbungertbach. Das Schwesternbungert war ein Klösterli an der Waldgartenstrasse. Die Schwestern waren sozial tätig. Der Bach stammt aus dem Gebiet Unterholz/ Hüttenrain. Etwas weiter unten vereinigt er sich mit dem Brandbach von der Ziegelhütte zum Bocklerbach.
Die Stromerzeugung
Neben dem Wasserrad hat es eine schöne Tanne, die sich gut als Weihnachtsbaum eignen würde. «Es wäre schön, diese Tanne zu beleuchten», hält Wild fest. Der Strom sollte vom Wasserrad produziert werden. Allerdings produziere dieses wegen Verlustes nur etwa 25 Watt, was sich höchstens für ein Nachttischlämpli eigne.
Die Holzkorporation Schwamendingen ist Eigentümerin des nördlichen Teils des Zürichbergwaldes. Ihr Gebiet reicht von der Stadtgrenze Dübendorf im Osten bis zum Tierspital im Westen. Die bewirtschaftete Fläche umfasst rund 111 Hektaren Wald.
Als es noch die FEAM-Ausbildung gab
Wild hat eine Lehre bei der Albiswerk Zürich gemacht, heute Siemens. Er ist ausgebildeter FEAM Fernmelde-, Elektro- und Apparatemonteur. Das war in früheren Zeiten eine hochangesehene Fachausbildung. Gearbeitet hat Heinz wild im Bereich Radarentwicklung. Gesundheitshalber musste er allerdings früh aus dem Berufsleben austreten.