Carecci lebt vom Reden, er ist aber ein durchaus bescheidener Zeitgenosse. Der Name des Star-Moderators von Radio 24 («Ufsteller – d Morgeshow vo Züri») steht nicht einmal auf dem Flyer zur neuen Comedy-Reihe in Oerlikon. Dabei hat der 31-Jährige «Oerlikon Comedy in der ExKino-Bar» fast im Alleingang auf die Beine gestellt. Die Idee: Einmal im Monat wird der Raum im ehemaligen Sexkino zum Comedy-Abend. Die Gäste der Premiere am nächsten Dienstag sind Reena Krishnaraja, Mateo Gudenrath und Renato Kaiser. Namen, die zumindest bei Interessierten sehr bekannt sind. Zugpferde der schon geplanten Abende im Dezember und im Februar sind dann Joel von Mutzenbecher, Fabian Unteregger und Zukkihund.
Sendung von 5 bis 10 Uhr
Wir treffen Luca Carecci in der Bar, wo er gerade die erwähnten Flyer einpackt. Der Radio-Promi wirkt vom ersten Moment an sympathisch, unaufgeregt und authentisch. Vielleicht liegt es daran, dass er als Radiomensch sich selber nicht ganz so wichtig nimmt. Dabei gilt die legendäre «Morgenshow» von Radio 24 als erfolgreichste und meistgehörte Morgensendung der Schweizer Privatradioszene. «Auch wenn das Radio nicht mehr den ganz so grossen Stellenwert hat wie vor 20 Jahren, haben wir immer noch Top-Zahlen», sagt Carecci. Eine der wichtigen Hörergruppen sind die Autofahrer. Da gelte es, Staumeldungen ins Programm zu integrieren. «Wenn man beim Gubrist eine Stunde im Stau stehen muss, gehe ich darauf sicher ein», sagt Carecci.
Er selber beginnt jeweils um 5 Uhr mit dem Moderieren, wobei die erste Stunde meist eher ruhig verläuft. «Dann sind die meisten Hörer ja noch am Schlafen oder wachen erst auf. Richtig los geht’s dann um 6 Uhr.» Support bekommt Carecci jeweils von einem Redaktor, mit dem er sich viel austauscht. Gemeinsam bestimmt man, welche Meldung und welche Story wie gewichtet wird. Carecci reizt – ganz Radiomensch – aber durchaus das Spontane. Ein Beispiel: Schlagzeilen gemacht hat der komplette Systemausfall vor einigen Wochen, als Carecci die Sendung virtuos rettete. «Oft ist es am besten, wenn man Probleme oder auch eigene Fehler direkt anspricht. Das gibt lustigerweise auch am meisten positive Feedbacks», sagt Carecci und lacht. Er, der auch viele Social-Media-Kanäle von Radio 24 betreut, teilt sich die «Morgenshow»-Moderation mit Nina Roost. Die beiden können ihren Arbeitsplan selbstständig einteilen. Oft moderieren sie zusammen und bilden so ein unterhaltsames Pingpong-Gespann. Oder sie wechseln sich ab, was insofern gut ist, weil beide Familie mit je einem kleinen Kind haben.
Trotz seiner erst 31 Jahre ist Luca Carecci fast schon ein alter Hase im Business. Nach seiner Lehre bei der Sunrise im damaligen Sunrise-Tower in Oerlikon konnte er bei Radio Energy ein Praktikum machen und stieg rasch zum gefragten Moderator auf, arbeitete hin und wieder auch mit der Szenengrösse Roman Kilchsperger zusammen.
Er scheint Top-Position anzuziehen
Bemerkenswert: Zu jener Zeit war Energy die Nummer 1 im Raum Zürich bei den Hörerzahlen. Dann wechselte Carecci zu Radio SRF 3. «Dort gefiel es mir schon auch, aber gewisse Abläufe waren mir schnell einmal zu kompliziert. So kündigte ich nach zwei Jahren ins Blaue hinaus», erzählt Carecci. Sobald die Kündigung die Runde machte in der Szene, meldete sich auch schon Radio 24. Nun ist Carecci seit fast genau zwei Jahren das Aushängeschild dieses ältesten Privatradios der Schweiz. Ob er den Erfolg gepachtet hat? Denn mittlerweile ist Radio 24 wieder die Nummer 1 bei den Hörern, sogar schweizweit.
Das ist von grosser Bedeutung für die Werbewirtschaft. Übrigens weit vor Radio 1 mit Besitzer Roger Schawinski. Schawinski, als Einschub für jüngere Leserinnen und Leser, gründete Radio 24 im Jahr 1979, sendet damals aus Norditalien in die Schweiz und sorgte damit für die spätere Liberalisierung der Schweizer Radiolandschaft. 2001 verkaufte dann Schawinski sein Lebenswerk an die TX-Group («Tagesanzeiger», «20 Minuten» etc). Seit 2011 ist die Aargauer Familie Wanner Besitzerin des Radios, das mittlerweile eingebettet ist in eine Palette von Angeboten wie Züritoday und natürlich Tele Züri. Standort ist das «Leonardohaus» an der Thurgauerstrasse 80 in Oerlikon.
Kurzer Arbeitsweg
Weil Luca Carecci mit seiner Familie am Bucheggplatz wohnt, ist der Arbeitsweg trotz der Herrgottsfrühe erträglich kurz. Und sein Comedy-Projekt? Carecci findet, dass es endlich an der Zeit sei, dass in Zürich-Nord und natürlich in seiner Heimat Oerlikon eine Comedy-Show eingeführt wird. «Ganz im Sinn von ‹Lachen statt stöhnen›», findet Carecci. Er spricht damit augenzwinkernd auf die Vergangenheit der «ExKinoBar» als Sexkino an. Eine Zeit, als Zürich-Nord einfach anders war. Vielleicht eine Spur bünzliger, korrekter, ruhiger.
Also Vorhang auf für die Premiere und die zwei schon geplanten Fortsetzungen! Der Erfolg wäre dem Oerliker Manager, aber auch dem Quartier, zu gönnen.