Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland
Zürich 2
06.10.2023
06.10.2023 22:50 Uhr

Wollimärt vom Wetter verwöhnt

Die Blasmusik der Verkehrsbetriebe Zürich – bei ihrem Konzert am Wollimärt.
Die Blasmusik der Verkehrsbetriebe Zürich – bei ihrem Konzert am Wollimärt. Bild: Jeannette Gerber
Flanieren, ausprobieren und einkaufen: Der traditionelle Wollimärt an der Kilchbergstrasse in Wollishofen erfreut sich grosser Beliebtheit. Dieses Jahr trat zum ersten Mal die Blasmusik der Verkehrsbetriebe Zürich am Quartiermarkt auf.

Jeannette Gerber

Wollishofen ist ein eher gemächliches Quartier und nicht unbedingt ein Hotspot für Partys oder sonstige hippe Veranstaltungen – abgesehen von den Events in der Roten Fabrik und dem Theaterspek­takel. Der Wollimärt ist somit eine Abwechslung im Alltag und sicher einer der Gründe für das zahlreiche Publikum, das sich alle sechs Monate an der Kilchbergstrasse einfindet – eine Tradition, die zeigt, wie schnell doch die Zeit verfliegt.

Seit bald 40 Jahren erfreut sich der Quartiermarkt grosser Beliebtheit. Diesen Herbst zeigte sich Petrus von seiner goldenen Seite. Zwar begann der Markt bei bedecktem Himmel, der sich aber just zum Auftakt der Blasmusik der Verkehrsbetriebe Zürich lichtete und den Dirigenten Walter Brühlmann veranlasste, seine Musikerinnen und Musiker aufzufordern, sich ihrer Jacketts zu entledigen.

Am Morgen war der Ansturm des Publikums noch etwas verhalten, das erlaubte der regelmässigen Besucherin Jolanda Furegati, ihre zwei Hündchen dorthin auszuführen: «Ich bin froh über das gute Durchkommen, ohne dass die beiden riskieren, zertrampelt zu werden», sagte sie. Etwas später wäre das kaum möglich gewesen. Das zeigte sich besonders vor der Beiz «Im nasse Schluuch», wo sich eine lange Warteschlange beim Grill des Feuerwehrdepots bildete, die das Passieren wesentlich erschwerte.

Wer möchte einen «Wollidog»?

Wie immer wurde an den vielfältigen Ständen viel Sinnvolles und Unsinniges dargeboten. Es gab Brauchbares und Überflüssiges, Gesundes und Schlemmerhaftes, Wurstiges und Veganes, «Handglismetes» und Spielerisches, meist lokal Produziertes. Der Kinderflohmarkt fand neu auf dem Parkplatz des Restaurants Bürgli statt.

Prominent am Eingang der Kilchbergstrasse, am Stand des Alterswohnheims Tannenrauch, machte der Heimleiter Roger Zingg persönlich die Interessierten auf die Vorteile der Institution aufmerksam. Gleichzeitig verkauften seine Mitarbeiter Tannenrauchs «Wollidog», ein Wiedikerli vom Grill mit Sauerkraut – eine Neuheit.

Auch Chäs und Brot hatte eine Poleposition an der Ecke Albisstrasse, wo Tobias Frieman nicht nur diverse Königsklasse-Käsesorten anbot, sondern seine ganz eigenen Kreationen: Postkarten von diversen Spots in Wollishofen, die er fotografiert und künstlerisch interpretiert. Beim Familientreff Entlisberg durften die Kids eine Baumwolltasche mit Stempeln aus Kartoffeln und Früchten farbig bedrucken und gratis mit nach Hause nehmen.

Ein interessanter Stand war der von Raphaël Wolf und Aurélie Bernard. Wolf ist Mentalmagier, Kommunikationsexperte und Kinderbuchautor. Hier wurden Produkte rund um die Biene angeboten. Wolf erklärte: «Propolis ist ein Nebenprodukt der Honigbienen. Sie gewinnen den Grundstoff als harzige Substanz von Knospen und Wunden an Bäumen und tragen diesen in den Bienenstock. Der Imker kann dann an verschiedenen Stellen dieses Bienenharz abkratzen.» Schon im alten Ägypten sei Propolis beim Einbalsamieren von Mumien verwendet worden. Heute werde sie dank ihrer antibakteriellen Wirkung und anderer wohltuender Eigenschaften in Kosmetika und Heilmitteln verwendet.

Wolf und seine Partnerin verkaufen unter dem Namen Propolia neben Honig und Gelée royale Propolis-Tinkturen, -Salben, -Nasenspray etc. Alles angeblich entweder vorbeugend oder mit heilender Wirkung. Er als Kommunikationsexperte ist prädestiniert, als Verkäufer die Menschen zu überzeugen. Eine Passantin bestätigte, dass sie dank Propolis in völliger Gesundheit inzwischen 88 Jahre alt geworden sei. Wenn das kein Verkaufsargument ist!

Zufrieden mit den Verkäufen

Erika Pucci war wie immer am «Lismen», ihre Kreationen vor sich ausgebreitet. Wie der Verkauf denn so laufe diesen Herbst? «Der Batzen liegt den Menschen nicht mehr so locker in der Tasche wie auch schon», stellte sie fest. Doch sei sie trotzdem ganz zufrieden mit dem Verkauf. Es ginge ja auch um die Freude an der Sache.

Erstmalig am Wollimärt: der Stand Foodjizz, der die Aufmerksamkeit auf sich zog, da viele Kids davor wartend anstanden. Hier wurden sogenannte Faffles angeboten: eine Falafel-Masse im Waffeleisen ohne Fett zubereitet und mit grünem Salat, Cherrytomaten, Gurken und Zwiebeln gefüllt. Aber die Kinder standen an für die süsse, nicht ganz so gesunde Variante. Auf die Frage, wie die Dinger denn schmeckten? Die eindeutige Antwort: «Wunderbar.»

  • Raphaël Wolf und Aurélie Bernard verkauften an ihrem Stand Produkte rund um die Biene. Bild: Jeannette Gerber
    1 / 4
  • Idris (vorne) und Aron bedrucken Baumwolltaschen mit Kartoffeln und Früchten. Bild: Jeannette Gerber
    2 / 4
  • Der Stand von Foodjizz war neu dabei und servierte sogenannte Faffles – quasi Falafel-Waffeln. Bild: Jeannette Gerber
    3 / 4
  • Die ehemalige «Zürich 2»-Kolumnistin Erika Pucci war natürlich auch am Wollimärt anzutreffen. Bild: Jeannette Gerber
    4 / 4
Jeannette Gerber/Zürich24