Karin Steiner
In einem Punkt waren sich die Rednerinnen und Redner, die im Rahmen der Grundsteinlegung die rund 100 geladenen Gäste durch das geschichtsträchtige Koch-Areal führten, einig: Es ist ein historischer Moment, dass vier Bauträgerinnen gemeinsam ein neues Stadtquartier entwickeln. «Es war eine planerische Herausforderung», sagte Stadtrat André Odermatt, Vorsteher Hochbaudepartement. «Alle haben sich schliesslich zusammengerauft, Flexibilität und Kreativität waren dabei gefragt.»
Auf dem einen Baufeld errichtet Senn Development das Gewerbehaus «Mach». «Es ist ein Ort für urbane Produktion», so Geschäftsführer Johannes Eisenhut. «Zürich soll ein attraktiver Arbeitsplatz bleiben.» Auf einem weiteren Baufeld stellte Präsidentin Nathanea Elte das Projekt der Baugenossenschaft ABZ vor. Hier entsteht ein 86 Meter hohes Gebäude, das mit 200 Wohnungen gemeinnützigen Wohnraum für 500 Personen bietet.
Kulinarik, Zirkusluft und Park
Auch die Genossenschaft Kraftwerk1 schafft vielfältigen Wohnraum für 460 Menschen, daneben gibt es Gastrobetriebe und einen Kindergarten und der Zirkus Knopf wird hier eine Bleibe finden. Ein öffentlich zugänglicher Stadtbalkon führt direkt in den neuen Koch-Park, der von Grün Stadt Zürich realisiert wird. Dieser soll sowohl einen Erholungsraum für das Quartier bieten als auch von Nutzen für die Natur sein. «Einerseits entsteht hier mit dem ‹Jardin sauvage› eine naturnah gestaltete Wildnis und ein ökologisch wertvoller Ort», sagt Christine Bräm, Direktorin Grün Stadt Zürich. «Weiter wird die alte Kohlenlagerhalle erhalten als ein Treffpunkt und ein offener, gedeckter Ort für verschiedene Nutzungen.» Auch einige Bäume sollen trotz Grossbaustelle erhalten und alte Baumaterialien weiterverwendet werden.
«Der Koch-Park ist optimal an die Fassaden der Häuser angebunden», lobt Simone Brander, Vorsteherin Tiefbau- und Entsorgungsdepartement der Stadt Zürich, das Projekt. «Die begrünten Fassaden und Dächer der Häuser schliessen sich nahtlos an den Park an.»
Eine «LiteraTür» für die Zukunft
Schliesslich warteten die Gäste gespannt auf den eigentlichen Festakt, die Grundsteinlegung. Üblicherweise besteht ein Grundstein aus einer Box mit wichtigen Dokumenten rund um den künftigen Bau, doch dieses Mal wurde ein Grundstein der besonderen Art enthüllt: eine Züri-WC-Tür mit eingraviertem zukunftskritischem Text der von der Wohnungsnot betroffenen Zürcher Autorin Sibylle Berg, der Besucherinnen und Besucher des «stillen Örtchens» künftig zum Nachdenken anregen soll. «Wir holen uns die Stadt zurück», lautet der letzte Satz.